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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Die Kunstindustrie-Ausstellung zu Amsterdam, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0401

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Hl.JahiMnn.

Scilrägc

sind an vr. C. V. LÜt>VW
(Wien,Theresianunigasse
2.)) od. an die VerlllgSl).
(Lcipzig. Königsstr. 3)

20. Septcmlier

Nr. 50.

Inscratc

u 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Pctitzeile
werden von jeder Buch-
urid Kunsthandlung an-

1877.

Beiblatt znr Zcitsthrist siir bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Donnerstag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" grati8; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

Jnhalt: Die Kunstindustrie-Ausstellung zu Amsterdam. II. — Der Salon von 1877. IV. — Korrespondenz: Karlsruhe. — Förster, deutsche Kunst in
Bild und Wort; Rosenberg, der Hochaltar im Münster zu Alt-Breisach; Jaennicke, Handbuch dcr Aquarellmalerei. — Akademische Kunst-
ausstellung in Berlin; Köln. — A. S'alviati; Goslar; die Stuttgarler Kunstschule. — Jnserate.

Die Kunstindustrie-Äusstellung zu Fmsterdam.

ii.

Was der Kunstindiistrie-Ausstellung in Amsterdam
einen besonderen Reiz verleiht, ist die glückliche Ver-
theilung der Gegenstände in dem überaus günstigen
Raume; selten wohl wird man einen so schönen Ueber-
blick über eine Ausstellung gewinnen können, wie von
den Galerien des Glaspalastes in Amsterdam, dessen
Langschiff mit den Galerien und Seitenlogen zu einem
großartigen Raumganzen zusammenwLchst. Der Anlage
des Gebäudes entsprechend, sind die Ausstellungsgegen-
stände, wie es das Programm verlangt hatte, in ihrer
Aufstellung so vertheilt, daß das Parterre, welches ein
großes Zelt unter dcr Mittelküppel in zwei Hälften
theilt, von den Einsendungen der Preisbewerber in
Beschlag genommen ist, vie Galericn von den übrigen
Objekten, der rechte Vorsaal von der altnationalen Kunssi
der linke Vorsaal vorzugsweise von den graphischen
Künsten und Druckwerken rc. Hinter dem Gebäude be-
finden sich noch einige besondere Kabinete. Die Parterre-
logcn sind durch die Namen der Städte bezeichnet,
welche Einsendungen gemacht habcn; indeß beziehen sich
die Namen keineswegs auf den Jnhalt der Kabinete;
ebenso wenig ist die Gruppeneintheilung der Gegen-
stände durchgeführt. Durch diese freiere Disposition ist
aber das Eine gewonnen worden, daß die Ausstellung
einen mannigfaltigen und reichen Eindruck gcwährt,
ohne bunt und verwirrend zu erscheinen. Der Bor-
garten, der noch cine Anzahl größerer Ausstellungs-
gegenstände birgt, vcrsammelt allabendlich eine große
Menschcnmenge um seine Musikzclte, Restauratious-

lokalitäten und.Bazare, ebenso wie der festlich beleuch-
tete Garten hinter dem Jndustriepalast. So ist ein
harmonisches Ganzes geschaffen und den geistigen wie
leiblichen Bedürfnissen der Zuschauer Rechnung ge-
tragen. Jn zweckmäßiger Weise ist die Besuchszeit der
Ausstellung so bestimmt, daß man auch außer den offi-
ziellen Stunden mit den Vorständen der Abtheilungen
im Gebäude selbst geschäftlich verkehren und die nöthigcn
Notizen sich verschaffen kann.

Es würde hier zu weit führen, auf die Einzel-
heiten des Programms einzugehen und zu berichten, wie
weit demselben entsprochen wurde; wir wollen nur ver-
suchcn, mit einigcn Worten den Eindruck zu bezeichnen,
welchen wir bei der Ausstellung gewannen. Der Ge-
sammteindruck ist der, daß in Holland viel guter Wille
herrscht und manchc achtenswerthcn Einzelbestrebungen zu
finden sind, die Kunstindustrie der Gegenwart aber weit
zurückgegangen ist gegen die der Vergangenheit, weit
zurückgeblieben hinter der des übrigen Europa's. Die
Ausstellung bot dem Holländer eine vortreffliche Gelegen-
heit, sich einmal mit all' seinen Borzügen und Schatten-
seiten, mit seiner Bcgabung und seincm Streben wie
mit seinen schlechten Gewohnheiten und naiven Anschau-
ungen über Kunstindustrie vor das Forum der Oefsent-
lichkeit zu stellen. Jn zehn Jahren wird wohl mancher
gute Keim zu schönem Wachsthum sich entfaltet habcn,
manche Grille und Schrulle, die sich noch heute an's
Tageslicht wagt, verschwunden, vor allem ein durchwegs
geläuterter Geschmack an Stelle der jetzt vorherrschenden
Geschmacklosigkeit getreten sein.

Die sogenannte und vielgerühmte holländische Rein-
lichkeit ist vielleicht nichts Anderes als ein angeborcner
 
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