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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Beavington-Atkinson, J.: Die Growvenor-Gallery in London
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0331

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653

Korrespondenz.

654

Die (ürosvsnor-CnlIsr^ bekennt sich in ihrer
^Ympathie zum Kosmopolitismus. Heilbut bringt 12
^elgemälde von seinem glücklichsten Genre, Tissot 10,
^ioreau 1, Otto Weber 2, David Bolcs 1, Alma
^adema 8 und Legros 9.

Von den Besuchern wird es übel vermerkt, daß
!>e zu viel von den persönlichen Liebhabereien des Sir
^vutts Lindsay und seiner Gemahlin zu gcuießen be-
EvMinen. Aber das Vorrecht, ihre eigenen Porträts
ünd sonstigen Gemälde in kxwnso auszustellen, ist
^ne nicht mehr als angemessene Concession für die
^0,000 St., die sie in so liberaler Weise auf die
^alerie verwendet haben. Dieser edle Eifer auf gutem
28ege hat, wie zu erwarten, Wetteifer angeregt; schon
ietzt ist Aussicht vorhanven, daß eine oder mehrere der-
nrtige Galerien die Mängel ihrer Vorgängerin ausgleichen
Merden.

I. Beavington Atkinson.

Korrespondenz.

Hamburg, im Juni 1877.

Herr Ed. F. Weber, dessen Galerie alter und
"eiier Meister durch einsichtsvolle Ausscheidung der
!chwächeren und glücklichen Ankauf besserer Bilder von
2ahr zu Jahr an geschlossenem Gehalt gewinnt, hat
den Speisesaal seines geräumigen und schönen Hauses
^n der Alster von zwei jüngeren Weimarer Künstlern
Mit Wandgemälden und Dekorationen schmücken lassen.
Die Künstler, Fr. Arndt und Hier. Chr. Krohn sind
öeide keine unbekannten Größen mehr; Arndt ist vor
^urzem sogar als Professor der Weimarer Kunstschule
nugestellt worden; bisher haben wir sie jedoch nur durch
^afelgemälde in den Ausstellungen vertreten gesehen,
^elche der eine oder der andere von ihnen allein gemalt.
^ine gewisse Verwandtschaft in der Auffassung und
Darstellungsweise der beiden Künstler wird manchem
^eobachter nicht entgangen sein. Man konnte ihrcm
^ersuche, sich zu einer größeren gemeinsamen Arbeit zu
^erbinden, daher den günstigen Erfolg voraussagen, der
'n ber Ausschmückung des Weber'schen Speisesaales zu
^age tritt. Es ist Alles so aus einem Guß, daß es
^Nniöglich sein dürfte, zu sagen, wo die Arbeit des
^neu anfängt unv die des anderen aufhört. Es ist
nuch die Absicht der Künstler, das Werk nur als ein
Leiiieinsames gelren zu lassen. Doch dürfle Krohn cinen
hrvßeren Antheil an den figürlichen Scenen, Arndt
E'Nen solchen an den landschaftlichen Gründen haben.

Der Saal wird durch geschmackvolle korinthische
^ilaster gegliedert. An den Schmalwänden bleiben nur
ileinere Wandfelder frei, welche mit beziehungsvollen
"Nd eleganten Rcnaissanceornamenten geschmückt sind,
"atürlich mit neu erfundencn, deren eingewebte Figuren
^alb allegorisch und halb realistisch die Thätigkeit des

^ Nährstandes in den verschiedenen Zweigen des Acker--
baus, des Handels, der Jndustrie und dcs Bergbaus
illustriren. Von den Langwänden enthält die eine nur
ein größeres Wandfeld zwischen zwei Flügelthüren: die
gegenüber liegende aber bietet, außer ihren Nebenfeldcrn,
dem malerischen Schmucke drei wohl umrahmte Haupt-
flächen dar. Diese vier Felder tragcn die vier Haupt-
gemälde, welche von den Künstlern in Weimar auf
Leinwand in Oel ausgeführt wurden. Jhr Gegenstand
ist ein schon oft dargestellter, der uns aber hier in
eigenartiger und überaus anmuthigerAusfassung entgegen-
tritt. Es sind die vier Jahreszeiten, durch halb rea-
listisch, halb ideal gehaltene Genrescenen in großem
landschaftlichem oder architektonischem Grunde verkörpert.
Diese Sccnen aus dem Leben werden aber durch die
Zuthat von nicht in die Handlung eingreifendcn alle-
gorischen Nebenfiguren in sinniger Weise mit der
Ornamentation der Renaissanceumrahmung in Einklang
gesetzt. Es sind Amoretten oder Putten oder wie man
diese nackten Knäbchen nennen will, welche die realistische
Haupthandlung jedes Bildes mit einer idealen Parallel-
handlung oben in der Luft begleiten. Man muß die
Bilder gesehen haben, um sich zu überzeugen, wie hübsch
sie schon dem Inhalt nach zwischen der Scylla einer
monumentalen Realistik und der Charybdis zopsiger
Allegorie hindurchsteuern.

Das Winterbild, welches allein an der von den
Flügelthüren durchbrochenen Langwand angebracht ist,
ist das einzige einen geschlossenen Raum darstellende.
Wir besinden uns in einem prächtigen Renaissance-
zimmer, in dessen Hintergrunde gerade die Flügelthüren
geöffnet werden, um uns einen Einblick, der vorn ver-
sammelten Familie aber den Einlaß in den strahlenden
Weihnachtssaal mit seinem lichtergeschmückteiiTanneribaum
zu gewähren. Vorn links hat der noch jugendliche Haus-
vater gerade aufgehört, auf der Hausorgel den Andachts-
choral zu spielen. Daneben schmiegen vie Kinder sich
an die Mutter. Vorn rechts helfen ältere Kinver der
alten Grvßmutter aus ihrem Lehnsessel auf. Oben auf
dem reichen Kranzgesimse des Zimmers aber sitzt eine
Schaar reizender nackler Knäbchen mit Musikinstrumenten,
natürlich im Begriff, aus Leibeskräften zu konzertiren.
— Das Frühlingsbild zeigt uns in einer reichen, stil-
vollen Landschaft vorn einen Weiher, aus dcm ein
Schwan sich erhebt; am Weiher eine Steinbank, auf
welcher ein vornehmes jungcs Liebespaar in reicher
venezianischer Tracht kost. Dahinter links auf einem
Hügel unter einem blühenden Mandelbaum Apollo
Musageles im langen Gewande, die Leyer spielend, und
ein kleiner bocksbeiniger Satyr. Oben rcchts in d.er
Luft eine reizende Gruppe von Amoretten, welche dahin-
siiegende Störche mit Zügeln lcnkcu. — Das Sommer-
bild zeigt uns einen Erntetanz um einen mächtigcn
 
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