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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Mesmer, J.U.: Abraham de Gruyn als Goldschmied
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0116

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223

Nekrologe. — Sammlmigen und Ausstelluugen.

22-t

Goldschmiedearbeiten des Meisters mrmhaft zu machcn.
Jn der Absicht, die Forscher auf diesen Punkt hinzu-
lcnken und irgend welche fördernde Mittheilung zu ver-
anlassen, habe ich diese Zeilen geschrieben.

München. I. A. Meßmcr.

Nrkrologe.

I. Rungaldier -st. Am 20. November 1876 starb in
Graz, von Wenigen gekannt, der nicht unbedeutsnde Kupfer-
stecher und Mimaturmaler Jgnaz Rungaldier. Geboren
zu Graz den 9. Juli 1799') als Sohn oes Silberarbeiters
Georg Rungaldier, zeigte-er schon im Alter von acht Jahren
ein ausgesprochenes Zejchentalent und erhielt den ersten
Unterricht in der Grazer ständischen Zeichnungsakademie
unter I. V. Kaupcrz (geb. 174l, gest. 1816) vier Jahre lang,
1812—16, mit so staunenswerthemErfolge, daß sich ein Kunst-
freund dadurch veranlaßt fand, ihm eine hinreichende Summe
vorzustrecken, um vom Jahre >816 an die Wiener Akade-
mie der bildenden Künste besuchen zu können. Jn kurzer
Zeit machte er sich durch ungeivöhnlich schnelle Fortschritte
soivohl im Zeichnen als auch im Modelliren und Wachs-
bossiren bemerkbar und wurde mehrfach durch erste und
zweite Preise ausgezeichnet. Nach vollendeten allgemeinen
Studien wendete er sich mit Vorliebe der Kupferstecherei zu,
und. zwar vorzugsweise der Schabkunst unter dem ausge-
zeichneten Professor V. G Kininger, in welchem Fache er
als einer seiner besten Schüler vortrcffliche Blätter lieferte,
die sich den tüchtigsten Leistungen Kininger's anreihen. Das
älteste uns von Rungaldier bekannte Blatt in Schabkunst-
manier ist das Porträt eines jugendlichen Mnnnes und
mit der Jahreszahl 1818 bezeichnet. Von seinen übrigen
Blättern nennen wir als die vorzüglichsten: Ossian nach
Peter Krafft, Jmp. Fol. 1822 — Jupiter uud Thetis nach
Füger gr. Fol. 1824 (Hauptblatt des Meisters, durch den
ersten Hofpreis nusgezeichnet) — Porträt Heinrich Füger's
snn. nach Füger Fol. 1824 — St. Sebastian nach Guido
Reni Fol. ohne Jahreszahl — Madonna mit dem Kinde in
der Wiege, links Johannes der Täufer, rechts ein Engel,
nach F. Kadlik gr. Fol. 1825. — Die in stetigem Fortschritte
begriffene und sich immer mehr ausbreitende Lithographie
und inFolge dessen die immer seltener werdendenBestellungen
von Kupferstichen mögen Rungaldier bewogen haben, diesem
Fache zu entsagen und sich der Porträtminiaturmalerei zu-
zuwenden, worin er es in Kurzem zu solcher Meisterschaft
brachte, daß er in den zwanziger und dreißiger Jahren neben
Daffinger, C. Saar, Em. Petter, Theer, Teltscher, Krie-
huber rc. einer der gesuchtesten Porträtmaler wurde und
namentlich in hocharistokratischen und Hofkreisen als solcher
und auch als Lehrer fortwührend lohnende Beschäftigung
fand. Die hohen Preise, die er für seine Miniaturbilder
erzielte, machten es ihm möglich, schon nach wenigen Jahren
dem Eingangs erwähnten Gönner die für seine Äusbildung
verwendete Summe zurückzuerstntten, sich während seines
dreißigjährigen Aufenihaltes in Wien ein namhaftes Kapital
zu ersparen, und sich um Mitte der vierziger Jahre in
seiner geliebten Vaterstadt Graz zur Ruhe zu setzen, wo er
in Folge seiner Kränklichkeit die letzten dreißig Jahre in
gänzlicher Zurückgezogenheit lebte und nur noch zu seiuem
Verguügen malte. Rührend war die dankbare und liebe-
volle Crinnerung, die er seinen hochverehrten Lehrern Füger
und Kininger bi's zu seinem Tode bewahrte. Seinen Erhen
hinterließ 'er eine namhafte Anzahl reizender Miniaturbilder,
die er zum Theil nach ihn besonders anregenden Motiven,
zum Theil auch nach Kupferstichen ausführte.

Alfred Franck.

Der Genrcmaler Adols Burger,' in weitesten Kreisen
bekannt als Darsteller von Volksscenen aus dcm wendischen
Leben im Spreewalde, dessen Schilderung er sich zur
Lebensaufgabe gemacht hatte, starb in Berlin am 13. Dec.
1876 in Folge einer Lungenentzündung.

*) C. Schmutz, Historisch-topographisches Lexikon von
Steiermark, Graz 1821—22, Bd. 111, S. 414, giebt irrthüm-
lich den 2l. Juli 1801 als seinen Geburtstag an, während
obiges Datum dem Originaltaufscheine entnommen ist.

Lammliuigc» u„ü AnsMuilgril.

fsi Oestcrreichischer Kinistvcrein. Die im Teceinber
veranstaltete „Richard Wagner-Ausstellung", eine Vorführunö
sämmtlicher bisher geschasfenen Kompositionen aus Wagncr'
scheu Operndrameu, erwärmte das Publikum nicht in deu
Maße, wie man es gehofft hatte. Die Ursache hievon
wohl nicht einer Mißstimmung des Wiener Publikums gegeu
Wagner's Muse zuzuschreiben; der größte deutsche Tondichf^
der Gegenwart dürfte vielmehr kaum in einer deutsaM
Stadt fanatischere Anhänger finden als hier; es lag dcf
Grund vielmehr in deni 'Gebotenen selbst. Zunächst chä'-
das Beste davon nichts Neues; die Kartons von Pikch'
Kaulbach, die Hoffmann'schen Dekorationen u. A. sind dursv
Photographie so vortheilhaft reproducirt worden, daß du
Originale kein wesentliches Jnteresse mehr bieten können, u>u
was sich im Weiteren vorfnnd, war, vielleicht mit Ausnahim
einiger Echter'schen Kompositionen, in künstlerischer Hinstud
von keiner besonderen Bedeutung. Wir wollen hier nicht
erörtern versuchen, ob es der bildenden Kunst überhaupt zuh
Vortheile gereicht, aus Operndichtungen Sujets zu holen, st
wie sern sich ihre Darstellung zu der auf dem Theater ver'
hält, ob das scenische Arrangement, in welchem sich
Opernwerk entfaltet, für den bildenden Künstler nicht bindei'd
oder hemmend ist und wie weit seine Freiheit in de
Komposition gehen darf, wenn er über das Theatsr hiu""^
nach der Wir'klichkeit greift, und seine Gestalten auch ohm
Noten sprechen sollen, somit gerade von dem entblößt si""1
was dort ihre Existenz auszsichnet; fügen wir uns dem H",
vermeidlichen und registriren wir, was geboten. Seit K«u>'
bach in seinem Dornröschen gleichsam'den Duft der Blu'v
illustrirt hat und Gab. Max' Musik in Bildern erschei»c>
ließ, haben geschäftslustige Kunsthändler Künstlerhände
so mancher Äufgabe bedacht, die vor dem Forum strenge^'
Kritik einen schweren Stand hätte. So ernst nimmt es
die Jllustration nicht, und als solche haben wir die Mlst'
zahl der Wagner-Bilder doch nur zu betrachten. Von de"
Dufte der Poesie und den Äkkorden der Musik ist wenig
die vorhandenen Zeichnungen übergegangen; sie sind zuinc"
der Abklatsch der Scenen auf dem Theater mit idealen Sch"!"
spielern, oder, wenn sie schon Jllustrationen zu Waaner stst
sollen, Sängern. Kaulbach hat sich noch am freiesten hh,
der Affaire 'gezogen, indem er durch schärfere physiognoinish-
Affekte bei der letzten Scene im Tannhäuser, „Elisabeu1(
Tod" der Gruppe dramatisches Leben einhauchte und
der Landschaft einen gewissen musikalischen Dust versted
Die Kartons von Th. Pixis nehmen sich daneben, kr",
glänzender Ausführung, äußerst kühl aus. Von den größe»e
Zeichnungen macht nur „Evchen bei Hans Sachs" eine v"
theilhafte' Ausnahme. Hier ist doch in den Köpfen e'
gewisser Humor zu sinden; in den übrigen Blättern siE-,
wir vergebens nach Seele, nach Gemüth, überhaupt
Ausdruck. Jn Pixis hat sich ein Stück der alten DEj
dorfer Schule fortgeerbt; eine süßliche Romantik durch"'^
seme Kompositionen, seine Gestalten athmen jene schüchte"^
Weltanschauung, die jede innere Kraft verläugnet.
Kartons sind mit Ausnahme des genannten „Evchcn^ '
welches seinen Platz in „Wahnfried" einnimmt, Eigenth""
des Königs Ludwig II. von Bayern. Von des Künstu'st,
grau in grau gemalten Oelbildern zu den „Nibelung^'h
nennen wir „Abschied Siegfried's von Brünhilden"
„Gudrun reicht Siegfried den Zaubertrank" als die S
lungensten. Die Federzeichnungen zu Wagner's
hier in Photographien ausgestellt, führen uns direkt auf
Bühne; wir finden die Sünger, Statisten, Ballerinen rc> ,
minutiöser Treue wiedergegeben. Von Pixis' Oelbilde^
macht sein „Evchen bei Hans Sachs" einen recht wohlth"' g
den Eindruck, dasselbe kann man von „Siegmund ' ,
Sigelinde amHerde Hunding's" sagen; als noch wenig^
spr'echend müssen wir dagegen die „Rheinnixen" bezeich"^
die Farbe ist übertrieben, die Formen unklar und verivisch" ^
Jn den Echter'schen Entwürfen für die Frescobilder
kgl. Nesidenz zu Münchcn pulsirt frischeres Leben »nd
sonders sind die dramatischen Scenen mit großer Verve
qeschrieben. Echter hält sich in seinen Darstellungen " ,>
strikt an die Bühnenmüglichkeit, er greift zur Ouelle- . ^
Sage selbst zurück, behandelt den Stoff mehr selbst""
vom Standpunkte des bildenden Künstlers und überläp
 
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