Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

DOI Artikel:
Berggrue, Oskar: Der neue Katalog des Museums in Brüssel
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0371

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
733

Kunstliteratur. — Personalnachrichten.

734

räumlich mit deni königlichen Museum vereinigt, aber
noch immer nicht katalogisirt ist. Man kann allerdings
dem Herausgeber dcs Kataloges der alten Bilder nicht
verargen, daß er nach dem Genusse des Durchstudirens
derselben, wie es sein Werk erforderte, kein sonderliches
Verlaugen empfand, auf dic modcrnen einzugehcn, da es
in Brüsscl damit nicht besser bestellt ist als in München,
Berlin und Wien, wo man immer nur mit dem Auf-
gebote des ganzen Pflichtgefühls von den alten zu den
neuen Kunstwerken hinüberwandert; allein man kann die
Museumsdirektion von der Pflicht zur Herausgabe cines,
allen berechtigten Ansprüchen Gcnüge leistenden Ver-
zeichnisses der letzteren trotzdem nicht entbinden und
muß ihr vielmehr zurufen: „Ourä. Isx, ssä Isx!"
Denn es genügt nicht, daß der Besucher einer Samm-
lung sich durch die Bezeichnungen auf den Bildern
zurechtfinde, sondern er muß diese Orientirung für die
Folgezeit auch schwarz auf weiß nach Hausc tragen
können. Die Katalogisirung der modernen Bilder in
Brüssel böte überdies Gelegenheit, so manche Nummer,
deren Museumsfähigkeit höchst fragwürdig erscheint, ver-

gegend bezeichnet, verdienen auch hervorgehoben zu
werden; beide Bilder stammcn aus der Sammlung
Lippmann-Lissingen.

Unter den Werken unbekannter Meistcr neuerer
Schulen, welche dem Museum zugewachscn sind, seien
zunächst fünf Porträts angcführt. Am bedeutendsten ist
darunter das energisch modellirte Bildniß eines Ciseleurs,
der nach seincr äußcrcn Erschcinung und nach der künst-
lerischen Qualität dcs Porträts ein hervorragender
Künstlcr gcwesen sein dürfte. Aus alten Vorräthen wurden
mit Recht zwei kleine Porträts von Kaiser Maximilian II.
und der Erzherzogin Anna, nachmaligen Gemahlin des
Herzogs Albrecht in Baycrn, dem Museum einverleibt;
sie sind schwächere Wiederholungen derselbeu Bildnisse
des Museums im Haag (daselbst unter Nr. 232 und
233), dessen Katalog (Ausgabe von 1874, Seite 265)
sie dem Barthel Behaim (Behem), deni nachmals ver-
welschten Schüler Dürer's, mit zweifelhafter Berech-
tigung zuschreibt. Von großem Jnteresse ist schließlich
ein mit zwei Monogrammen auf getrennten Schildern
und der Jahreszahl 1621 versehenes „Jnterieur einer
Bildergalerie" (91 Centimeter hoch, 122 breit), das
1874 um 4000 Francs sehr billig erstanden wurde.
Herr Fstis hat sich der Nennung eines Namens ent-
halten; früher wurde das Bild als gemeinsame Arbeit
von Sebastian Franck, Frans Pourbus und Jan
Brueghel angesehen. Wir erlauben uns die Ansicht
auszusprechen, daß Frans Francken der Jüngere
(1581 —1642) an dem Bilde wesentlichen Antheil
genommen haben dürfte, da das Kolorit stellenweise
auf die Art dieses Meisters entschieden hindeutet. Dies
würde nicht ausschließen, daß sein Landsmann Frans
Pourbus der Jüngere (1570—4622) an dem Werke
ebenso mitgearbeitet habe, wie an dem höchst interessanten
„Ball am Hofe der Erzherzoge Albert und Jsabella"
im Haager Museum (Nr. 207). Die Monogramme
geben bisher keincn Aufschluß; allein eines derselben
kvnnte wohl auf Frans Francken den Jüngeren schließen
lassen. Wenn auch keine andere ähnliche Signatur des
Meisters bekannt ist, so darf nicht übersehen werden,
daß auf dem besprochenen Bilde die Monogramme an
einem Glasfcnster so angebracht sind, als wären sie auf
demselben gemalt, weßhalb der Künstler seinen Namen
nicht ausschreiben kouute, wie er dies gewöhnlich that.
Zur Erleichterung der Forschung reproduziren wir im
Nachstehenden die beiden Monogramme:

Wir bemerken schließlich, daß das früher im
luis äuorrl untergebrachte Nusss) moäsrns derzeit

schwinden zu lassen, was dem Werthe der ganzen Samm-
lung nur zum Bortheile gereichen würde.

Oskar Berggruen.

Lnnstliteratur.

Ausgewählte Kunstwcrke aus dem Schatzc der Reichen
'Kapclle in der königl. Residenz in München. Verlag
von Fr. T. Zettler, Jnhaber der königl. Hofglasmalerei
in München. Groß-Fol.

Vor Kurzem wurde mit der Ausgabe der zehnten
Lieferung das obenbezeichnete, bei seinem Erscheinen bereits
von der Presse mit seltener Uebereinstimmung sehr günstig anf-
genommene chromolithographische Prachtwerk vollendet. Die
Absicht des Verlegers war die, die nur in sehr engen
Kreisen bekannten Schätze der Reichen Kapelle zu veröffent-
lichen. Unter allen Kunstsammlungen Europas ist der
Schatz dieser Kapelle eine der kostbarsten und herrlichsten
Perlen; in keiner ist die Kunstindustrie des 16. und 17.
Jahrhunderts reichhaltiger vertreten als in ihr. Als die
Begründer und Förderer der Sammlung nicht blos, sondern
der blühenden Kunstindustrie jener Zeit überhaupt, haben
sich die Herzöge Albrecht V. und Wilhelm V. sowie der
Kurfürst Maximilian I. unsterbliches Verdienst erworben.

Das Werk umfaßt die Abbildungen von 52 Nummern
der Sammlung, welche theils ihrer hohen Formvollendung,
theils ihres kunstgeschichtlichen und archäologischen Werthes
wegen, theils auch wegen ihrer hervorragenden Bedeutung für
das heutige Kunstgewerbe ausgewählt wurden. Auswahl und
Textbearbeitung besorgtsn der Kustos der Sammlung L.
Enzler und Or. Stockbauer. Die Oelfarbendrucke'sind
in ihrer künstlerisch durchaus vollendeten Ausführung aus
der Kunstanstalt des königl. Hoflithographen Brückner L
Comp. in München hervorgegangen.

Dem Verleger wurde sür das Unternehmen auf der
Münchener Kunst- und Kunstgewerbeausstellung und auf der
Weltausstellung zu Philadelphia die erste Prämie zuge-
sprochen. K.

peisonalnachiichtrn.

Leopold Müller, dessen „Lautenspielerin" wir den Lesern
der Zeitschrift kürzlich in Radirung vorgeführt haben, wurde
als Professor der allgemeinen Malerschule an die Wiener
Akademie berufen und wird seine Stelle im Laufe des näch-
sten Wintersemesters antreten.
 
Annotationen