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Nekrolofle. — Sommlungen und Ausstellungen.
122
^ der Katalog zeigt, nicht allcin fleißige Studien in
^'anzösischen Sammlungen gemacht; er blieb nicht bei
leider bei Franzosen tief eingewurzelten Meinung
^ chen, chues sranzösischcn Künstlers Werk nur in
zu finden sei und das Ansland nichts Neues mehr
'eten könne; er gab dieses Vorurtheil seiner französischen
^Hegen auf nnd konsultirte auch reiche Sammlungen
Es Auslandes. Thibaudeau stellte im Brilischen Mu-
>eurn, Artaria in den Wiener Sammlungen und der
^lerzeichnete im Berliner Museum Recherchen an. Da
'dot bxj Abdrucksgattung auch die Sammlung
»»führt, in welcher sich dieselbe findet, so kann man sich
'cht überzeugen, daß diese Nachforschungeu nicht ohne
^fentliche Bereichcrungcn, die das Ausland gcboten hat,
^l'lieben sind. Es wäre für die Kunstgeschichte, besonders
^'f dein Gebiete dcs Stiches, von großem Vortheil, wenn
Norschxr Mcr Nationen sich zu dcm Zwecke vcreinen
^'llten, durch Nachforschungen in ihrer Umgcbung sich
^chselseitig bei ihrcn Arbeiten zu unterstützen. Es ware
^ angcnehm, wenn ich hiermit einer fruchtbaren und
d ^»sfahigen Jdee dcn Ausdruck gegeben hättc.
sill Ausstattung des Werkes ist splcndid, wie es
l bci Wcrken der gcnanntcn Firma von sclbst ver-
cht; ein Porträt des P. Drevct, nach einem Gemälde
, " H- Rigaud, ziert dasselbe und zwei Verzeichnisse
^»es der Maler und ein sachliches) erleichtern das
^"^"chen. Das Werk itz eine besonders von Samm-
" »nd Jnstituten mit Freuden aufzunehmende Er-
chkttnirig. Pawlowski, der Bibliothekar des Verfassers,
^ bei Redaktion des Werkes scincn Chef mit Eifer
^"slützt. — Wie wir soeben HLren, soll Didot's be-
z. l»»e Sammlunq zu Anfanq des neuen Jahres zur
^'steig°rung kommen J.E.Wcffe,y.
!» Kupfcrstichwerk, in Lichtdruck von E. Obernetter
>N Nal.!!che»' erscheint in zehn Lieferungen bei S. Soldan
hauz »»brg. Die Publikation läßt, soweit sie vorliegt, eine
^liche .^»giiche Facsimile-Reproduktion der Dürer'schen
/rwurten, so daß sie dem Liebhaber, der nicht um der
'-leistex » willen, sondern aus künstlerischem Jnteresse alte
Ersch, derreproducirendentiünstesainmelt, vollständigen
Dr»^ »^währt für die bekanntlich nur noch selten in guten
-?'»>Nenu dann zu enormen Preisen auf den Markt
Originale. Der eiuleitende Text ist aus dcr
si»d d?^' ^iibke's geflossen, die zu Grunde liegenden Originale
»> Münchener Kupferstichkabinet entnommen.
Nekrologr.
^»iikis!Ä-^äbct, einer der bemerkenswerthesten Bildhauer
a r>s a>n ' geboren Z» Nuits 1815, ist am 24. Oktober in
^»»stscb,,/»»ben. Seine erste Ausbildung empfiug er an der
,l»de, öu Dijon. Als Vorbild diente ihm Fraiwois
freie Originalität er frcilich nicht crreichte. Von
S»'>>lkun *»?» i» Petersburg bei der plastischen Aus-
i »steu ijg der Jsaakskirche thätig und auch vielfach mit
a istariz ».oen kaiserlichen Hof beschäftigt. Daun ließ er sich
I, itcu u ^der, ivo er u. A. bei den plastischen D-korations-
kl» Tuilo»^' Verbindungsgalerien zwischen dem Louvre und
!?»f er -^» Veschäftigung fand. Für das Handelstribunal
die n^»e aüegorische Kolossalfiaur, „Der Seehandel",
gei,n,,»s ^per die Figuren des Gesanges und der Musik.
»t wurde scin Name neuerdings bei Gelegenheit
der inFolgeultramontanerHetzereicn erfolgtenZertrümmerung
des zur Erinnerung an die Schlacht bei Dijon (30. Oktober
1870) in dieser St'adt errichteten Denkmals mit der Figur
der „Resistance", die von ihm herrührte. Die ihm ziige-
sicherte Wiederherstellung des Denkmals sollte er nicht
erleben.
Sammlniigeii niid ÄiisstrUiinykii.
O. Düsscldorf. Wenn auch die Wahl der Bilder'
ivelche der Verein für historische Kunst ankauft und so gleich-
sam dem Vaterlande als Musteriverke vorstellt, nicht immer
eine glückliche genannt werden kann, so müssen ivir doch seine
Wirksamkeit im großen Ganzen als eine segensreiche er-
kennen. Er regt die jungen Künstler an, ihr Auge wieder
dem großen Felde der Geschichte zuzuivenden, wo so viele und
reiche Ernten winken. Bei Betrachtung historischer Charaktere
und Vorgänge sammelt und klärt sich der Geist und lernt
auch das tägliche Leben, welches ja auch ein Stück Geschichte,
wenigstens der Kulturgeschichte, derGegenwnrt, ist, tiefsinniger
anschaucn und mit mehr Verständniß und feinerem Sinn
darstellen. So dehnt der Verein scinen Einfluß noch weit
über den ihm eigenthümlichen Kreis aus. Ein Beispiel seincr
wolilthätigen Anregung zeigt sich uns hier in dem Bilde vvn
Eliff Peterssen, ,',Königin Elisabeth von Schwedcn bittet ihre»
Gemahl Christian II. um die Begnadigung von Torben Oxe,
den Gouverneur des Schlosses von Kopenhagen". Der
gcschichtliche Jnhalt des Gemäldes ist in Kürze' folgender:
Christian II., König von Dänemark, Schweden und Nor-
wegen, ein Mann von heftiqem Charakter und sehr nach-
lässig erzogen, vcrliebte sich schon als Kronprinz auf einem
Kriegszuge nach Holland in die schöne Tochter einer Gast-
ivirthin, Dyvicke genaniit. Diese sowohl als ihre Mutter
geivnnncn cinen uuumschränkten Einfluß auf ihn, welcher
auch dann noch fortdauerte, als er sich nach seiner Thron-
besteigung mit Elisabeth, der Schwester Karl's V., vermählte.
Bald darauf abcr starb die schöne Dpvicke, und man klagte
die Verwandten von Torben Oxe, des Gouverncurs v'on
Kopenhagen, an, sie vergiftet zu haben. Nachdem dieser cine
frühere Liebe zu der jungen Holländerin gestanden hatte,
und so deS Königs Zorn und Schmerz verdoppelt waren,
ließ Christian deiiselben hiiirichtcn. Diesen Ausgang läßt
uns das Bild nicht erwarten, vielmehr glaubt der un'befangeiie
Beschauer, in Christian's strenger Seele werde das Miileid
siegen, er inüssc dem Flehen seincr knieenden Gemahlin nach-
geben und den bittenden Verwandtcn den Gefangeneu ivieder
schenken. Schon reicht ihm der Sekretär die Feder hin,
Spannung und schmeichlerisches Drängen in jedem Zuge des
Gesichtes.' Dcr König braucht nur die Hand ein weiiig zu
öffnen und die Feder gleitet von selbst hinein Wir w'issen
abcr aus der Geschichte, dnß sich diese energische Faust nicht
aufthun, daß der zusammengekniffene Mund'nur reden ivird,
um das Todesurthcil zu bestätigen. Die alte geistliche Frau
im Vordergrunde hat uiiisonst die Stille des Klosters ver-
lassen um an den Hof zu kommen, die dicke Kleine in dem
iveißen Kopftuch richtet vergebens das große Auge gespannt
auf den König. Der Legät des Papstes, welchen wir am
rothen Käppchen und Kragen erkennen, behält Recht und
scheint mit seinein tückischen Gesicht auf neue Jntrigucn
zu sinnen. Die im Hintergrunde mit einander flüsternden
Rathsherren, welche von eiiiem einfallenden Streiflicht pikant
beleuchtet sind, werden der Welt bald das Endurtheil des
Monarchen zu verkünden haben. Wenn auch das eben be-
schriebene Bild leider in der Zeichnung mangelhaft ist, ja
der Zusammenhang, z. B. in der Figur der Königin, ganz
fehlt, wenn Manches darin weder fein durchdacht noch fein
in der Farbe ist, so müßten wir uns doch selbst der größten
Ungerechtigkeit zeihen, wollten wir dasselbe trotzdem nicht als
ein gelungenes und hervorragendes Werk bezeichnen. Der
Kerii des'Bildes, das Fundäment desselben ist vortrefflich.
Die Begebenheit stellt sich klar dar; ohne Kopfzerbrechen weiß
man, worum es sich handelt; die Seelenzustände der Be-
theiligten prägen sich deutlich aus, die Hauptperson, der
König, dessen Härte und Eigensinn auf seinem Gesicht ge-
schrieben stehen, dessen tragisches Ende man bei seinem Än-
blick ahnt, ist wirklich die Hauptperson, an der das Jnteresse
haften bleibt, kurz, es ist in dem Bilde das Gewicht auf das
Nekrolofle. — Sommlungen und Ausstellungen.
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^ der Katalog zeigt, nicht allcin fleißige Studien in
^'anzösischen Sammlungen gemacht; er blieb nicht bei
leider bei Franzosen tief eingewurzelten Meinung
^ chen, chues sranzösischcn Künstlers Werk nur in
zu finden sei und das Ansland nichts Neues mehr
'eten könne; er gab dieses Vorurtheil seiner französischen
^Hegen auf nnd konsultirte auch reiche Sammlungen
Es Auslandes. Thibaudeau stellte im Brilischen Mu-
>eurn, Artaria in den Wiener Sammlungen und der
^lerzeichnete im Berliner Museum Recherchen an. Da
'dot bxj Abdrucksgattung auch die Sammlung
»»führt, in welcher sich dieselbe findet, so kann man sich
'cht überzeugen, daß diese Nachforschungeu nicht ohne
^fentliche Bereichcrungcn, die das Ausland gcboten hat,
^l'lieben sind. Es wäre für die Kunstgeschichte, besonders
^'f dein Gebiete dcs Stiches, von großem Vortheil, wenn
Norschxr Mcr Nationen sich zu dcm Zwecke vcreinen
^'llten, durch Nachforschungen in ihrer Umgcbung sich
^chselseitig bei ihrcn Arbeiten zu unterstützen. Es ware
^ angcnehm, wenn ich hiermit einer fruchtbaren und
d ^»sfahigen Jdee dcn Ausdruck gegeben hättc.
sill Ausstattung des Werkes ist splcndid, wie es
l bci Wcrken der gcnanntcn Firma von sclbst ver-
cht; ein Porträt des P. Drevct, nach einem Gemälde
, " H- Rigaud, ziert dasselbe und zwei Verzeichnisse
^»es der Maler und ein sachliches) erleichtern das
^"^"chen. Das Werk itz eine besonders von Samm-
" »nd Jnstituten mit Freuden aufzunehmende Er-
chkttnirig. Pawlowski, der Bibliothekar des Verfassers,
^ bei Redaktion des Werkes scincn Chef mit Eifer
^"slützt. — Wie wir soeben HLren, soll Didot's be-
z. l»»e Sammlunq zu Anfanq des neuen Jahres zur
^'steig°rung kommen J.E.Wcffe,y.
!» Kupfcrstichwerk, in Lichtdruck von E. Obernetter
>N Nal.!!che»' erscheint in zehn Lieferungen bei S. Soldan
hauz »»brg. Die Publikation läßt, soweit sie vorliegt, eine
^liche .^»giiche Facsimile-Reproduktion der Dürer'schen
/rwurten, so daß sie dem Liebhaber, der nicht um der
'-leistex » willen, sondern aus künstlerischem Jnteresse alte
Ersch, derreproducirendentiünstesainmelt, vollständigen
Dr»^ »^währt für die bekanntlich nur noch selten in guten
-?'»>Nenu dann zu enormen Preisen auf den Markt
Originale. Der eiuleitende Text ist aus dcr
si»d d?^' ^iibke's geflossen, die zu Grunde liegenden Originale
»> Münchener Kupferstichkabinet entnommen.
Nekrologr.
^»iikis!Ä-^äbct, einer der bemerkenswerthesten Bildhauer
a r>s a>n ' geboren Z» Nuits 1815, ist am 24. Oktober in
^»»stscb,,/»»ben. Seine erste Ausbildung empfiug er an der
,l»de, öu Dijon. Als Vorbild diente ihm Fraiwois
freie Originalität er frcilich nicht crreichte. Von
S»'>>lkun *»?» i» Petersburg bei der plastischen Aus-
i »steu ijg der Jsaakskirche thätig und auch vielfach mit
a istariz ».oen kaiserlichen Hof beschäftigt. Daun ließ er sich
I, itcu u ^der, ivo er u. A. bei den plastischen D-korations-
kl» Tuilo»^' Verbindungsgalerien zwischen dem Louvre und
!?»f er -^» Veschäftigung fand. Für das Handelstribunal
die n^»e aüegorische Kolossalfiaur, „Der Seehandel",
gei,n,,»s ^per die Figuren des Gesanges und der Musik.
»t wurde scin Name neuerdings bei Gelegenheit
der inFolgeultramontanerHetzereicn erfolgtenZertrümmerung
des zur Erinnerung an die Schlacht bei Dijon (30. Oktober
1870) in dieser St'adt errichteten Denkmals mit der Figur
der „Resistance", die von ihm herrührte. Die ihm ziige-
sicherte Wiederherstellung des Denkmals sollte er nicht
erleben.
Sammlniigeii niid ÄiisstrUiinykii.
O. Düsscldorf. Wenn auch die Wahl der Bilder'
ivelche der Verein für historische Kunst ankauft und so gleich-
sam dem Vaterlande als Musteriverke vorstellt, nicht immer
eine glückliche genannt werden kann, so müssen ivir doch seine
Wirksamkeit im großen Ganzen als eine segensreiche er-
kennen. Er regt die jungen Künstler an, ihr Auge wieder
dem großen Felde der Geschichte zuzuivenden, wo so viele und
reiche Ernten winken. Bei Betrachtung historischer Charaktere
und Vorgänge sammelt und klärt sich der Geist und lernt
auch das tägliche Leben, welches ja auch ein Stück Geschichte,
wenigstens der Kulturgeschichte, derGegenwnrt, ist, tiefsinniger
anschaucn und mit mehr Verständniß und feinerem Sinn
darstellen. So dehnt der Verein scinen Einfluß noch weit
über den ihm eigenthümlichen Kreis aus. Ein Beispiel seincr
wolilthätigen Anregung zeigt sich uns hier in dem Bilde vvn
Eliff Peterssen, ,',Königin Elisabeth von Schwedcn bittet ihre»
Gemahl Christian II. um die Begnadigung von Torben Oxe,
den Gouverneur des Schlosses von Kopenhagen". Der
gcschichtliche Jnhalt des Gemäldes ist in Kürze' folgender:
Christian II., König von Dänemark, Schweden und Nor-
wegen, ein Mann von heftiqem Charakter und sehr nach-
lässig erzogen, vcrliebte sich schon als Kronprinz auf einem
Kriegszuge nach Holland in die schöne Tochter einer Gast-
ivirthin, Dyvicke genaniit. Diese sowohl als ihre Mutter
geivnnncn cinen uuumschränkten Einfluß auf ihn, welcher
auch dann noch fortdauerte, als er sich nach seiner Thron-
besteigung mit Elisabeth, der Schwester Karl's V., vermählte.
Bald darauf abcr starb die schöne Dpvicke, und man klagte
die Verwandten von Torben Oxe, des Gouverncurs v'on
Kopenhagen, an, sie vergiftet zu haben. Nachdem dieser cine
frühere Liebe zu der jungen Holländerin gestanden hatte,
und so deS Königs Zorn und Schmerz verdoppelt waren,
ließ Christian deiiselben hiiirichtcn. Diesen Ausgang läßt
uns das Bild nicht erwarten, vielmehr glaubt der un'befangeiie
Beschauer, in Christian's strenger Seele werde das Miileid
siegen, er inüssc dem Flehen seincr knieenden Gemahlin nach-
geben und den bittenden Verwandtcn den Gefangeneu ivieder
schenken. Schon reicht ihm der Sekretär die Feder hin,
Spannung und schmeichlerisches Drängen in jedem Zuge des
Gesichtes.' Dcr König braucht nur die Hand ein weiiig zu
öffnen und die Feder gleitet von selbst hinein Wir w'issen
abcr aus der Geschichte, dnß sich diese energische Faust nicht
aufthun, daß der zusammengekniffene Mund'nur reden ivird,
um das Todesurthcil zu bestätigen. Die alte geistliche Frau
im Vordergrunde hat uiiisonst die Stille des Klosters ver-
lassen um an den Hof zu kommen, die dicke Kleine in dem
iveißen Kopftuch richtet vergebens das große Auge gespannt
auf den König. Der Legät des Papstes, welchen wir am
rothen Käppchen und Kragen erkennen, behält Recht und
scheint mit seinein tückischen Gesicht auf neue Jntrigucn
zu sinnen. Die im Hintergrunde mit einander flüsternden
Rathsherren, welche von eiiiem einfallenden Streiflicht pikant
beleuchtet sind, werden der Welt bald das Endurtheil des
Monarchen zu verkünden haben. Wenn auch das eben be-
schriebene Bild leider in der Zeichnung mangelhaft ist, ja
der Zusammenhang, z. B. in der Figur der Königin, ganz
fehlt, wenn Manches darin weder fein durchdacht noch fein
in der Farbe ist, so müßten wir uns doch selbst der größten
Ungerechtigkeit zeihen, wollten wir dasselbe trotzdem nicht als
ein gelungenes und hervorragendes Werk bezeichnen. Der
Kerii des'Bildes, das Fundäment desselben ist vortrefflich.
Die Begebenheit stellt sich klar dar; ohne Kopfzerbrechen weiß
man, worum es sich handelt; die Seelenzustände der Be-
theiligten prägen sich deutlich aus, die Hauptperson, der
König, dessen Härte und Eigensinn auf seinem Gesicht ge-
schrieben stehen, dessen tragisches Ende man bei seinem Än-
blick ahnt, ist wirklich die Hauptperson, an der das Jnteresse
haften bleibt, kurz, es ist in dem Bilde das Gewicht auf das