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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Der schweizerische Salon um 1876
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0061

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Jahrgang.

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^'i»ÜS. KömgSs». S).
zu vichten.

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Nr. 8.
Mscrate

n 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Bnch-
nnd Kunsthandlung an-
genonnnen.

1876.

Bciblatt zur Zcitschrist sür bildcndc Knnst.

Dies Blatt, jede Woche am Donnerstag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" grat>8; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und öslerreichischen Postanstalten.

Der schweizerische Salon von 1876. — Das Dresdener Kunstgewerbemuseum. — viäot, los vrovst: Dürcr's Kupferstichwerk in Lichtdruck.
Paul Cabet 1-. — Dusseldorf. — Archäologische Gesettschaft in Berlin. — Auktions-Kataloge. — Zeitschriften. — Jnserate.

Tic Kunstchronik wird von jetzt an rcgelmätzig am Donnerstag in Lcipzig ausgcgebcn, wctzhalb
^nserate sür die nächstc Nunnncr stcts bis Montag aufgegeben werden mnsseii.

Leipzjg, 27. Novembcr 1876. K. A. Seeman«.

Der schwcsterilche Salon von 1876.

^ Die Ausstellung im Münchencr Glaspalast halte
8olgc, daß einige unscrer tüchtigsten Künstler für
^6>>,al ben gewohnten jährlichen Beitrag deiu vater-
"n^fchcn Salon vorenthiclten, andere ihm denselben
gaben, allein das Würdigste auf die große deutschc
^"^'nlausstellung schicklen. Wir begreifen vollkommen,
di r fie dazu bewogen hat, und wundern uns, daß trotz
L , "ngünstigen Umstände die.Summe des schweizcrischcn
^ nn von 1876 so gut ausgefallcn ist: Alles in Allem
nninieu, ist sie befriedigcndcr als vergangencs Jahr.
ju I- ^ »ichts Neues, daß die Historicnmalcrci heut
d^^"3e vcrnachlässigt wird; auch dieses Jahr machte von
^as m ^eine Ausnahme. Bemerkenswerth war nur
niis Toblcr in München, welchcs eine Scene

äwingli's Leben darstellt. I52> wurde Zwingli
Stift zum Großmünster, wo er durch sein
d^ e»des Wort die Reformation förderte. Er kam
n»d"^ >n Konflikt uiit dcm altgläubigcn Klerus
^ei», "" ^ischof von Konstanz und ward von dcnselben
sich' der Häresie beschnldigt. Zwingli wandte

p»,/'" Rath und verlangte eine öffentliche Dis-
Niillj^ Verthcibigung seincr Thescn, die ihm be-
faiid^ und 1523 im Züricher Rathhause statt-

ihr , 'st bekaunt, daß der Reformator siegrcich aus
f'ck)erw^°^'"2 und sich durch dicselbe scin Lehramt
Diese Disputalion wählte sich dcr Maler zum

Vorwurf; sie gab ihm zu einem Bilde Gelegenheit, auf
dem etwa zwanzig historische Personen vorkommen. Kom-
posilion wic Charakteristik der Kvpfe zeugen von ernstem
Studium.

Zwischen dem Historien- und Genrebilde steht „Hek-
tor's Abschicd" vou Deckler. Solche Molive siud schou
bciDavid langweilig, um so mehr uoch bei seinen Schülern
und Nachahmern. Bedeutender ist Bischoff's „Königiu
Bertha." Bischoff gchört zu den reflektirendcn Naturcn
und hat als solchc bei der Wiedergabe seiner Gedankcn
jene Qualen auszustehen, welche die Einheit einer Kom-
position so oft stören; naiv aus cinem Guß schaffende
Künstlcr sind vor denselbcn bewahrt. Dem Maler
schwebte diesmal eine Allegorie vor: cr wollte Wohl-
thäligkeitssinn und Ausmunterung zur Arbeit darstcllen
und griff zu einer Episode aus der Legende der Königin
Bertha. >) Die Königin begcgnet im Waldc einem Bauer-
mädchen und macht ihm eineu Spinnrocken zum Geschenk.
Jm Hintergrunde ihr Gefolge. Die Handlung ist gnt
erfaßt und Lie Ausführung technisch gewandt.

Von den Porträtmalern muß Barzaghi zuerst ge-
nannt wcrden. Er hat ein in Farbe und Ausdruck
lcbensfrisches Bild geliefert: ein jungcs Mädchcn, das
dem Beschauer den stlücken zukehrt und sich lächelnd
umsieht. Es trägt ein weißes Atlaskleid, goldnes Hals-
band und grüne Ohrringe; die rothen Haare werden

1) Lügardon hat einmal dasselbe Thema behandslt.
 
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