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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Tizian's Kirschenmadonna auf einer Majolika
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0305

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Nr. 38.

JnhrMng.

öciträge

^°nvr,C.v.Lükow

^n,Theresianunlgasse

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^"p.l'g, Kömgsstr. 81
zu richten.

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Snscratc

L 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Bnch-
nnd Kunsthandlung an-
genommen.

1877.

Beibllitt znr Zeitschrist siir bildendc Knnst.

Dies Blatt, jede Woche am Donnerstag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gnati8; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

^ihalt: Tizian's Kirschenmadouna auf einer Majolika. — Raoinst, 1s eostums Niötoricsus; Grneber, Elemente der Kunstthätigkeit. — Stuttgart;
Düsseldorf. — Eggers-Stiftung; Stuttgart. — Zeitschriften. — Jnserate.

^stian's Lirschenmadonna auf einer Majolika.

Die hervorragcndstc Persönlichkeit aus der Künstler-
liUnilie derGrue ist Francesco Saverio d.Ae. (geb. 1686,
1746), welcher die Leitung der Fabrik zu Castelli
^Nlveit Neapcl in der ersten Hälfte des 18. Jahr-
^Nderts handhabte und dabei auch aüf die Porzellan-
^l'rikation in der Stadt selbst Einfluß nahm. Seine
rbeiten zeichnen sich durch eiue originelle doch einfachc
"^rbenwahl, wozu häüfig noch der Schmuck der Ver-
b^dung kommt, aus und bilden auch insofern eine
»eue Stufc in der Entwickelung der Majolikamalerei,
^ in ihnen so zu sagen die Landschaft sclbständig ge-
^vrden ist. Wenigstens ist solches bei einer großen
is^ahl meist viereckiger Tafeln der Fall, während für
chüsseln und sonstige Gefäße der Künstler sich des
^dschaftlichen Motivs in alter Weise blos als Hinter-
8sund seiner figürlichen, meist mythologischen Kompo-
^icnen bediente. Es fand dies in der Blüthezeit der
^pvlitanischen Majolikafabrikation statt, in welcher
^wde sie unter der Proteltion des Borbonischen Carlo
^>d dessen Sohnes Augusto zu besonderer Bedeutung zu
^langen vermochte, wenn schon die Jndustrie am Orte
^eils stit dem 15. Jahrhundert nachweisbar erscheint.
Francesco, ein wissenschastlich gcbildeter Mann, der
auf manchen seiner Arbeiten Doktor nennt (er war
der That Ilr. tlruol. st xliil.), pflanztc seinen Stil
seine Technik auf mehrere Schüler und Brüder
Als die bedeutendsten unter jenen im engeren
^Unie werden namhaft gcmacht ein Gentile, ein Fuini,
^pelletti und ein Giustiniani. Auch cin Bernardino
k>Uile begegnet uus, vielleichk der oben angeführte letzteren

Namens. Außcr seinen künstlerisch thätigen Verwandten,
deren Namen in den Bezeichnungen auf Castelli-Waarc
vorkommen, sind bekannti Johannes, Saverio, Liborius
(auch Luigi), Anastasio, Aurelio, Carlantonio, Francesco,
Francesantonio-Saverino, Giovanni jun., Nicolo-Tom-
maso, Pietro-Valcntino, Saverino d. Ac., Saverino d. I.

Unter so bewandten Umständen kann es nicht Wunder
nehmen, daß Produkte der geschilderten Art noch häufig
vorkommen, ebenso, daß ihr Werlhunterschied gcwaltig
ist. Dazu kommt noch der Umstand, daß die
FLlschung, insbesondere was angebliche Wcrke des Alt-
vaters betrifft, emsig gewirthschaflet hat. Demmin
citirt die Jnschrift eines Gefäßes, der zufolge der gute
Doktor selber neun Jahre vor seiner Geburt gemalt
haben würde. Jndem ich auf die Sammlung der
Monogramme verweise, welche Chaffers, Marryat und
Demmin geben, füge ich folgende bei, welche sich an
einigen Malereien derzeit im k. k. Osterr. Museum für
Kunst und Jndustrie zu Wien befinden.

Auf einer kreisrunden Platte mit einer Landschaft
und einer Heerde: vr. di-us 4?.

Auf einer ähnlichen mit einer Flußlandschaft, worin
eine Stadt: Dr. D. 6mns.

Landschaft mit mythologischemLiebespaar: Dr.X.6.D.

Venus u.Adonis unter einem Baume: Dr.^.Drusf.

Tod des Adonis: Dr. 6rus f. X. 17 ... -

Schlafender Hirt in eincr Landschaft: Dr. D.X.X.P.

Diese Arbeiien gehören dem Neukloster in Wiener-
Neustadt und sind nur zeitweilig im Museum zur Aus-
stellung gebracht.

Eigenthum des Museums dagegen ist eine durch
den dargestelltcu Gegcnstand sehr merkwürdige Malerei,
 
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