Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

DOI Artikel:
Kunstgewerbliche Ausstellung in Stockholm
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0301

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
593

Kunstgeschichtliches. — Personalnachrichten. — Vermischte Nachrichten.

594

holin C. Th. Svanberg, Hofintendant und Professor
Akademie der bildcnden Künste I. Boklund und
^chloßintendant und Architekt E. Jakobsson; als Ersatz-
UEnricr: Herr Backman, Fabrikbesitzer, Herr Almström
Konsul Philipson. Zum SekretLr der Ausstelluug
^"rde Herr Or. G- Upmark, Kustos am National-
^useum in Stockholm erwählt.

Mit einer außerordentlichen und lobcnswerthen Be-
^ittvilligkeit kamen die Kunstfreunde und Kunstsammlcr
u«d unter diesen iu erster Reihe der kunstsinnige vor kurzer
^rit verstorbene Graf Bielke der Einladung nach uud
llellten dem Komits ihre Kostbarkeiten zur Verfügung.
^ieses konnte demzufolgc als Grundsatz aufstellen, die
u>ehr oder weniger öffenrlichen Sammlungen gar nicht
"u Anspruch zu nehmen. Vvr Allem lieferten die alten
uUeligen Landgüter reiche Beiträge, besonders die über-
uus reichhaltigen Sammlungen auf „Skvkloster" und
,,Tijk". Sodann müssen die Kirchen erwähnt werden,
^ edelmüthig ihre schönsten Kostbarkeiten zur Aus-
UEung wandern ließen und feruer cine große Schaar
Uvn Privatsammlern, Kunsthändlern u. A. Zu dem
Tlücklichen Resultate trug auch der König Oskar kräftig
^i, der nicht nur selbst als Aussteller lheilnahm, son-
dem Komitö auch die Prachtwohnuug des fürst-
^chen Palastes zur Vcrfügung stellte. In dicsen ange-
'Uessenen und schönen Räumen wurde die ganze Samm-
.Ung nach den verschiedenen Materialien geordnet und
'U geschmackvollen Schaukästen aufgcstellt. Das Ein-
^ittszimmer enthielt die Waffeu und sonstigen Arbeiteu
'U unedlen Metallen. Auf der einen Seite dieses

^ales befand sich die keramischc Sammlung, welche

Schwerpunkt dcr Ausstellung bildete, und worin
^ivnders die schwedischcn Fayencen ves vorigen Jahr-
iUnderts in einer früher nicht vorhandenen Menge
^präsentirt waren. Auf der anderen Seite befauden sich
Bronzeu, Glasarbeiten und orientalischen Emails,
^'Ue sehr iuteressante Sammlung von Uhren und vor
uüeni die Gold- und Silbergeräthe, meistens deutsche
^l>eiten des siebzehnten Jahrhunderts. Rings an deu
^Ünden herum standen die Mobilien in dekorativ bc-
Mndelten Gruppen. Jn dem innersteu Zimmer fandcn
^ endlich zahlreiche Elfcnbeinarbeiteu, Emails von
und Limoges, Goldschmuck, Kirchengeräthe und
^U'ge ganze Sammlungen, darunter die Sr. Majestät

Die Ausstelluug wurde am 2. December vor. I.

König eröffnet und ist die ganze Zeit stark besucht
vrdrn. Jnsofern hat sie auch schon den gewünschten
^i°lg gxhabt, als bereits cin Komitck von der Regierung
^ühlt ist, welches einen vollständig ausgearbeiteteu
^u^ichlag zur Einrichtung eines Staatsmuseums für
"ust und Gewerbe machen soll. D—m.

Lmistgeschichtliches.

Venus von Mclos. Da die Nachricht von der Auf-
findung des Armes der Venus von Milo nebst zugehörigein
Spiegel auch in diese Blätter Eingang gefunden hat (vergl.
Nr. Ü3, S. 532 dieses Jahrg.) so möge nachfolgende Be-
richtigung gleichfalls hier eine Stelle finden, und zivar um so
mehr, als an jene falsche Notiz Folgerungen in Bezug auf
die Wahrscheinlichkeit der Wittig'schen Restauration geknüpft
worden sind. Es ist für einen Restaurationsversuch eine
tranrige Sache, wenn er seine Wahrscheinlichkeit nicht in sich
selbst trägt; dies ist aber bei dem Wittig'schen Versuch der
Fall. Das linke Knie der Vcnus von Milo ist einwärts
gebogen. Will man auf das Knie einen schweren Gegen-
stand stntzen, so beugt man es nach außen, weil die dadurch
bewirkte Lage, dem anatomischen Bau des Beines gemäß,
einen besseren Widerstand leistet und somit wie die beguemere,
so auch die natürlichere ist. Beugt sich aber das Knie ein-
wärts, so entsteht eine Haltungs welche wohl momentan
möglich jst, sich aber fnr eine Däuer in keiner Weise eignet,
vielmehr nnr als Uebergangsmoment innerhalb einer Hand-
lung denkbar ist. Eine den Schild haltende Venus müßte
aber durchaus eine Lage des Kniees darbieten, welche die
Möglichkeit derer Daner nicht ausschließt. Die berichtigende
Notiz ist folgende: „Aus Athen wird der „Nat.-Zeitg." ge-
meldet, daß die Nachricht von der Auffindung des Ärmes der
Venus von Milo und der Gruppe Aphrodite und Eros dnrch
französische Eleven ungenau sei. Erstens wurde der Fund nicht
von Eleven der französischen Schule gemacht', sondern von
dem Herrn Joh. Nosträkis, der schon seit längercr Zeit dort
Ausgrabungen auf seinen Aeckern macht, und zweitens wurde
nicht der gänze Arm gefunden, sondern nur eine oberhalb
des Knöchels abgebrochene Hand, die allerdings eine Art
von Diskus oder Spiegel hält. Es ist einstweilen wahr-
scheinlich, daß sie nicht der VenuS von Milo angehört. Die
andere Statue ist in der That ein Werk bester Kunst, aber
das neben der Frauengestalt befindliche Kind nicht der Eros,
sondern ein Mädchen." V- V-

personalilachrichttii.

Pcrsonalnachrichten. An Stelle -des Geh. Raths von
Dechen, der sein Amt als Vorsitzcnder der Kommission für
die rheinischen Provinzialmuseen niederlegte, trat der frühere
Oberpräsident von Hessen-Nassau, von Bodelschwingh. —-
Zum Konservator der Sammlungen in Trier nnd Leiter der
dortigen Ausgrabungen, die zunächst im Raume des römi-
schen Kaiserpalastes vorgesehen sind, wurde Professor Or.
Hettner aus Dresden ernannt. — Professor Dr. von
Lützow in Wien wurde von der Florentiner Äkademie zum
Ehrcnmitglied erwählt.

Vermischte Nachrichtrn.

Wiencr Akaremie. Das Professorenkollegium der Wiener
Akademie der bildenden Künste hat in Würdigung der Ver-
dienste des Ministers I>r. von Stremayr um die Akademie
den Beschluß gefaßt, dessen Porträtbüste im Sitzungssaale
der Akademie aufzustellen. Professor Zumbusch hat es über-
nommen, diese Büste zu inodelliren und in Marmor auszu-
führen. Minister Dr. von Stremayr hat bei diesem Anlasse
laao fl. in Goldrente zu einem Preisstipendium für einen
Schüler der Akademie gewidmet.

Ilcber zwci neuc Werkc von Gabriel Map, „Maria
Magdalena" und „Judas Jscharioth", welche als Pendants
zu dessen Christuskopf für den Kunsthändler Nicolaus Leh-
mann in Prag ausgeführt wurden und jetzt dort ausgestellt
sind, schreibt inan uns aus Prag: „Die Bilder haben den
Gegenstand der „verklärten" und der „verzweifelten" Reue
zum Gegenstande. Daraus erklärt sich bei „Maria Magda-
lena" zunächst die Abwesenheit jedes Attributes; wir haben
es nicht mit der heiligen Büßerin zu thun. Der Gesichts-
ausdruck dieser Magdalena ist eine wirksame Darstellung des
durch den Tod Christi in ihr bewirkten moralischen LLand-
lungsprozesses selbst. Das gedankenlose Lächeln des üppigen
Mundes, der unstätc Blick moralischer Zerfallenheit sind noch
sichtbar, aber zugleich ein den Ausdruck der Züge allmählich
 
Annotationen