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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Wolf, August: Gefahr für die Façade der Markuskirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0265

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Hahrgang.

^citrägc

C.V.Littiow

ieir,Tl)evesianunigasse

, ^b-nndiePerlaqsli.

Königsstr. 3),
öu richten.

24. Mai

Nr. 33.
Änscrate

ä 25 Ps. sür die drei
Mal gespaltene Peützeile
werden d°n jeder Buch-
nnd Knnsthandlung an-
genommen.

1877.

Bciblatl zur Zcitstlirist sür bildcndc Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Donnerstag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gnalis; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

^lt: Gefahr für die Fa^ade der Markuskirche. — C. T. Newton's Bericht über die Schätze von Mykenä. (Fortsetzung). — Mintrop, König

mann's Liebe. — I. B. Maoou si. - Arm und Spiegel der Venus von Milo. — Prof. Conze. - Düsseldorf. — München. — Zeitschriften.
Jnserate.

^efahr fjsr die Faeade der Markuskirche.

Nntcr dem Titel: „OWsrvaLicmI intorno ai Li-
^^ci intsrni sä sstorni äslla Hasilioa äi 8an Naroo,
^ tavolo illnstrativs äi alouns isoriNoni armsns
^tsnti nslla insässiina, äi L.Ivi86 kisro 2orr:i"
^ichien vor einigen Tagen bei Ongania (Münster's
Fchfolger) in Venedig eine Schrift von 183 groß
^ Eavseitx^ welche auch außerhalb Venedigs die höchste
^chtung verdient. Dieselbe geht aus von der vor
^'zeni vollendeten Restauration der südlichen Seite der
^ ^kuskirche, welche die letzten zehn Jahre in An-
^ch nahm, und von deren Beurtheilung, welche leider
Tativ ausfallen muß. Graf A. Zorzi widmet sein
^effliches Buch dem bekannten englischen Kunst-
^ehrten Zohn Ruskin, einem um Venedigs Kunst-
^uiale und deren Jllustration hochverdienten Manne.

Seiten


bankende Annahme dieser Widmung von
uskia'Z ist in Form eines geistreichen Briefes an Zorzi
siil ^"chc vorgedruckt und zeigt uns sofort, daß es

> Um nichts Geringeres handelt, als um die Rettung

tstn ^auptfayade von San Marco, deren Restau-
^ jetzt cben in Angriff genommen werden soll: eine
"geleg^^it, die gewiß das künstlerische Jnteresse von
Europa berührt. Der Verfasser weist in den vier
f^j^^s Buchcs folgende grobe Fchler bei der
Bta- - -

Ucation der Südseite nach:

^ Die von der Zeit den Säulen und dem übrigen
^Ut'nwx verliehene Farbe, sowie einige Ornamente
^ Abscheuern zerstört zu haben-

Große Marmortafeln mit Vertikalstreifen an

Stelle der im horizontal laufenden Zickzack gestreiften
früheren Platten eingesetzt zu haben.

3) Ein durch die ganze Fayade hinlaufcndes Zahn-
gesims schwächlicher und schmaler erneuert zu haben,
wodurch seine Form sehr wesentlich verändert wird.

4) Einige Originalkapitäle ohne Noth durch neue
ersctzt zu haben, desgleichen einige Marmorskülpturen;
beides aus überflüssiger Willkür.

5) Den Altar der Kapelle Zeno entfernt und an
dessen Stelle große Tafeln von abendländischem Marmor
cingesetzt zu haben.

6) Die Mosaiken, auch in den Fleischtheilen, mit
Glaspasten hergcstellt zu haben, statt aus Steinen.

7) Die Fehler früherer Restaurationen des Fuß-
bodens der Kirche wiederholt zu haben, sie durch barocke
Zuthaten noch überbietend, welche dem Stile alles
Uebrigen zuwiderlaufen; endlich all' dieses mit hand-
werksmäßigem Fleiße, aber in undauerhafter Weise aus-
geführt zu haben.

Die Beweisführung all' dieser Beschuldigungen ge-
schieht in schlagender Weise, in fester und männlicher
Sprache, ohne jeden Rückhalt.

Zorzi wendet sich zunächst gegen den Urfehler des
bei der S. Marco-Restauration bisher eingehalteueu
Systems, bei welcher an Stelle eines gewissenhaften
Architekten ein „Unlernehmer" (imxissurio) tritt,
welcher Alles so billig nnd so schnell herzustellen sucht,
wie niöglich, um so viel wie möglich reinen Gewinn
aus der bedungenen Sunune zu ziehen. Daß diesem
ein die Restauration übcrwachender „inASAnsrtz" bei-
gegeben ist, hält der Verfasser für unnütz, so lange der
Unternehmerkeine aus Künstlern gebildete, über ihmstehende
 
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