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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Ausstellung in der Berliner Nationalgalerie
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0243

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477

Kunstliteratur.

478

Stoff zu einer Reihe poetischer Schöpfungen
E^bei,, welche die kurze, aber glänzende Laufbahn des
^">»stlers, die mit einer so ergreifenden Komposition
^ann, mit einem sanften Moll-Atkord beschließen.

Eine umfassendere Charakteristik des Knnstlers, zu
^lcher sein Nachlaß überreichen Stoff bietet, würde die
^üzen eines Ausstellungsberichtes überschreitcn. Es
^"g nur aus den obigen Bemerkungen entnommen
^n, mix außerordentlich anregend cine solche Separat-
^stellung ist, welche einen systcmatischen Uebcrblick
^ die gesammte Thätigkeit eines Künstlers gicbt.

In der künstlerischen Jndividualität Hugo Harrer's
^'uzen sich die Einflüsse Piloty's und Oswald Achen-
Von dcm Einen eigncte er sich das technische
^'»Nen, von dcm Anderen die poetische Auffassung der
""dschaft imd die Verwerthung des Sonnenlichts zn
"ppirenden Effekten, aber lcider nicht seinen Schmelz
Harrer (geb. >886 in Eberswalde) war ursprüng-
Architekt- Darum spielt auch die Architektur und
^!'uit verbunden ein eminenteS architektonisches Kvnnen
. ^ Hauptrolle. Man wird sich keiner Uebertreibung
Ülldig machen, wenn man seine Perspcktiven als das
^ ^llendctste bezeichnet, was menschliche Knnst erreichen
Was er in dieser Hinsicht geleistet hat, ist
^adezu staunenswerth. Leider sind seine besten Studien
^/"'als z,i Bilvern verwerthet worden. Jn zweiter
'die die Einführung des Sonnenlichts in geschlossene
halbdnnkle Näume. Eine Sakristei mik Renaissance-
durch deren Fenster das volle Sonnenlicht fällt,
Merkwürdiger Weise zeichnen
fast durchwcg dnrch eine subtile
,^»rfe der Form aus, die in seinen ausgeführten Ge-

"söbel„,

? r»n kleines Juwel.
- ^ seinc Studicn

">älde

l-td

en unter übertriebenen malerischen Tendenzen ge-
hat.

Neben diesen beiden hervorragendcn und interessanten
^.^cheinungen tritt ein dritter Künstler, von vcssen
^lätjgstit die Ausstellnng gleichfalls ein erschöpfendes
giebt, etwas in den Hintergrund. Wilhelm
^Uriner (4802—1866) gehört jener älteren Schule
^erliner Landschaftsmaler an, die von Schinkel ihre
^'^gung empfing. Während sich in seinen crsten

l»ar

'ldern noch die Einflüsse seines Bildungsganges — er
, ^ »rsprünglich Porzellamnaler — zu erkennen geben,
'"chte er sich Mnählich von der minuliösen, fast photo-
H "phischen Wiedergabe der Natur los. Eine Reise
? ^talien eröffnete ihm vorzugsweise die romantischen
des Landes. Er berauschtc sich förmlich in den
"wellcn der südlichen Sonne, und was ihm die Natur
krsn Phantastischen Elementen Lieten wollte, das
^ lloß jhiii stj,^ eigene Phantasie, die jedvch niemals
^ ^ni Künstler gcsteckten Grenzen überschritt. Eine
r^"llele zwischen ihm nnd Harrcr wäre änßerst lehr-
l »»d zugleich charakteristisch fnr den landschafttichen

Sinn zweier Generationen: dort eine ideale romantische
Anffassung und Neigung, hier eine treue Wiedergabe
des Erschauten, die aber ebenso wenig der poetischcn
Reize entbehrt. 14.

Änilstliteratiu'.

Joh. Fricdr. Hoff, Adrian Lndwig Richter, Maler
und Radirer. Mit dem Bildnisse desselben. Dres-
dcn, bei' I. H. Richter. 4877. gr. 8. XD und
489 S.

Wir haben hier ein Werk zu verzcichncn, welches
Freundschaft und Verehrung für einen der edelsten
Nestoren neuer Kunst geschafscn haben, und das dem Ver-
fasser ebensv sehr zur Ehre gereicht, wie es ein des
Meisters würdiges Monnment 'genannt wcrden muß.
Ludwig Richter zählt zu den beglückten Männern, deren
Kunst in der nie wechselnden Grundform des Mcnscheu-
lebens wurzelt und die eben darum so lange vcrstanden
und geschätzt werden wird, wie es einc Poesie des Volkes,
der Familie und des Kinderlebens giebt. Was cin
Mann, der offenes Herz und Auge besitzt, den das Vcr-
ständniß des Menschenlcbens beseelt, dem die Weihe der
Kunst nicht fehlt und den ein riesiger Fleiß nie verläßt,
zu leisten,vermag, davon giebt das Werk getrenen und
crschöpfenden Bericht. Frcunde des Künstlers — und
ihre Zahl ist groß — werden das Handbuch mit Be-
friedigung aufnehmen; Sammlern von Werken Richter's
ist eS ein unentbehrlicher Rathgeber.

AlsEinleitung zu demWerke dient eine biographische
Skizze von Herm. Steinfeld, ein Anszug aus dessen
Vortrag über Richter's Leben uno Wirken. Geboren
zu Dresden am 28. Sept. 1803, hatte Richter seine
Jugend unter drückenden Verhältnissen, mit denen seine
Eltern zu kämpfen hatten, vurchlebt. So gewöhute er
sich frühzeitig, das Leben von dessen ernster Seite aus
anzusehen. Eine fromme Erziehung war daö beste Erbe,
das ihm von den Eltern und Großelieru überliefert
wnrde. Zeichnen und Radiren lernte er frühzcitig vvn
seinem Vater, dann wurde er Schüler der Dresdener
Akademie. Jm Jahre 1820 begleitetc er den Fürsten
Narischkin auf einer Reise durch Frankreich als Zeichner;
seine Sehnsucht nach Nvm bcfriedigte in edelstcr Weise
der Kunsthändler Arnold in Drcsden, sür dessen Bcr-
lag der junge Künstler bereits mehrere Platten mit An-
sichten aus Dresdcns Umgebnng radirt hatte. Jn Röm,
wohin er 1823 kam, schloß er mit mehreren deutschen
Künstlern Freunvschaft, die anch nach sciner Heimkehr
unverändert blieb. Die meisten seiner Freunde, darunter
auch der Bater Hoff's, sind bcreits gcstorben. Ursprüng-
lich für die Landschaftsmalerei bestimmt, dnrchwanderte
er mit seinen Genossen die herrlicheu Gebirgsgegenden
in Roms Umgebuug, mit unermüdetem Fleiße die Schön-
 
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