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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Das Dresdener Kunstgewerbemuseum
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0064

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119

Kunstliteratur.

12"

Bedacht genommen, auf eine Vorbildersammlung, die,
wohlgeordnet, bis jetzt ca. 6000 Blätter enthält und
auf eine Ornamentstichsammlung. Möge das Unter-
nehmen unter warmer Betheiligung der Jndustriellen
und des Publikums einen regen Fortgang nehmen! Eine
vortheilhafte Einwirkung auf die kunstgewerbliche» Ver-
hältnisse Sachsens dürfte nicht ausbleiben.

ünnstlitel-atur.

V. U. vitlot, l.es vi-evet. Uuris, Uibrnirie äo li'.IIiäot,

1876. 8. XXXVII u. 136 S.

Die französische Kunst hat, was Radirung und
Kupferstich anbelangt, aus der ersten Zeit dieser Kunst-
gattung nicht viel aufzuweisen; es reducirt sich auf
einige Uvintrs-A'ruvsurs, die von der Kunstgeschichte bald
erledigt' sind. Wenn wir den Meister mit dem Ein-
horn (Jan Duvet), Etienne de Laulne, I. de Gour-
mont, .Renä Bohvin, I. Perissin, L. Gaultier und
Th. de Leu genannt haben, so sind damit so ziemlich die
Koryphäen des 16. Jahrhunderts angesiihrt. Dagegen
hat Frankreich im 17. und 18. Jahrhundert eine Reihe
von Künstlern aufzuweisen, die für imnier eine Zierde
der Kunst des Grabstichels und eine Freuve der Kunst-
sammler bleiben wcrden; es sind die großen Bildniß-
stecher, die uns einen Reichthum von Porträts franzö-
sischer Persönlichkeiten hinterlassen haben, deren glänzende
und elegante Ausführung uns den französischen Grab-
stichel auf seiner klassischen Höhe zeigt. Da die Zeit,
in der die dargestellten Personen lebten, eine reich be-
wegte war und dadurch diese als berühmte Männer und
Franen in weiten Kreisen bekannt wurden, so gewinnen
ihre Bildnisse noch wesentlich an Bedeutung. Eine
reiche Sammlung solcher Blätter ist eine historische
Jkonographie jener Jahrhunderte. Die drei berühmten
Bilvnißstecher R. Nanteuil, A. Masson, Gerh. Edelinck
haben bereits einen Biographen und Beschreiber ihrer
Werke an Rob. Dumesnil (ksintrs-Aruvsur Irunyuis)
gefunden. Auch Mellan's Werk ist bereits von Mon-
taiglon beschrieben. Dafür hatte sich mit den gleich-
falls berühmtcn Künstlern dieser Zeit, den drei Stechern
Drevet und den drei Poilly noch kein Kunsthistoriker
eingehend befaßt. Eine dieser Unterlassungssünden ist
denn endlich gut gemacht. Ambroise Firmin Didot, der
bekannte Chef der gleichnamigen Firma in Paris, zu-
gleich ein eifriger Kunstsammler und anerkannter Kunst-
kenner, hat in dem oben angeführten Werke uns seine
Forschungen über das Leben und die Thätigkeit des
P. Drevet, P. I. Drevet, dessen Sohnes und Cl- Drevet,
dessen Neffen, hinterlassen. Leider hinterlassen! Denn
wenige Tage vor der Publikation des Werkes hat der
Tod den Verfasser hinweggerafft.

Zn der Einleitung werden, wie üblich, die bio-

graphischen Ütachrichten zusammengestellt. Manche Un-
richtigkeiten über die genannten Künstler, wie sie in
manchen Büchern kolportirt wurdcn, werden berichtigt-
So hatte man P. Drevet, weil er sich aus Rigaud's
Porträt: „Lugdunensis" nennt, in Lyon geboren geglaubt.
Er ist aber, wie der beigebrachte Taufschein nachweijt,
in Lyonnais (Dspartement du Rhone) geboren. Da er
am 16.August 1663 getauft wurde, so mag sein Geburts-.
tag nicht weit vor dieses Datum zu setzen sein, uni st
weniger, als er, wie der Taufschein meldet, wegenSchwäch-
lichkeit bereits die Nothtaufe erhalten hatte. Zum Künst-
ler wurde er bei Germain Audran in Lyon unb daiin
bei ^Gerh. Audran in Paris herangebildet. Mit deM
Maler H. Rigaud schloß er die innigste Freundschast,
woraus sich die große Zahl von (41) Bildnissen nach
diesem erklärt. Drevet war der beste und trcueste
Jnterprct des berühmten Bildnißmalers. Jm Jahrc
1696 wurde er „Aruvonr äu Roi" und im I. 1726
erhielt er im Louvre eine Wohnung. Er starb den
9. August 1738. — Sein einziger Sohn Peter Jmbert,
geb. zu Paris am 22. Juni 1697, trat als Künstlcr'
ganz in die Fußstapfen seines Vaters; seine Porlräts
sind von den Werken seines Baters kaum zu unler
schciden, und da er sich oft nur P. Drevet zeichnete,
so war in den Handbüchern eine wahre Konfusion ent-
standen. Didot's Werk, das nach archivalischen »nd
biographischen Urkunden über die Dargestellten cinc
Sichtung und feste Bestimmung einführt, ist ein wesei>t(
licher Fortschritt. Der Künstler war lange geisteskraist
und starb am 27. April 1739. — P. Drevet's Nefst
Claude ist 1705, wahrscheinlich in Lyon, geboren, »nd
war ein Schüler scines Onkels. Der Tod ereilte ih"
im November 1745.

Von P. Drevet verzeichnet Didot 125 Stiche,
seinem Sohne 33 und von seinem Neffen 15. ^c>

jedem Blatte fügte der fleißige Autor auch historisch^
Notizen hinzu; die Abdrucksgattungen sind gewissenhast
angegeben und beschrieben.

Wer in öffentlichen und Privatsamnilungen Blättc''
der genaunten Künstler in guten Abdrücken zu sth^
Gelegenheit hatte, wird zugestehen, daß hier, was korrck^
Zeichnung, lebendige Auffassung der Porträtähnlichkc'l'
elegante Führung des Grabstichels anbelangt, wah^
Kunstwerke geboten werden. Es sind sarbige Sti^
pur sxooUönos; die Carnation, die verschiedenen Str'kst'
die Broderien sind mit Meisterschaft behandelt und
dem Ganzen breitet sich eine Harmonie aus, wie
sic vom Maler erwartet, von einem Stecher, der
metallenem Griffel auf einer spröden Metallplatte arbcitc'
nicht vermuthen würde.

Wir können auf die Hauptwcrke des
nicht weiter eingehen, doch müssen wir
noch cines Umstandes Erwähnung thun.

Künstlcrs h^,

Schkust^

hat,

zum
Didot
 
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