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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Steindorff, H.: Die Restauration der Stiftskirche zu Gelnhausen, [2]
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363

Kunstliteratur. — Nekrologe. — Kunstgeschichtliches.

Umstand, die hierdurch gewonncne Zeitersparniß bereitete
unserem Lehrer große Freude und erschien demselben
glückverheißend sür die Erfüllung seincs, zunächst nur
auf das Projekt gerichteten, heißen Wunsches. Jn der
That ward der letztere erfüllt; im September waren
die Zeichnungen fertig, und von dicsen umgeben, hier-
mit und mit anderen Arbciten beschäftigt, ward sein
Geist am 6. Oktober 1864 vom Todesengel zu einer
besseren Welt geleitet.

Jn treuer Erinnerung an Ungewitter und an seine
letzte künstlerische Arbeit glaubte ich hervorheben zu
müssen, daß die Erhaltnng des Lettners, die polhchromc
Ausmalung desselben, sowie des daran gelehnten Pfarr-
altares von Ungewitter als etwas Selbstverständliches
angenommen wurde. Möchte diese Anschauung in maß-
gebenden Kreisen rechtzeitig zur Geltung gelangen, und
möchte das veröffcntlichte Gutachten Friedr. Schncider's
allseilige Anerkennung finden. Ohnc demselben weitcre
Worte hinzuzufügcn, erlaube ich mir, hierdurch angeregt,
die öffentliche Anfrage, ob der zuständigen Behörde zur
Wiederhcrstellung der Stiftskirche in Gelnhausen die
Pläne Ungewitter's bekannt sind und wo, im Ver-
neinungsfalle, dieselben sich befinden?

H. Steindorff,
Architekt.

Lunstliteratnr.

Johann Heinrich Rambcra, in seinen Werken dargestellt
von Jacob Christoph Karl Hoffmeister. Han-
nover, Karl Meyer. 1877.

Den ckiis nrinoruiir Aontinin in der deutschen
Künstlerwelt, wclche von der durch Winckelmann, Lessing
unv Gocthe aus dem klassischen Alterthum abgeleitetcn
GeistcSströmung nur leise berllhrt, gleichwohl die Mög-
lichkeit cines neuen Aufschwunges dcr Kuiist ahnen ließen,
darf auch Zohann Heinrich Ramberg (1763—1840)
vorwicgend im Sinne einer von französischen Ein-
flüsscn befangcnen Geschmacksrichtung beigezählt werden.
Die Ungeduld einer sprudelnden Phantasie, die den um
volle Durchbildung seincr Gedanken und Formensprache
zumcist unbekümmerten „Im^rovisstors" von einer
Skizze zur andern getrieben, hat sein Gedächtniß neben
den ihm innerlich verwandten Meistern Hogarth und
Chodowiecki verdunkelt und der Werth seiner zahlreichen
vorzüglichen Radiruugcn ist angesichts der minder acht-
baren massenhaften Jllustrationen häufig mit Unrecht
gcschmälert wordcn. Es ist. das Verdienst Hoffmeister's,
durch einen sorgfältigen raisonnirendcn Katalog der
Werke nebst einer kurzen ästhetisch-kritischen Würdigung
die künstlerische Eigenart Namberg's schärfer beleuchtet
zu haben. Auf Grund vier beträchtlicher Sammlungen
im Berliner Kupfcrstichkabinet, im Besitz dcs Kanimer-

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herrn Max von Donop auf Schloß Wöbbel bei Dek'
mold, Karl Jasper's, eines Enkels des Künstlers und
Händen des Verfassers, ist eine annäherndc Vollstäiidig'
keit in der Aufzählung und Beschreibung erreicht, wclätz>
die im Städtischen Museum zu Leipzig bcfindli^
Slevogt'sche Stiftung, ca. 80 mit großer SaubcUc'6
zierlichst ausgcführte Originalaguarclle nebst dazu
hörigen Bleistiftstuvien, Jllustrationen zum Obcr^'
Don Juan, Freischütz, Barbier von Sevilla,
Zauberflöte, Preciosa und Figaro's Hochzeit, anzurcih^
sein würde. Somit auf's Neue in den geschichtlich^
Entwickelungsgang deutscher Kunst bedeutsamer eingercih^
tritt uns Nambcrg aus seincn Werken, die das
zeichniß in 337 Nummern, inhaltlich nach 7 Kategori^
und diese je nacki Radirungen, Originalradirungrd'

Handzeichnungen uud Stichen geordnet, cnthält,
fesselnder OriginalitLt und im ganzen Umfange scus^
in zweiter Linie auch ein kulturgeschichtliches Jnterckl''
erwcckenden Thätigkeit klar vor Augcn. I,. v. D.

Nekrologe.

k. Ticftnhaustn P. Am 24. November 1876 starb
München der geschätzte Marinemaler Paul Frhr. v. Tiess,,,

hausen in Folge eines Lungenleidens.
10. Januar 1837 auf Jdfer in Esthland,
seines Vaters geboren und

Er

dem

war

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WWW

ren und erhielt seine Jngendbildung
der Domschule zu Reval, welche er, obwohl erst sechftP
Jahre alt, beim Ausbruche des Krimkrieges verließ, MN b j
freiwillig in die Reihen der russischen Vaterlandsvertheid>!l
zu stellen, in denen er bis zum Prsmier-Lieutenant d
rückte. Nach Beendigung des Krieges aber erwachte in d^,
junqen Manne eine lebhafte Neigung zur Kunst, und .,,
Jahre 1861 war diess so mächtig geworden, daß er stst m-,
Liebe seinen Dienst quittirte und nach München übersievcs^
um sich hier zum Künstler auszubilden. Nachdem er ew
Zeit Schüler des Landschaftsmalers Millner gewesen, s.,,,
schloß er sich die Akademie zu besuchen, obschon zwischen
und den übrigen Schülern derselben ein so namhafter Aln
unterschied bestand; denn er war bereits den VierzEz,
nahe. Während seine ersten Lcistungen in Ler Landschch
malerei ziemlich unbeachtet geblieben, zog ein kleines D!"
bild, das er im Spätsommer 186g im Kunstverein aussteft^
die Aufmerksamkeit Adolf Lier's auf den Kunstjünger.
war es, der denselben ermunterte, ihn in ssine Kreift
und endlich — im Oktober desselben Jahres — uuter
Zahl seiner Schüler aufnahm. Von Lem wackeren A'cü,j.
geleitet und von günstigen Zeitverhältnissen untsrstützt- ft.,,
wickelte sich sein Talent auf's Glänzendste. Seine Ar's?,,f-
waren bald lebhaft gesucht und fanden theilweise selbst
nahme in Galerien; so seine „Scenerie in einemSeeyoft„
bei Eintritt der Nacht", welche vom k. Museum i»
gart erworben wurde. Außer diesem fanden namentlich s.,,c
„Eintritt der Ebbe", eines seiner ersten Bilder, und I
„NordischeNacht, ein Strandbild" wohlverdiente Anerken»
Eine seiner letzten Arbeiten, „Ebbe an der Nordsee", w
vom Münchener Kunstverein zum Zwecke der Verlow ,,
angekauft. Seine Stoffe entnahm der Künstler den
der Ost- und Nordsee, die italienischen Küsten zvift" „W
nicht an, und wußte sie mit ebenso überraschender 1
wahrheit als poetischem Sinne künstlerisch zu gestalten-

Luilstgcschlchtlichrs

Bei dsn vom Kich'),

Nömischc Fundc bci Reuschcnbcrg. vv,,. --

Alterthumsverein unter Leitung de- Betriebsmspektoi
Köln-Mindener Eisenbahn vorgenommenen weiteren „„,i
qrabungen bei Reuschenberg ist wieder eme große ch-l
Gräbern aufgedeckt worden. Mehrere derselben zeigten n>--
 
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