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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Die Katharinenkirche zu Oppenheim
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Verschiedenes / Inserate
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635

Korrespondenz,

636

seits doch kaum'freiwillig sich des höhcren Auftrags ent-
ziehen konnte, wenn er sich der Sache nicht gewachsen
fühlte, andrerscits befürchten mußte, daß ein Anderer
seine Arbeit ansführen würde, falls seine Projekte ver-
worfen würden.

Die Horst'schen Projekte crregten eine wahre Fluth
widersprechender Urtheile in dcr Prcsse, und anstatt daß
man eine Frage delikater Natur delikat behandelte, stieß
man Herrn Horst vor den Kopf, indcm man die Herren
Oberbaurath Schmidt in Wien, Architekt Cuypers in
Amsterdam und Professor v. Lübke in Stuttgart zur
Begutachtnng der Pläne herbeirief. Also hintennach
sollte die Autorität gegen eincn Kollegen Zeugniß ab-
legen? Das war eine starke Zumuthung für beide
Theile.- Hoffen wir, daß die Reichsregierung alles auf-
bieten werde, um die Angelegenheit in einer ersprießlichen
Weise zu ordnen, hoffen wir, daß das soeben erschicnene
Prachtwerk der Herren C.Hertel und Friedrich Schnei-
der über die Katharinenkirche zu Oppenheim das Seinige
dazu thun werde, nm den Sinn für dieses schöne Denk-
mal deutscher Kunst zu erwecken und das Verständniß
derselben zu läutern!

Die 25 Tafeln deS Atlas bestehen aus vorzüg-
lichen Photographien des Hertel'schen Kunstverlages von
30 : 25 Cm. und veranschaulichcn das Aeußere wic das
Jnnere der Kirche, ihre wichtigsten Einzelheiten nnd
die herrlichen Grabdenkmäler, welchc sie enthält. Nach
zwei Probeblättcrn zn urtheilen, die dem Nef. vorliegen,
wird die ganze Sammlung als eine willkommene Er-
gänzung des von F. H. Müller herausgegebenen Werkes
über den Bau das regste Jnteresse bei allen Kunst-
frcunden crwecken. Den kunsthistorischen Text ziert eine
Vignette nach Merian, und eine Reihe von Nachträgen
und nrkundlichen Belegen schließen ih« ab. Wir gcben
von dem interessanten Jnhalt einen kurzcn Anszug und
betonen die Punkte, welche von dcn seitherigen An-
nahmen der Kunstgeschichte abweichen.

Der ältere, romanische Bau wurde errichtet, nach-
dem Oppenheim dnrch Bestätigung und Erweiterung
seiner Stadtrechte unter Friedrich II. an Bedentung
gewonnen hatte. Die Kirche erhiclt 1258 die Rechte
einer Pfarrkirche und war ohne Zweifel ein Bau von
ansehnlichen Verhältnissen, wofür die noch erhaltenen
Westthürme sprechen. Das bedentende Emporblühen der
Stadt vcranlaßte einen Neuban der Kirche, zn welchem
1262 dcr Grnndstein gelegt worden sein soll. Chor
und Querschiff, die Anlage des Mittelschiffs und des
Vicrungsthurmcs stammen aus diescr Zeit- Gothische
Vierungsthürme sehen wir am Rhein in Mainz, Weißen-
burg, Straßbnrg und, fügen wir hinzn, auch in Regens-
burg angeordnet, dcssen Dom, wic noch aus dem über
dem nwoernen Gewölbe der Bierung vorhandenen Ueber-
gang vom Viereck in's Achteck zu ersehen, auf einen

mächtigen Vierungsthurm angelegt war, welchcm sich d>e
Westthürme unterordnen sollten. Welcher von den beiden
Vierungsthürmen, dem sogenannten Pfarrthurm znMainZ
und demjenigen zu Oppenheim, der älkere ist, konnte
bis jetzt nicht mit Sicherheit entschieden werden. Der
von Franz Mertens aufgestellte Grundsatz, daß ein
kleineren Verhältnissen ausgeführtes Architekturniotiv
stets eine-Kopie des größeren sci, ebcnso wie der
primitive Charakter des Mainzer Pfarrthurms würden
für dessen Priorität sprechen. Der Aufbau des Lang-
hauses deutet auf einen anderen Meister, als den des
Chores und Querschiffbanes; dieser war verniuthlich
Werner von Koldenbech, der letzte urkundlich gcnannte
Sprosse einer kölnischen Steinmetzenfamilie, welcher von
Köln nach Oppenheim ausgewandert war. 1297 bc-
fand er sich daselbst. Der Verfasser theilt im Anhang
die werthvollen Urkundenbelege mit. Das zunächst des
Querschiffes gelegene Joch des Mittelschiffs deutet auf
eine Unterbrechung im Bau und einen neuen Meister;
cine jüngere Stilrichtung, welche jedoch immer noch dcr'
genannten Bauperiode angehört, zeigen die Qucrschifst
giebel und der Ausbau des Viernugsthurmes. Dit
Seitenschiffe und die Einschaltung der Kapellenreihe aU
der Südseite gehört eincr dritten Bauperiode an, dic
vor 1320 zu datircn ist, kurz vor welchem Jahr del
Bau zur Kollegiatstiftskirche erhoben worden war; ciuc
Inschrift dentct an, daß um 1317 der Kapellcnbau iu'
Betrieb war. Einflüße der Straßburger wie dcr Kölnel
Bauhütte machen sich auch an diesen Theilen wie schoU
an den Querschiffgiebeln geltend, und unzweifclhast
haben der gleichzeitige Bau der Kapcllenreihen amDou'
zu Mainz und des Mcisters Heinrich von Böhmen iu>
Bau bcgriffene Liebfrauenkirche ebendaselbst ihre Rüst-
wirknng auf das benachbarte Oppenheim nicht verfehlt-
1439 cndlich wurde der Westchor erbaut, der auf eincu
Bkeister des Mainz-Frankfurter Gebietes schließen läßt-
Das sind im Wesentlichen die baugeschichtlichen NotizcU
über die Katharinenkirche, welche der Verfasser in weiterel
Ausführung und mit Hilfe der urkundlichen und an dciu
Bauwerk selbst zu findenden Nachweise gesichert uiis
vorlegt. Wir wünschen den beiden Herausgebern vou
ganzem Herzen Glück zu ihrer unter schwierigen Verhält-
nissen zu Stande gekommenen Arbeit und dürfen anch
die Gediegenhcit der typographischen Textausstattnng
lobend erwähnen. II. 0.

Lorrespondknz.

Frankfurt a/M. im Juni.

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