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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Bergau, M.: Das Epitaph des Walther von Cronberg in Mergentheim
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Aus Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0226

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443

Aus Tirol.

und zu seinem Gedächtnisse ein kostbares Grabmal aus
Purem Metalle, das W. v. C. noch zu Lebzeiten uo. 1539
in Augsburg auf seine Kosten fertigen ließ, aufgerichtet.
Es bestand in dem Bildniß des Hochmeisters in Lebens-
größe, der mit gefalteten Händen vor einem Crucifix
kniete. Am Fuße stand ein Todtenkopf mit der Jnschrift:

„Nit äsr 2sit

ull lioriwULll".

Dieses Epitaph wurde im Jahre 1810 auf Befehl des
Königs Friedrich von Württemberg von Mergentheim
fortgenommen und nach dem Schlosse Monrepos bei
Ludwigsburg gebracht, später unter König Wilhelm dem
Museum der bildenden Künste in Stuttgart einverleibt
und erst im Jahre 1853 nach Mergentheim zurück-
gebracht und dort in der rcstaurirten Dominikanerkirche
neben dem Hochaltar aufgestellt. R. Bergau.

Äus Tirol.

* i. Das Ferdinandeum zu Jnnsbruck hat nun das
Selbstporträt des Paul Dax, welches er in seinem 27.
Zahre malte, theuer gekauft, nachdem cs dasselbe vor
wenigen Jahren um ein Drittel des Preises hätte er-
werben können. Es zeigt das Brustbild des Künstlers
nicht ganz in Lebensgröße, eine tüchtige, mit Liebe aus-
geführtc Arbeit unter dem Einflusse Holbein's. Paul
Dax, dem der k. k. Rath David Schönherr in der
Zeitschrift des Ferdinandeums eine fleißige aktemnäßige
Biographie widmete, hat in Tirol viel gemalt; es blieb
aber von ihm nichts erhalten, als das Porträt. So
mußte das tirolische Museum in den sauren Apfel beißen
und das Bild kaufen. Dafür erhielt es das treffliche
Selbstporträt des Professors Blaas in Wien geschenkt; ein
Brustbild, lebensgroß, in dieser Gattung gewiß eine der
besten Arbeiten des bewährten Meisters, der zu den her-
vorragendsten Oesterreichs zählt. Lassen Sie mich auch
ein Miniaturporträt des Dichters Grillparzer erwähnen.
Er besuchte das Haus Friedrich Schlegel's. Die Nichte
desselben hat nun 1827 den Dichter der Sappho konter-
feit; später verheirathete sie sich mit einem Herrn von
Buttlar und erwarb sich als Wittwe zu London durch
ihre Miniaturbilder Geld und Ehre. Sie vermachte
ihre Kunstsachen dem Kanonikus Mitteruzner in Brixen,
und dieser überließ das Porträt seinem Freunde, dem
Rathe Schönherr.

Gegenwärtig sind mehrere Jnnsbrucker Künstler mit
der Ausschmückung der Kirche zu Jschl in Oberöster-
reich beschäftigt. Professor Al. Mader arbeitet an den
Farbenskizzen der Fresken, von denen einige bereits fertig
sind. Zunächst nimmt ihn das Langschiff in Anspruch,
der Chor und die Apsis bleiben einer späteren Zeit
vorbehaltcn. Die Kirche wurde in der zweiten Hälfte des
vorigen Jahrhunderts gebaut und hat ein Tonnengewölbe.


444

Hier wurde dem Künstler die Aufgabe, das Leben
heiligen Nikolaus von Bari zu verherrlichen. Das
schieht in sechs Fresken, von denen sich drei und drc>
gegenüber liegen. Zwischen je zweien befindet siä'
Scheitel des Tonnengewölbes eine Ler drei göttlichcn 2-U'
genden, Glaube, Hoffnung und Liebe; schöne FraueU'
gestalten mit den bekannten symbolischen Zeichen.

Reihe der Bilder ist folgende: 1) Nikolaus erhält d>c
Priesterweihe. 2) Der Edelmann, defsen Töchter ^
nach der Legende vor dem Laster gerektet, sinkt ihm d«u'
bar zu Füßen. 3) Er stillt den Meeressturm und
dadurch der Patron der Schiffer. 4) Er tritt in d^
Kirche, wo der Klerus zur Wahl eines Bischofes
sammelt ist, es wird ihm die Mitra überreicht. ^
Er führt das Volk, welches während seiner Abwestd'
heit zum Arianismus abgefallen war, in den Sch^s
der römischen Kirche zurück. 6) Er befreit drei
recht zum Tode verurtheilte Jünglinge. Alle Gesta^
sind über 8 Fuß hoch. An den Seitenwänden wcrd^
zwischen je zwei Fenstern zwei Heilige gemalt, für d§
Fenstergewänge sind je drei Heilige — Brustbild^
auf braunem Grunde — einer rechts, einer lim s
einer im Scheitel bestimmt. Bei dem Musikchor sp^
David die Harfe, Cäcilie die Orgel, an der ZuucU
wand über der Thür werden die vier großen Prophct^
als Brustbilder angebracht. Die Komposition des
ist durchaus wohl erwogen; daß das Ganze in echt kicd'
lichem Sinne durchbeführt ist, dafür bürgt uns dcr 2^
fall des Bischofes Rudigier, der sich gewiß auf d>c .
Dinge vcrsteht; in Bezug auf die Zeichnung wollen
von einigen kleinen Verstößen absehen; die gezwungcd
Stellung des Henkers, wenn auch wohl anatonU!
richtig, läßt sich auf dem sechsten Bilde noch ändc^
und der Künstler kann hier sein Kunststück, eine 2^
kürzung des Armes, beibehalten. Wahrhaft brillant >'
die Farbentechnik; die Lichteffekte des zweiten löild
sind geradezu meisterhaft, und strenge Nazarener dürflc
Herrn Mader vielleicht zurufen: No «guick niinis!

Aber auch die Pläne für einen Theil des ,

Schmuckes sind tirolischen Künstlern übertragen. '4'^-
fessor Michacl Stolz hat die Zeichnung eines Alt"^
und verschiedener Geräthe, der Lampen und einer
stranz übernommen. Wir waren erstaunt, den ,
Herrn sich plötzlich mit Geschick und Verständniß
dem Gebiete der Renaissance bewegen zu sehen, nachdc
er früher stets in Gothisch und Romanisch gearbeit^.
Die Aufgabe war ihm vorgezeichnet: man wollte ^
einer Mensa einen Tabernakel zur Ausstellung ^
höchsten Gutes. Da war der Uebergang kaum leicht ^
vermitteln. So nimmt sich denn der Tabernakcl
seiner Kuppel auf der breiten Unterlage etwas nüchtcc
aus. Trefflich ist dagegen die Monstranz. Ein SerM
mit ausgebreiteten Fittigen trägt über seinem Hu^
 
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