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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Die kunsthistorische Ausstellung zu Köln, [4,2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0040

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71

Kunstliteratur.

72

eckigem Ausguß von braunem Glase (Thewalt), sowie!
eine Reihe fayonnirter und retikulirter Gläser mit auf-
geschmolzenen Maskarons. Spätern und wahrscheinlich
auch deutscheu Urspruugs ist eine wenig abwechselungs-
volle Serie schlanker Flügelgläser, welche in deu faden-
förmigen Verschliugungen des Ständers einen unvoll-
kommeneu Umriß des doppelköpfigen Reichsadlers wieder-
geben, ein Ornamentmotiv, das, dcn italienischen Gläsern
fremd, wahrscheinlich einer Kourtoisie der in den dentschcn
und flandrischen Reichsstädten privilegirten venetianischen
Glasarbeiter scinen Ursprung verdankt. Wirkungsvoll
und zugleich origincll ist cin Kclchglas mit konischer
Kuppe, getragen von eincm aufspringenden Steinbock, der
mit den Hinterfüßen auf einem Balusterfuße steht (Stein),
von reizendem Aufbau eine blaue Phiole mit keulen-
förmigem Körper nnd fächerartigem Halse (C. Disch).
Unter den ausgestelltcn Glasmalereien verdienen fünf
Spitzbogenfenster des Kvlner Museums mit Episoden
aus dem Leben des heil. Benedictns in lebendig farben-
rcicher Kompvsition unbedingt den Vorzug. Jn der
folgenden Abtheilung X. der Lederarbeiten ziehen eine
kleine Chatouille mit Leverüberzug und Messingbeschlägen,
auf deren Flächen sich ausgepreßte biblische Sprüchc in
gothischer Schrift Lefinden (H. Garthe), ein frühgothisches
Gürtelköfferchen mit kunstvoll eingeschnittenen und ge-
prägten Ranken- und Vogelfiguren, sowie ein mit
vergoldeten Messingbeschlägen versehenes Brautkästchen
aus derselben Zeit, dessen eingepreßte Figuren und
Wappen mit Lackfarben bemalt sind (Schnütgen), be-
sondere Aufmerksamkeit anf sich. Auch kunstreiche Buch-
deckel sind zahlreich vorhanden; besonders interessant ist
einer der Stadt Dortmund in Groß-Quart mit den
eingepreßten Darstellungen der h. Iohannes, Reinoldus
und des Reichsadlers aus dem Anfange des 15. und
ein anderer in der farbigen Technik des 16. Iahrhunderts
mit Brustbildern sächsischer Fürsten (Gebr. Bour-
geois). Den anziehendsten Mittelpnnkt der graphischen
Abtheilung, welche seltene Drucke aus den berühmtesten
kölnischen Officinen anfweist, bilden zwei Himmels- und
ein Erdglobus des berühmten Kölner Geographen Kas-
par Vopelius Medebach aus den Jahren 1532, 1536
und 1542, das kostbare Besitzthum des städtischen
Archives.

Die kunstgewerbliche Vorführung der Kölncr Aus-
stellung hat hiermit ihren Abschluß errcicht; eine fernere
und letzte Abtheilung bilden die Gemälde, auf die wir
nächstens zurückkommen werden. Td.

ünnstliteratilr.

Katnlog der Bibliothck dcr k. k- Akadcmic der bildendcn
Knnste in Wien. (Herausgegcben von C. v. Lützow-)
Wien, C. Gerold's Sohn. 1876. XXIl nnd
503 S. 8.

Gedruckte Bibliothekskataloge sind so seltene Er'-
scheinungen auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Hand-
bücher und Nothbehelfe, daß man sie stets, wenn sie auch
nur den bescheidensten Anforderungen entsprechen, will-
kommcn heißen muß; um wie viel mehr aber dann, wenn
sie nicht nur denjenigen Anforderungen, die man an
jeden Bibliothekskatalog stellen kann, sondern anch
schwierigeren Ansprüchen Genüge leisten. Unter die
letztere Kategorie gehört der vorliegende ,,Kakalog der
^ Bibliothek der k. k. Akademie der bildenden Künfte",
das Resultat einer mühevollen mehrjährigen Arbeit. Er
imponirt weniger dnrch seine Reichhaltigkeit, als viel-
mehr durch die praktische, systematisch-zweckmäßige An-
ordnung. Die Redaktion hat vor Allem das PublikuM,
für welches die Bibliothek nnd somit auch ver Katalog
vorhanden ist, getreu im Auge behalten und war bemüht,
die vorhandenen5000Werke, die oft über die disparatesten
Materien handeln, in ein solches natürliches System Z"
bringen, daß auch der Laie und vor Allem der kunch
bestissene Akademiker, — und dieser war bei der Al'-
fassung des Kataloges speciell zu berücksichtigen, — ft^
sofort zurecht zu finden wisse; d. h. daß er nicht nur
der Lage sei, nach dem Namen des Verfassers odcr
einem anderen Schlagworte in einem der beiden — ft^
zuvcrlässig und genau gearbeiteten — Register den
weis auf die Seite des Katalogs zu finden, sondern dab
er auch in der Lage sei, sofort das ganze über eim'
gewisse Materie in der Bibliothek vorhandene wiss^
schaftliche Material zu übersehen und sonach das ih^
für diesen oder jenen Zweck entsprechend Erscheine»d''
anszuwählen.

Das Material zerfällt in folgende Haupt-Abthc>'
lungen: X. Kunst, L. Geschichtc, 0. Geographie,
Literatnr, L. Varia. Die erste, selbstverständlich auch
reichste Abtheilung umfaßt I. Kunstlehre, II. Formenleh^'
III. Aesthetik, IV. Kunstgeschichte, V.VermischteSchrist^
über Kunst. Wir brauchen nicht zu erläutern, was ^
den einzelnen Rubrikcn zu suchen ist, da die Anordnunb
durchdacht und klar und es vou dem angenoiunicU''"
Stanvpunkt aus betrachtet ganz logisch ist, daß nat>u

wissenschaftliche Werke, Optik, Pcrspektive, natürlich -
Kostümknnde und Symbolik, in der Rubrik „Foruu"
lehre" Platz finden, und daß Kunsttopographie u^
Museographie in die IV. Abtheilung placirt werd^
mußten.

Daß die hier zum ersten Male in einem gcdruu
Kataloge verzeichnete Sammlung selbst noch u'au^
LLcken darbietet, ist aus ihrer Geschichte und insbesondr
 
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