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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Die Kaiserproklamation in Versailles von Anton v. Wernern
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0221

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Kunstblättcr, — Nekrologe, — Sammlungen uud AuSstellungen,

43.3

433

Uln

^tne plastische Meisterleistung von schönster Noll-
bercichert werden.

r Den runden Sockel schmückt ein Hochrelief, ent-
mech^ weltbernhmten, welchcS Drake um das
^ unicnt scincr Statue gewunden hat. Familicnleid

> Fa


milienglück, Abschied der Krieger und ihre fröh-

^ Heimkehr bilden den Znhalt Ler figurenreichen

L,. L.

Ei,

Lunl'tblättrl'.

Ilia-irung vott Paul üiajvtt uach Alma Tadcma,

ist, s^fürzllch bei Pilgeram L Lefövre iu London erschienen
Ui'qii?/' ' ^ 3oll engl,, gehört unziveifelhaft zu den vor-
^Urci, uest Leistungen der Radirnadcl und des namentlich
>^we Beiträge zu der 6-»n,-1P> ä».i I,>-»ux-Lr1-i be-
T>n,„'U Stechers. Der detaillircnde Charakter der Malerei
Ua's, die klare Helligkeit seiner Tonleiter stcllt dem
Eine schwierige Aufgabe, da er gezwungen isi, sehr
>»n stuui in der Abstufung der Töne vorzugehen und sich's
ll», ^ ^iten Schattenmassen nirgends bequem machen kann.
^tea deincrkenswerther ist das feine Geschick, mit de:u der
"er das farbenfrische Bild in Schwnrz und Weiß überscht hat.
»»^ dem Gegenstande fragt und von einem Kunstwerk
"urch das, ivas es darsiellt, angezogen zu werden
^ad, E'd freilich nur bedauern kvunen, daß Maler und
luch» ? l« viel Kunst, Fleiß und Aiuße auf einen so uner-
»kr>, uheii, fast noch mehr Ekel als Giauen crregendcn Stoff
ißurg^dt. Das Originalgemälde crschien zuerst nuf dem
ls, . ü'r Salon 1874 unter deni Titel ..b>u >ai,fx>rv>ir raniain"
irj^, »stchronik 41II, S, 23 > und schildert im Moment be-
^re,, »' Aiordlust einen jencr halbtollen Soldatenkaiser,
z>vr^,,»nerhörter Blutdurst nicht so sehr der AuSfluß bewußter,
Uigtz .sher Absicht als eines an Wahnwih streifenden Cynis-
d«!>o,llt. Solch' ein halbkindisches Scheusal mitsammt üem
«»f ss» Hofgesinde ist fürwahr nicht die Leinwand werth,
^elra stch breit macht. — Wir bemerken bei dieler

dieser

-Ilktzstsbuheit, daß in demselben Vcrlage auch photographische
U»d , »ktionen der bekanutesten Gemälde Alma Tadema's
dessen Hnuptwerken „Das Winzerfest", „Die Ge-
»o,i ylchlerie", „Die Skulpturengalerie" vortreffliche Stiche
^ ^ug. Blanchard erschienen sind.

schwerem Leiden
war

Nrllroloyr.

st'ustav (Lurt Stcver, Historien- und Genremaler in
is. »rf, jst daselbst nach langem,

?erl,?s » 1877 gestorbe " '

8>>>vÄ/°hrter, der lc...^... ^. .

-ttkrsit^ sttäten Rostock und Dorpat gewirkt und sich dann als
»»Itilent in Riga niedergelassen hatte. Hier wurde
:>!»!>, Ttever den 16. Mai 1823 geboren. Seine Schul-
st>,l,,f.b erhielt er in Greifswald, nwhin seiue Mutter, die
<» °ie a? ^llttws geworden, übergesiedelt war. 1847 bszog
t>»j> ,/tst>rIiner Akademie, um sich zum Künstler auszubilden,
«^srkii^O folgte er einer Einladnng nach Stockholm, wo er
U. ehrenvolle Aufträge, meist Bildnisse für den

, »cli und die Universität Upsala, auszuführen hatte.
tit»7. °'er " " ' " ' '

Jahren ging er nach Paris und gewann hier bei
Aufenthalte- als Schüler Couture-S und durch ein-
»e» »s Studium dcr Galerien jene geschickte Beherrschung
^std s»be und der Behandlungsweise, die seinen Gemälden

Utori »'.»len Beisall errang. Stever malte nnn mehrere
- "tts,/»l>ilder, von denen „Der Tod des Wendenkönigs
^vik w" u»d „Abisag von Sunam und König David"
UstvL-Isttlerie Großherzogs Friedrich Frnnz vonINecklen-
!!t»>»!?"ü»erin nngekauft wurden. Viclfnche Tlufträge be-
!C>>ei„ u dku ssuustsor darauf, 18SU nach Hamburg überzu-
i/U »r eine erfolgreiche Thätigkeit entwickelte. Neben

dUgej- l^u Gemälden „Transfigurntion", „Anbctung der
^»sterf Uud „Abendmahl" (lehteres als Altarblatt für die
Ua»tou U' Dobbertin in Mecklenburg) schuf er die


4rüb "D'e vier Evangelisten" sür die Glasfenster des
»t'-A!ausoleums" in Hamburg uud entwarf den Plan

zur Ausschmückung der Chorfenster m Dobbertin mit sigür-
lichen Dnrstellunqen aus dem Alten und Neuen Testament.
Hierauf wurde er vom Großherzog von Mecklcnburg beauf-
tragt, große Kartons für die Chorfenster der St. Paulskirche
in Schwerin auszuführen, wosür ihm später das Ehrcnkreuz
des »lecklenburgischen Hausordens und der großherzogliche
Professortitel verliehen ward. Jm Mni 1865 ging Stever nach
Düsseldorf, um in dem regeren Knnstleben dort rüstig weiter
zu schaffen. Hier entstanden die großen Altarbilder „.lufer-
stehender Christus" (1876), „Christus und Petrus aus dem
Mcer"(1873, sürWustrow), mchrereKartons und viele kleincre
Historien- und Genrebilder, wie „Adam und Eva nn der
Leiche Abel's" (1874) — „Jean Mabuse malt sein schlafen-
des Kind" — „Adam van Noord überrascht seinen Schüler
P. P. Rnbens beim Malen der schmerzhasten Mutter" —
„Van Dyck an der Staffelei" — „Hollündische Familien-
scene" — „Altdeutsches Edelfräulein" n. a., die säinmtlich
eine gute Zcichnung, verständliche Komposition und lobcns-
werthe Färbung aufweisen. Auch malte er noch mehrcre
ansprechende Portrüts und war auch als Lehrcr thätig. Dtoch
auf dem Sterbelager erfreute ihn der chrenvolle Auitrag zu
einem neuen großen Altarbilde Stever war ein vielseitiger,
ernst strebender KUnstler, dessen Name in ehrenvollem Ge-
dächtniß fortleben wtrd.

Sinnmliliisteil uild Ällssttlliiilgcii.

1i. Miinchener Kunstvercin. Den Glanzpunkt der lehten
Wochenausstellungen des Kunstvereins bildeten ohne Frage
zahlreiche Skizzen und Studien sowie nusgeführte Gemälde
des im December v. I. verstorbene» Architekturmnlers
Mich Neher. Dieselben boten ein überraschendes Gesammt-
bild seiner vielseitigen und vieljährigen Kunstthätigkeit nach
allen ihren Richtungen (Genre, Lnndschaft und Architektur-
malerei) sowie der schrittweisen Entfaltung seines herrlichcn
Talentes, das sich auch und mit gutem Erfolge im Bildniß
versuchte. Die Genrearbeiten rcichen auf mehr als ein
halbes Jahrhnndcrt zurück und crinnern in Ausfassung und
Vortrag vielfach an Leopold Robert und seine Zeitgenossen.
Seine Stoffe holte sich der Künstler vorwiegend aus Deutsch-
land, Belgien und Holland und bewährte sich überall und
nllzeit alS ein echter Meister, gleich ausgezeichnet in treuer,
feiner Zeichnung wie in Staunen erregender aber nie pein-
licher Ausführung, in seltenster Kenntniß der Perspcktive, in
Klarheit und Feinheit des Kolorits und in charakteristischer
Wahl der Staffage. Kunstliebhabern und Sammlern sowie
den zahlreichen Verehrern Neher's ist zugleich eine kaum
mehr wiederkehrende Gelegenheit zu Erwerbungen um so mchr
gegeben, als die Preise außergewöhnlich niedrig angegeben
sind. Den Erlös ivenden die Hinterbliebenen in humanster
Weise dem Künstlerunterstützungsvereine zu. Unser trefs-
licher Eug. Neureuther, dieser treue Priester der waliren
Kunst, hiildigt ihr auch in seinem hohen Alter noch: seine
Federzeichnungen zum „Froschkönig und eisernen Heinrich"
und zum „Riimpelstilzchen" sind von wahrhaft herzerfreuen-
der Änmuth und Anspruchslosigkeit bei echt poetischer Ge-
staltung. Gleichfalls im Gebiete des Märchens bewegt sich,
aber niit wenig Glück, O. Foersterling in seinem haar-
scharf an's Komische streifenden „Waldmärchen" und in
seinem „Schneewittchen", während seine „Quellnymphe"
durch liebenswürdige Anmuth besticht Die Wuth mensch-
licher Leidenschaft zeigt der reich begabte Herm. Schneider
in seiner „Begegnung auf dem Meere", einer Eifersuchts-
scene aus dein alten Venedig. Schade, daß er den Schwung
der Konception und die Gewandtheit der Zeichnung und
der Mache durch Haschen nach koloristischen Efsekten so arg
schüdigte. Voll sinniger Aninuth ist Beyschlag's „Hoch-
zeitszug", voll Eleganz Alb. Keller's „Dame in iyrem
Arbeitszimmer mit einem Ballkleide beschäftigt". Kühl's
„Lesezimmer eines Kavaliers" verräth mit seinen schönen
frischen Farben nnd seiner ruhtgen Haltung einen entschiedenen
Fortschritt, wcn» auch in Bezug auf Linearperspektive
Manches zu wünschen übrig bleibt. Jan Chelminski
schilderte mit gewohnter Meisterschnft den Sport der Rococo-
zeit, während sein Landsmann A. W. Kowalski einen
„Zug nach Sibirien Verbannter" mit einschneidender Wahr-
heit zur Darstellunq bringt. Das Thiergenre war durch
Arbeiten der unermiwlich vorwürts schreitenden Frau Bied er-
 
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