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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Bergau, M.: Das Epitaph des Walther von Cronberg in Mergentheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0225

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^8, Königsstr. 3),
äu richten.

April

Nr. 28.
Inscratc

a 25 Pf. fnr die drei
Mal gespaltenc Petitzeile
werden von jeder Bnch-
und Kunsthandlnng an-
genornmen.

1877.

Beiblatt znr Zcitschrist sür bildende Knnst.

Blatt, jede Woche am Donnerstag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Knnst" grati8; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.


Das V?pitapb des Walther von Cronberg in Mergentheim. — Aus Tirol. — Dreher, die Kunst in ihrer Beziehung zur Psychologie. — Oester-
reichischer Kun,lverein; Krüger-Ausstellnng in Hamburg. — Die Ausgrabungen in Olvmpia. — Stuttgart; Schaumann's „Volksfest zu Cann-
sladt"; der Bau des großherzoglichen Museums tn Schwerin; archäologische Gesellschaft in Berlin. —Auktionskataloge. — Zeitschriften. — Jnserate.

^ Epitaph des Walther von Cronberg in
Mergentheim.

^ 2n der Dominikanerkirche zu Mergentheim befindet
^n vortreffliches Epitaph von Bronze zuni Andenken
Hoch- und Deutsch-Meister Walther von Cron-
^2- Dersclbe ist darauf lebenSgroß, in langer, falten-
^^er baarhäuptig, fast sn bnes, in betender

sö,^.'"'^ vor einem Crueifix, in einer oben halbkreis-
,^"^g geschloffenen Nische, deren Hintergrund unten mit
da ^"'^vnenGranatapfelmusterinGravirunggeschmücktist,
^gfftellt. Die Nische wird durch korinthische Säulen,
^ ^elchcn der rcich profilirte Bogen ruht, eingefaßt.
dem Scheitel des Bogens ist das große Wappen
gehalten von zwei Genien, angebracht. Zu den
^^eser Säulen besindet sich links und rechts je
^ilaster, deffen Fläche mit eincm schöncn Renaissance-
^^>ent geschmückt ist. Aus den Pilastern stehen zwei
^ppen-haltende Genien, und zwei ähnliche befinden sich
pen Basen derselben; darüber die Jahreszahl 1539.
^Uter dieser bildlichen Darstellung befindliche Jn-

.Anno Domini 1543 äsn 4 tNA ^pxrilis

j^'st lautet

^c>N Hooli vnräiA Vnrst nnä Llorr, Ilsrr ^Vnltlisr

Oronbor^ ^äministrntor äss Hoolinisistsr-
lp in I?r6N886n nnä Aoistsr lontsoli Oräsns 211
lii,, nnä ^Volsoliön I.nnä6ii von äiossr rvslt

gx. Ganze, angeblich 40 Ctr. schwer, in Bronze
krj,, " »nd sauber ciselirt, die Ornamente gravirt,
tzj "E" lebhaft an die großen Bronzegüsse von Peter
in Nürnberg aus seiner besten Zeit; und in

der That wird dieses Epitaph vielfach als eine Arbeit
dieses berühmten Meisters bezeichnet. Merz (im Stutt-
garter Kunstblatt, 1845, Seite 379) bezeichnet es als
„aus Vischer's Werkstatt" stammend und Graf Wilhelm
von Württeniberg nennt es (Korrespondenzblatt der
deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine, Bd. IX,
Seite 119) geradezu eine „Arbeit Peter Vischer's".
Die Notiz von Mcrz ist dann auch in Lotz's Statistik
der deutschen Kunst (Bd. II, Seite 504), in Otte's
Handbuch der Archäologie und wohl auch in mehrere
andere Werke übergegangen.

Gelegentlich meiner Vorstudien zu einer Biographie
Peter Vischer's (welche demnächst in Dohme's „Kunst
und Künstler" erscheinen wird) war ich genöthigt, diese
Angabe kritisch zu prüfen. Da ein Anhalt in dem Werkc
selbst sich nicht darbot, war Herr Prof. Or. Haakh in
Stuttgart so gütig, in aufopfernder Weise umfassende
Nachforschungen in Archivalien anzustellen, resp. durch
seine Vermittelung anstellen zu lassen. Das Resultat
dcrselben ist, daß dieses Epitaph nicht aus Vischer's
Werkstatt stammt, sondern in Augsburg gegossen
worden ist, wo in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
so viele treffliche Stalucn, u. A. bekanntlich für das
Grabmal des Kaisers Maximilian I. in Jnnsbruck ge-
gossen wurden.

Jn einem aus der ersten Hälfte des sechzehnten
Jahrhunderts stammenden, im königl. württembergischen
Filialarchive zu Ludwigsburg aufbewahrtcn Manuscripte
über Walther von Cronberg heißt es nämlich: Nachdem
Walther von Cronberg am 4. April 1543, 63 Jahre
alt, zu Mergentheim gestorben war, wurde er in der
Hofkapelle (Ordenskirche), außerhalb des Chors, begraben
 
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