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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Die akademische Ausstellung in Berlin, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0045

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Jahrgang.

Nr. 6.

Lciträgc

^-«'vr.C.V.Liikow
^ len,Theresianmngasse
->°d.°ndieBcrlnl,s».
^div,ig. KSuigsstr. S),
richten.

ilovemlier

Inscralc

L 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kunsthandlung an-
genommen.

1876.

Beiblatt znr Zcitschrist snr vildendc Kunst.

Dies Blatt, jede Wochc am Freitag erscheinend, erhalten dic Adonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" goati8; für sich allcin bezogen
kostel dcr Jahrgang g Mark sowohl ini Buchhandel wie auch b-i d-n dcutschen und östcrreichischen Postanstalten.

Juh

Dic akadcmischc Kunstausstellung In Berlin. IV. — Gnauth und Leskcr, Deutsches Malcr-Journal; Neue Publikatton übcr das Wiencr
Belvedere. — Kassclcr Kunstvercin. — Vom dcutschen Architcktcntag. — Zeitschristen. — Berichtigung. — Jnseratc.

ik akademische Lunstausstellung in Gerlin.

IV.

Es war vorauszusehen, daß ein sensationelles Talent
^ Älnia-Tadema, der auf der vorigen Ausstellung
-v Prachtstücken erster Qualität brillirte, ein ganzes
^ ^ von Nachahmern auf die Beine bringen würde.
^ die eininenten Borzüge des Niederländers mit klarem
si^ ^üft, wird zu der Ueberzeugnng gelangen, daß
H ^schließlich äußerlicher Natur sind. Ein scharfer
o > ^nd, b'v feingebildeter Geschmack und ein außer-
Ntlicher Fleiß vereinigen sich hier mit einem unge-
h^^-en malerischen Können. welches uns vollste Be-
djx abnöthigt und das allenfalls denjenigen, der

h^^lluschlm Qualitäten eines Kunstwerkes zu würdigen
H Ekstase versetzt, niemals aber in unsercm

geb ^'bjenige Begeisterung hervorrufen wird, die der
degnadete Genins in uns erweckt. Freilich
Ta» ^ Grund, daß unsere Bewundernng Alma-
»n >mmer nur am Aeußerlichen haften bleibt,
^ildn^ stiner Stoffe liegen. Unsere klassische

»nso ^t nur unseren Verstand gefangen genommen;
der ^ nicht bei den Alten. Wir werden trotz

Wjx ^'bstreitbaren Meisterschaft eines Resurrektionisten
^tell "^^Ndema niemals zu ihnen eine gemüthliche
dnh^^il ^ewinnen. Fast schien es, als hätte der Maler
beiden Bilder der letzten Ausstellung die
dvn 'v unsere Anschauungs- und Gefühlsweise

in's . ^ NNtiken trennt, gebrochen. Es waren Griffe
^iken ^^^nschenleben hinein, eine Wiederbelebung der
dichj " ^i-nschen, die bis zur Täuschung ging und die
än>» geringsten Theile durch die warme Beleuchtnng

erzielt wurde. Wir glaubten beinahe an die Wahrheit
dieses ncu enthüllten Lebens und fingen an, den Archäo-
logen zu vergessen. Die Bilder, welche Alma-Tadema
auf die diesjährige Ansstellung geschickt hat, sind wieder
von dem archäologischen Schatzgräber gemalt worden.
Das cine zeigt uns, wie „Joseph, Jntendant des Pharao"
seinem „in der ganzen Majestät seiner Jnsolenz" thronen-
den Herrn einen Rechenschaftsbericht ablegt, der sich,
wie die rings um den kauernden Diener liegenden Proben
beweisen, nm die Kornkammern des Reichs dreht. Man
könnte den thronenden Pharao ebenso gnt für eine Mumie
halten, die in einem Museum egyptischer Alterthümer aus-
gcstellt ist. Während uns auf des Meisters letzten Bildern
gerade die ungesuchte und schlichte Ausstattung des antiken
Lokals anmuthete, machcn sich auf diescm Bilde sowohl als
auch auf dem zweiten, gegenwärtig ausgestellten in erster
Linie die Früchte dcs archäologischen Stndiums geltend.
Dieses zweite Bild stellt eine Audienz bei Agrippa dar
und führt uns vermuthlich in das Jnnere seines Palastes.
Die Lokalität ist nicht sonderlich klar angeordnet. Der
greise Schwiegersohn deS Augustus kommt, in eine pur-
pnrne Toga gekleidet, eine breite Treppe herabgestiegen.
Jn kürzem Zwischenraume folgt ihm die Schaar seiner
Klienten, die von der Menge, die am oberen Ende der
Treppe harrt, ehrfurchtSvoll begrüßt werden. Die Trcppe
mündet nach obcn in einen von einer offenen Säulen-
halle abgegrenzten Vorsaal, durch den man einen Blick
in's Freie gewinnt. Auch im Vorsaal drängt sich noch
allerlei Volk. Unten mündet die Treppe auf einen
kleinen, durch eine steinerne Brüstung nach hinten abge-
schlossenen Raum, in welchem der Sessel steht, auf den
Agrippa zugeht. Nechts von diesem Sitze steht der
 
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