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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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C. C. Newton's Bericht über die Schätze von Mykenä, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0270

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5,31

Nekrolog, — Kunstgeschichtliches. — Personalnachrichten, — Sammlungen und Ausstellungen,

532

Lebensjahrc noch nie Gelegenheit hatte, sich Bahn zu
brechen, überhaupt nicht lcgen — aber ohne dem in
seiner Art verdienstvollen Künstlcr selbst, noch der Pietät
seiner Freunde für ihn, zu nahe treten zu wollen, müssen
wir doch einige sehr gerechtfertigte Bedenken hier- aus-
sprechen. Vor allcn Dingen ist die fratzenhafte Auf-
fassung König Heinzelmann's eine verfehlte. Ein
Gnomenkönig braucht keine Karikatur zu sein und
darf es nicht sein, wenn er als der Genius der Roman-
tik gedacht ist. Wic charakteristisch hat Meister Schwind
dic Zwcrgenwelt zu schildcrn verstanden, ohne jc an
die Karikatur zu streifen! Der verklärende Zug der
Schönheit, der in der Kunst auch über den Miß-
gestalten leuchten muß, fchlt in Mintrop's Werk leider
zu oft und am empfindlichsten tritt dieser Mangel bci
der Heldin des in Bildern erzählten Romans selbst auf.
Wenn unS der Schriftsteller sagt: „Sie war schvn" —
so glaubcn wir cs ihm, denn im Augenblick wird unsere
Phantasie entfesselt und dcr Leser zaubert sich vor sein
geistiges Auge eine Gestalt, wie sie seinem Schönheits-
ideal entspricht. Anders beim Maler! Da wird die
Phantasie des Beschauers an das Erzeugniß seiner
Kunst gebannt, uud man glaubt ihm die Schönheit nur,
wcnn er sie anch wirklich zu zeigen versteht. Dies ist
hier, wie gesagt, nicht der Fall und darum wird der
Weg durch die siebzig Blätter etwas lang,

Der Verlagshandlung, dic weder Mühe noch Kosten
gescheut hat, um eine Ausstattung herzustellen, die schon
im Format weit über dcn specifischen Werth dieser
Arbcit hinausgeht, wünschen wirnur, daß trotzMaschinen,
Eiscnbahnen und Fabriken, noch Romantik genug in
unserer Zeit übrig geblieben seiu möge, um sie für ihre
Anstrengungen gerechtermaßen zu entschädigen. 8,

Nekrolog.

Ican Baptistc Madou ch. Die Kölnische Zeitg, nndmet
dem jüngst verstorbenen belgischen Künstler folgenden Nach-
ruf: Der am 3, April in Brüssel gestorbene Maler I, B.
Madou war einer der originellsten und seinsten Meister der
modernen belgischen Schule und ein Veteran unter ven bel-
gischen Künstlern, Er war 1791, in Brüssel geboren und
inachte sich zuerst als Lithograph bekannt, indem er 1821
verschiedene lithographische Sammelwerke herausgab, wie
1825—27 ein Werk über alte und neue belgischc Kostüme,
1835—36 eine „ktiMo^nomio äo la, Looioto on üuropo äo
I.onin IX, ä nos sonrs", welches eine Kostümgeschichte in sehr
interessant komponirtcn historischen Scenen gab und den
Namen des Autors in allen Kunstkreisen um so schneller
berühmt machte, als damals die historische Kostümkunde noch
ein ziemlich unerforschtes Gebiet war und Madou's Dar-
stellung einen eben so anziehenden wie überzeugenden
Charakter hatte, 1840 erschienen in ähnlicher Weise ge-
halten ,,8oönos äs la, vio <ios pointros äo 1'öoolo llanialläo
ot hollalläaiso", sehr gcschmackvoll komponirte historische
Genrebilder nach zum Theil anekdotischen Motiven aus der
niederländischen Kunstgeschichte, Die Originale zu diesen
Blnttern sind meistenS in Aquarell geinalt, in welchem Fach
Madou ein großer Meister war, Seine zahlreichen Gemälde,
sowohl in Oel- wie in Aquarellmalerei, behandeln meistens
Genregegenstände aus älterer Zeit, namentlich aus dem
vorigen Jahrhundert, und sind mit erstaunlicher Kenntniß

des Zeitcharakters durchgeführt, aber nicht nur in dieftr
Beziehung ausgezeichnet, sondern auch durch die geistreiäst,
meistens humoristische Komposition und die feine und schöiw
Behandlung. Das Volk sowohl als die bürgerliche u>id
vornehme Gesellschaft des vorigen Jahrhunderts in Belgic»
hat kein Maler treffender dargestellt, Madou hat für den
Charakter dieser Periode in seinem Lande ein ebenso feineo
Verständniß wie Meissonier für dieselbe in Frankreich, abcr
der belgische Meister hat eine viel reichere Phantasie und
ein weiteres Gebiet wie der französische. Madou hat vielc
Bilder geschaffen; doch da seine künstlerische Thätigkeit schnn
etwas rückwärts liegt, so ist sein Name in neuester Zeit nichi
viel genannt worden, auch hat die Kunstmode in Belgien
eine andere Richtung genommen; doch blieb Madou innncr
einer der angesehensten Meister in seinem Vaterlande, und
noch im Jahre 1873 sah man auf der großen Kunstaus-
stellung in Wien sehr anerkannte Werke seiner Hand, Jh
der Farbe seiner Bilder erreichte er wohl nicht den GlanZ
und dio Frische der neueren belgischen Maler, auch zeim
seine zierliche und feine Behandlung nicht die in der bcü
gischen Schule herrschende Bravour, doch werden seine Werkd
durch ihre soliden Eigenschaften für alle Zeiten Werth be-
halten, Der alte Meister ist so zu sagen auf dem Felde des
Ehre gestorben, denn vier Tage vor seinem Tode begrüM
er als Ehrenpräsident des Vcreins der Aquarellisten dcU
König und die Königin bei Eröffnung der Ausstellung
Brüssel, ward aber gleich nachher und noch im Ausstellungd'
saale von einem Schlaganfalle betroffen, in Folgc deffen
gestorben ist, Madou war Mitglied der königlichen Akadeiuu
von Belgien, der Akadeniie der Künste in Antwerpew
Kommandeur des Leopold-Ordens und Ritter mehrerer
anderen Orden,

Äiuistgkschichtlichrs.

Arm und Spiegel der Bcnus von Milo, Bei den sd
jüngster Zeit von Schülern der ileolo ä'nrolivuln^ie U
Athen auf Milo veranstalteten Ausgrabungen ist ein Är>u
und zugehöriger Spiegel zum Vorschein gekommen, ein Fuus-
der, wenn sich die Vermuthung der Finder bestätigt,
Frage über die Ergänzung der berühmten Statuc iiffLouprr
in emem ähnlichen Sinne lösen würde, wie sie Wittig
V. Jahrgang der Zeitschrift für bildende Kunst, S, 353 l>e-
aistwortet hat,

prrsoilalnachilchtkn.

V- Proscssor Conze in Wien hat einen Ruf nach BerllU
angenommen, als Direktor der Skulvturensammlung »»>'
der Sammlung der Gypsabgüsse am dortigen k. Museunu

Zammluiil<rii mld Äusstcllililyeil.

o. X. Düsseldors. „Jnteressantes Thema", mit dieseUj
Namen finden wir ein frisches, prächtiges Genrebild >»'
van der Beck bezeichnet, welches im Salon des He»s,
Schulte ausgestellt ist, So viel Naivetät, so viel fro>>r '
kräftiges Leben, eine so warmklare Farbe, alles das ka»
nicht verfehlen eine ebenso heitere Stimmung in dein ^ ^
schauer anzuregen, als wäre er selbst mit betheiligt bei
Besprechung des sogenannten „interessanten Themä's".
sind schon plaudernde Mädchen und Frauen dargestellt >»» j
den, entweder am Brunnen, oder auch wohl, wie hier, » ,
einer Beschäftigung, die schon die Prinzessin Nausikaa g
adelt hat, hei der Wäsche, Gewöhnlich treten aber da
die häßlichen Züge des weiblichen Gemüths in den Vorv
grund, ja oil reiat kicki die Roskeit in reckit arellem Llch
ilmgekehrt

grund, ja oft zeigt sich die Bosheit in recht grellem Lia)
Umgekehrt in diesem Bilde, wo alles die unschuldigste Hciie^
keit atbmet. Zwei Bauernmädchen werden bci ihrer Äi'v n
— o-— wichtige Neuia>e

von einer alten Frnu besucht, die eine
mitzutheilen hat, Daß es sich um

- -Aeuigv,.
eine Liebesgeschi?)>

handelt, sehen wir mit einein Blick durckl das offene Pl> ,„
chen. Da spaziert in der Ferne, den ÄKeienpfad hinab, ,
junges Paar, und von diesem berichtet die Alte den eifr 5
Zuhörerinnen, Die große, hübsche Blondme halt mit j
Arbeit inne, die runden Arme auf das Wa,chfaß gestein'N
 
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