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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0041

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Personalnachrichten. — Sammlungen »nd Nusstellungen.

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den Umstand begreiflich, daß dieselbe erst seit
^nigen Jahren eine gcnügende Dotation bcsitzt, die
dcr Direktion ermöglicht, die Lücken allmählich aus-
^üllen. Noch im Iahre 1783 bcstand dic ganze
'blivthek aus 43 Werken, im Jahre 1799 war sie
333 Bände angewachsen. Erst eine längere Reihe
Schenkungen — wie 700 Werke, welche als
oublvtten aus der Privatbibliothek dcs Kaisers Fer-
"iand ini Jahre 1837 ausgeschieden wurden — wieder-
vlteCcheiikungen desPräses-Stellvertrcters der Akademie,
^gierungsrathes v. Remy, in den Jahren 1838—40,
cheiikiingeu des Architekten Franz Jäger, das Legat
^ ^egistinturdircktors der vercinigken Hofkanzlei, Viu-
v. Eyssen, im I. 1844 und endlich die Widmung
Hofbaurathes und Direktors Peter v. Nobile im
izqz —. brachtcn die Bibliothek der Akadcmie
^us ihrcr nrsprünglicheu mikroskopischcn Existenz auf
Standpunkt, sich zu cincr Fachbibliothek weiter eut-
'ckeln zu können, was ihr durch die seit 1870 vom
laaic aus dcm akademischeu Aushilfsfonds bewilligte
atation wesentlich erleichtert ist. Es ist sonach der
üegenwärtige Bestand der Bibliothek, wie wir aus der
^ Uilcitung entnehmen können, 5200 Bücher, Kupfer-
und Broschüren in 12,000 Bändeu, 10,600 Hand-
^chnungen und Aquarelle, 52,000 Kupferstiche, Holz-
initte nnd Lithographicn und 2,700 Photographien —
ganz respektabler tunäus instruvtus, auf Grund
^ Direktion auch mit bescheidenen Mitteln iu
^ Lage ist^ organisch crgänzend Novitäten zu erwerben.
Bei dem enormcn Reichthum der kunstwissenschaft-
Literatur ist cs allerdings keine leichtc Aufgabe,
richtigen Wahl vorzugehen, wenn man allen
Und^^" Wissenschaft zugleich gerecht wcrden will
"rbenbei noch die Aufgabe vor sich hat, uuentbehr-
Hilfsbücher, welche der Bibliothek fehleu, wie z. B.
^Eünger's llloniteur äes Outss, Jal's Oiotiouuuirs
>v ' ^Rr wichtige kunstgeschichtliche Quellenwerke,
üen Katalog der Antwcrpener Galerie vom I. 1857
"'zuschaffen.

H... äur Ausfüllung dicser und andercr Lücken und
di^"üA in dem Bestande der Sammluug wird sicher
Ue> , ^"°'stehende Uebersiedelung der Akademie in ihr
>vi/ ^Eude der Verwaltung frische Jnipulse geben;
dj üunen uns inzwischen nicht versagcn, der Befrie-
svr s^'. wir bcini Durchblättern der fleißigcn,
bibliographischen Arbeit empfanden, mit der
jf,. ^^"3ung Ausdruck zu verleihen, daß auch in größern
^erd ^^th dieser Publikation sehr lvohl gewürdigt
zn x ""'d' und mit dcm Wunsche, daß sie der Anstoß
sy Reihe fernercr Arbeiten sein moge, zu welchcn
'üsses^ ^ ^ ungewürdigten und unverstandencn Bedürf-
'u unsercm Vaterlande offen zu Tage liegt.

^'en. v. Vf.

ptlsoimlilachrichtr».

Pcrsoimlnachrichten. Das seit Hotho's Ableben unbesetzt
gebliebene Direktorat des k. Kupferstichkabinets in Berlin
tvurde Fr. vippmann in Wien übertragen. I)r. A. Jlg
wurde an die kais. Museen in Wien (Abtheilung für die Kunst
der Renaissance) als Kustos berufen und desscn bisherigc
Stelle ain österreichischen Museuni für Kunst und Jndustrie
durch vr. Hubert Janitschek wieder besetzt.

Sommliiiigril »ild ÄiisstrUiiilyrn.

II. Münchener Kunstverein Wenn ich meinen heutigen
Bericht ausnahmsweise mit der Besprechung plastischer Werke
beginne, so hat das seinen Grund darin, däß dieselbe» nann
haft über dasjenige hervorragcn, was wir an plastischen
Arbeiten in den Räumen des Kunstvcreins gewöhnlich zu
sehen bekommcn. Es handelt sich um des Prof. Christiau
Roth köstliche humoristische Gruppe „Der Kampf um'S Früh-
stück" und desselbenKünstlers Büsten des verstorbenen Prinzen
Karl und Universitäts-Professors Vr. v. Siebold. Man dnrf
den in Marmor ausgeführten Knabeu, der sein Frühstücks-
brod gegen eine nicht minder hungerigs Gans vertheidigt, die
ihm in bedenklichster Weise auf den Leib gerückt ist, füglich
alseinMuster gediegenster Naturanschauung und sorgfältigster,
gewissenhaftester Ausführung bezeichnen, während die beidcn
Porträtbüsten, obwohl jene des Prinzen nur nach ciner
kleinen Photographie modellirt worden, die höchste erreichbare
Aehnlichkeit, verbunden mit durchgeistigter Auffassung zeigen.
Prof. Roth gehört nicht zu jenen Künstlern, welche sich der
Protektion der herrschenden Koterie zu erfreuen haben; da
für entschädigt ihn wohl die Anerkennung aller Unpartei-
ischen. — Die Grenzen zwischen der eigentlich historischen
Kunst und dem historischen Genre verschwimmen der Art
in einander, daß es oft schwer genug ist, ein gegebeues Bild
in die eine oder andere Kategorie einzustelleii. Jn diese
Verlegenheit setzt uns aber Eilif Petersen's ncuestes, im
Auftrag der Verbindung für historische Kunst ausgeführtes
großes Gemälde nicht. Dasselbe vergegenwürtigt den Augen-
blick, in welchem dem König Christiän II. von Dänemark,
Schweden und Norwegen der Kanzler dns über Fortun Axel
wegen Majestätsbeleidigung verhängte Todesurtheil zur Unter-
schrift vorlegt, während gleichzeitig die Königin Elisnbeth,
seine Gemahlin, ihn beschwört, demselben die Ünterschrift zu
versagen. Der Künstler hat seine Aufgabe unleugbar groß
genommen; es ist, wie bereits angedeutet, nichts Genrehaftes
in seiiiem Bilde mit den lebensgroßen Figuren. Die harten,
ja derben Züge des Königs, der in seiner Gesammterscheinung
lebhast an das Porträt Heinrich's vi.1I. von Englnnd voii
Holbein in unserem Handzeichnungskabinet erinnert, lassen
keinen Zweifel darüber auskommen, daß er dies Flehen seiner
Gemahlin und dreier anderer Frauen unerhört lassen wird,
und der Jammer der Letzteren ist in ergreifender Weise zum
Ausdruck gebracht. Dagegen wäre die Gruppe der Höflinge
rechts im 'Hintergrunde, so verdienstlich sie in koloristischer
Beziehung ist, wohl besser wsggeblieben. Sie stört die Nuhe
des Lichtganges und erweist sich zudem als ganz überflüssig
zum Ausdruck des Gedankens. Jm Einzelnen, das freilich
nicht mit gleicher Liebe durchgebildet worden, wäre Manches
zu beanstanden, so z. B. die Verkürzung der Oberschenkel des
sitzenden Königs; aber im Ganzen ist ein ernstes Streben,
namentlich ein eingehendes Studium Holbein's, nicht zu ver-
kennen. Entschieden genrehaft ist trotz der Lebensgröße der
Figuren Moritz Gottlieb's „Shylock und Jessika" gehalten.
Er wählte die Scene, als Shylock sein Haus verläßt, um
einer Einladung zum Abendessen zu solgen und von unbe-
stimmter Ahnuiig eines drohenden Unheils geguält, semer
Tochter die Schl'üssel zu seinen Schützen übergiebt, die bereits
den Entschluß faßte, des Vaters Abwesenheit zur Flucht zu
benutzen. Jn ihren Zügen hat der Künstler die Hinterlist
trefflich wiedergegeben, welche ihre Seele erfüllt Wenigcr
dagegen ist es ihin gelungen, in Shylock's Zügen zum Aus-
druck zu bringen, was in der seinen vorgeht. Er zeigt nur
die Miene des Vorsichtigen, nicht des durch Ahnungen Ge-
ängstigten. Jm Uebrigen erweist sich die Gruppe gut auf-
gebaut und verdient in Bezug auf Kölorit und Pinselführung
alles Lob. Doppelt Schade darum, daß die Hände des
schönen Mädchens so schlimm verzeichnet sind. Jm Gebiete
 
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