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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Die Ausstellung des rheinisch-westfälischen Kunstvereins in Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0337

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Lciträge

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26. Iuli

Nr. 42.
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wcrden »en jeder Buch-
und Kunsthandlung an-
genommen.

1877.

Bciblatt ziir Zeitschrist siir bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Donnerstag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gnati8; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei deu deutschen und österreichischen Postanslalten.

^"halt: Die Ausstellung des rheinisch-westfälischen Kunstvereins in Düsseldorf. — Kunstliteratur: Krieger, Reise durch Jtalien; Kondakoff, Geschickte
der byzantini'chen Kunst. - Nachlaß von I. Chr. Rist; Landschaftsstudien von Vollweider; Unger's Publlkationen aus der Amnerdamer
Galerie; Festalbum von der Iubelfeier der Schlacht bei Murten; Studlenköpfe von A. v. Werner. — Die Funde von D dona. — Archäologische
Gesellsckaft in Berlin; Münchener Knnstgewerbeverein. — Neue Pinakothek in Müncken; Düsseldorf; Jnternatiouale Kunstaussiellung in Müuchen.
— Denkmal Friedrich Wilhelm's III. für Kvln; München: G. Conraeder; der alte Turnierhof. — Zeitschriften.— Auktions-Karaloge.— Inserate.

Die Äusstellung des rheinisch-westfälischen
Kunstvcreins in Düsteldorf.

Die Ausstellungen des rheinisch-westfälischen Kunst-
^^eins tragen den Charakter eines stehenden Wassers
s'li sich, bei dem die Fluth wedcr steigt noch fällt, das
s^hraus, jahrein auf demselben Niveau bleibt; und leider
^ dieser Stand ein sehr niedriger. So sollte man auf
in dem Ausstellungsraum herrschende, geistige Still-
^öen gefaßt sein, und doch befremdet es immer wieder,
^ß nicht endlich einmal ein frischer Wind bläst und
^liige Wellen aufwirft. Freilich darf man bei Be-
^theilung Ler Bilder es nicht außer Acht lassen, welche
^euerprobe dieselben hier zu bestehen haben. Nur ein
^chtiges Kunstwerk kann über alle Nachtheile des unge-
^Arietstm Lokals, über die schlechte Beleuchtung, über
grünen Reflexe Herr werden und sich trotzbem noch
^ltend machen. Alle Bilder, welche durch malerische
^°rzüge, durch feine Einzelheiten wirken sollen, sind
vornherein verloren, so insbesondere die Land-
^ch-iften.

Von Figurenbildern finden wir uur ein einziges,
^iißeres Oelgemälde historischen Jnhalts auf der Aus-
^llung, die „Gudrun" von W. Beckmann. Der Gegen-
üand ifl folgender: „Gudrun, Königs Hettel's Tochter,
^rd mjt Herwig, König von Seeland, verlobt, aber
^ti Hartmuth aus der Normandie gcraubt und von
^Esem, auf ihre Weigerung hin, ihn zum Gemahl zu
^hiuen, gezwungen, mit ihrer Genossin Hilde Mägde-
^nste zu verrichlen. Herwig hat unterdesfen mit ihrem
^ruder Ortwein ein Heer ausgerüstet, um sie zu be-
^°ien und findet, auf Kuudschaft ausgehend, Gudrun,

seine Braut am Meeresstrande wieder." Diesen Augen-
blick vergegenwärtigt uns das Bild.

Als ein Verdienst ist es schon anzuerkennen, wenn
ein junger Künstler mulhig und konsequent der herrschm-
den Richluug der Zeit, dem platim Materialismus
mtgegensteuert und nach einem idealen Ziele strebt.
Der Weg ist schwer und weit. Unter biesen Umständen
erscheint jede, auch die gerechte Kritik unzweckmäßig, da
es Noth thut, die jungen Historienmaler aufzumuntern
und zu unterstützen, nicht aber sie niederzuschlagm.
Dennoch ist es unmöglich, die vielen Mängel, welche in
diesem Bilde hervortreten, ungerügt zu lassen, wenn
wir auch zuerst mit Freuden die Vorzüge desselben her-
vorhebe.i wolleu. Die Komposition ist, schon bei ge-
ringster Kenntniß des Gegenstanbes, verständlich für
Ieden, die Gruppirung der beiden Fraumgestaltm ge-
fällig, der Ausdruck derselben der Situation entsprechend,
die Stimmung und Färbung des Ganzen dem Charakter
der Sage und dem Schauplatz derselben angemessm.

Der Vorstcllung, welche stch der Kenner des Ge-
dichtes von der Hauptfigur macht, entspricht die Gudrun
nicht. Wenn wir uns diese auch als ein kräfliges
Mädchen, abgehärlet durch Arbeit und Unbill desWellers,
denkm müssm, so bleibt sie doch immer eine Königs-
tochter und eine edle Jungfrau. Die Gestalt dürfte
daher nicht so starkknochig, so aller Anmuth baar er-
scheinen. Obgleich das Prosil des Gesichtes schön ist,
so treten doch die Backenknochen zu scharf hervor und
sind mit unangmehmer Röthe überzogm, zu welcher die
starkgelben Haare, die sonst poetisch gedacht sind, nicht
stimmen; Hände und Füße, der ganze Bau, sowie das
schwerfällige Gewand lassen keinen idealen Eindruck auf-
 
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