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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Steindorff, H.: Die Restauration der Stiftskirche zu Gelnhausen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0185

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Jahrganfl.

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^^'^heresianmngasse

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richten.

Mär?

Nr. 23.
Znscratc

n 25 Pf. fnr die drei
Mal gespaltenc Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Ktmsthandlnng an-
genommen.

1877.

Beiblatt znr Zeitschrift sür Lildende Knnst.

^es Blatt, jede Woche am Donnerstag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gratis; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 'Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

^halt-

Die Restanration der Stiftskirche zu Gelnhausen. — Hoffmeister, Joh. Heinr. Ramberg. — Tiesenhausen-j-. — Römische Fnnde bei Neuschen-
berg. — Wiener Grillparzer-Denkmal. — Hofrath vr. Lehner. — Düsseldorf; Münchener Kuustverein; Kasseler Kunstverein. — Archäologische
Gesellschaft in Berlin; Kassel; Münchener Kunstgenossenschaft. — Preisbewerbung der Berliner Akademie. — Zeitschriften. — Auktions-Kataloge.
— Jnserate.

di

'k Restauration der Stiftskirche zu Geln-
hausen.

(Zuschrift an den Herausgeber.)

Stuttgart, am 1. März 1877.

Hochgeehrtcr Herr!

Socben habe ich das ncuestc Bciblatt, Nr. 20,
geschätztcn Zeitschrift erhalten und hieraus zu
großen Bedauern ersehen, daß die Restauration
^^iftskirche zu Gelnhausen nicht nur bereits die
q. '^"ung dcr Holzemporen herbeigeführt hat, sondcrn
cj un den herrlichen Lettner, sci es durch Hinzufügung
^^uchinartigen Predigtstuhles, sei es durch Ab-
L ^ Wiederaufbau als Orgelbühne im Wcsten der
Hand anzulcgen beabsichtigt.

.^Pesichts einer derartigen Vergcwaltigung möchte
cj 'ch njcht schweigend mich verhalten, sondcrn wenigstens
^ 'Uts meine vollständige Zustimmung zu den Anschau-
k>ni Herrn Friedr. Schneider und andererseits

^rsvnliche Bemerkungen in die Oeffentlichkeit ge-
lassen. —

kl>en Pfingstwoche des Jahres 1864 saß auf

kj^^^Uer, jetzt abgebrochenen Holzempore der Stifts-

»bex ^ Gelnhausen ein körperlich schwer angcgriffener,
2Lied ^'^'3 iugendlich frischer Baumeister, dem die
U'ali ^^stellung des Znnern der Kirche von der da-
tvitr^? kurhessischen Regierung übertragen war; es
Gottlob Ungewittcr, wclchcr dicser Aufgabe
^ttes^ eingehendsten Stndicn und Kenntnissc der
ultcrlichxn Baukunst, sondern auch dcn bcstcn

Willen für achtungsvolle Erhaltung des Vorhandenen
und für pietätvolle Neuerungen entgegenbrachte.

Während der Meister, durch das mehrjährige An-
kämpfcn gegen eine tödtliche Krankheit gebeugt, stundcn-
lang ruhig von der Empore in den Kirchenraum hinab-
schaute und im Geiste besonders die polychrome Aus-
malung des Jnnern erwog und gestaltete, waren zwei
seiner Schüler mit dem Aufmessen des Baues beschäf-
tigt. Hierauf gestützt, sowie mit Benutzung früherer,
freilich ziemlich ungenauer Aufnahmen ward während
des Sommers 1864 in den Bureaux Ungewitter's zu
Kassel die innere, polychrome Ausmalung von der Kuppel
herab bis zum Sockelgesims am Fußboden ausgearbeitet.
Ein verhältnißmäßig großer Maßstab gab einerseits
Gelegenheit, Alles gründlich in Betracht zu ziehen und
vermehrte andercrseits den Zeitaufwand für die Dar-
stellung. Ein Freund von mir und ich waren mit
dieser anregenden und schönen Aufgabe betraut, und ob-
gleich wir während der Woche in allen Frcistunden,
welche das Studium an der höheren Gcwerbeschule uns
übrig ließ, sowie an den Sonntagen selbst fleißig arbeitcten,
so ging die Sache unserem hochverehrten Lehrer und
Meister zu langsam, und mehr denn ein Mal klagte er
laut, er werde angesichts seines fortschreitenden Leidens
nicht einmal auf dem Papiere die Darstcllung seiner
Gedanken fertig sehen. Zufällig stimmte der Maßstab
unserer Blätter mit dem des in Ungewitter's muster-
giltigem Lehrbuch der gothischen Konstruktionen unter
Fig. 895 und 96. dargestellten Lettners zu Gclnhausen
übercin, so daß der rcich gegliederte Einbau in seiner
Zcichnung aus dem gedruckten Wcrk direkt auf das
polychrome Blatt übertragcn wcrden konnte. Diescr
 
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