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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Berggruen, Oskar: Rubens und Rembrandt, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0233

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Jahrliani;.

^citrägc

i!-V.Lül;ow

25) '^^»stanmngassc
l^'""ieBerla>,sl,.

^8, Köuigsstr. 3),

richten.

26. April

Nr. 29.
Znscratc

ü. 2ö Pf. für die drci
Mal gespaltene Petitzeile
werdeu vou jedcr Buch-
uud Kuusthaudluug au-
geuommen.

1877.

Bciblatt ziir Zeitschrist sttr bildende Knnst.

D>es Blatt, sede W°che am Dmmerstag erscheinrnd, erhalten di- Ad°nn-»t-n d-r „Zeitschrist sür bildend- Kunst" grntis: für sich allein bez°g-n
k°st-t der Jahrgang 9 Mark sowvhl i»t Buchhandel wie auch bci den deutschen und öst-rr-ichische» P°stanstalt-».


Nubens uud Rembraudt. Studieu von Eug^ne Fromeutiu. — Karl Mayer -j-
gart; Düsseldorf; Eassel. — Auktions-Kataloge. — Zeitschrifteu. — Jnserate.


Nubens und Rembrandt.

Studien von Eugöne Fromentin.

II.

Von Mechcln pilgert der Autor direkt in die Heimat
^^Nubens, nach Antwerpen. Die erstcn Schritte

'iihn

zur Kirche Unserer lieben Frau, welche die be-

^miwn Darstellungcn der Kreuzigung und Kreuzabnahme
j-^'lii enthält. Erstercs Bilv, aus dem Jahre 1610,
^ üiehr seinen Kenner des Meisters; letztcres,
^^hre 1612 entstanden, ist mehr volksbeliebt und
^ r>on Kopisten umlagert. Beiden Bildern widmet
»icntin eingehende lichtvolle Bcschreibungcn, dic nach-
y Irn zu wcrden verdienen; am meisten begeistert ihn
sch,. ^r Kreuzabnahme die Figur Magdalcna's, der
„ r»en Sündcrin, welche er den schönsten weiblichen
^/hrn Mxjsters beigesellt. Jn interessanter Weise
^ hervorgchoben, daß der Kopf dieser Magdalena au
/3üge von Isabella Brant, der ersten Gemahlin des
^E^sterg erinnert, während das aschblonde Haar und
zn, Formen auf die eigenthümlichen Reize seiner
Gattin Helene Forment hindeuten. Fromentin
sogar die mehr als Spicl seiner malerischen
venn als Resultat kritischcr Beobachtung an-
,'Ehende Bemerkung, daß sich im Herzen von Rubens
^eginn seiner Meisterzeit bis znm Ende seines
harlnäckiger Frauentypus cingenistet habe,
^ durch seine beiden Ehen gcwissermaßen verfolgte
"ervollständigte. Jmmer sei etwas von der Jsabella
z^.-, ^was von der Helene in den Frauengestalten auf-
"den, rinen odcr uach der andern

gemalt; in das Bild der ersten Gattin schlich sich immer
eine Art von Vorahnung der zweiten, in das der zwciten
eine unauslöschlichc Reminiscenz an die erste ein." Etwas
Wahres und Trcffendes ist schon an diesem Aperyu,
allein wir möchten das Thatsächliche auf natürlichem
Wcge erklärcn. Ohne Zweifel überwog bei Isabella,
dcren kluge, tiefdunkle Augen und die klar, fast scharf
gezeichneteu Züge dcn Eindruck gcistiger Ueberlegenheity
machen, der Reiz des Kopfes die Schönheit des Körpers,
weshalb sich Rubens, wenn er seine Gattin als Modell
benutzte, genöthigt sah, für den Körper dcr Figur dem
heimatlichen Schönhcitstypus jene vollcn, schier fettcn
Fvrmcn zu entlehnen, deren Besitz nachmals Heleue
aufzuweisen hatte; bei dieser überwucherte dagcgen der
somatische Reiz sicherlich den psychischen, und so mag
Rubens manchmal, um einen tiefercn seelischen Ausvruck
iu die Züge der modcllstehendcn Hclene zu bringen, Er-
iuncrungen an Jsabella wachgerufen haben. Nicht
miuder bedars es eincr Richtigstelluug, wcnn Fromentin
nach einer dithyrambischen Analysc ver Kreuzigung zu
folgender Aeußerung gelangt: „Rubcns ist einLyriker
uuv am meisten lyrisch uuter allen Malern. Man be-
zeichne die Raschheit seiner Phaulastc, die Kraft seines
Stils, seincn klangvollcn fortschreitenden Rhythmus und
dessen sozusagen senkrechtes Aufsteigen als Lyrik, unv
man wird nicht weit von dcr Wahrheit scin." Gcwiß

*) Besonders charakteristisch erscheint uns in dieser Be-
ziehung das schöne Doppelbildniß in der Pinakothek zu
München, auf welchein, sich Rubens, mit seiner ersten Ge-
mahlin im Schatten einer Geisblattlaube sihend, dar-
gestellt hat.
 
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