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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Abel, Lothar: Bemerkungen über die heutige Gartenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0021

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Jahrqmig.

Leiträyc

^ien,Theresianumgasse

o)od.audieVerlansli.

Königsstr. 3),
richten.

Gktober

dtr. 3.
Inscratc

L 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Bnch-
und Kunsthandlung an-
geliommen.

1876.

BtiblaLt znr Zcitschrist siir bildcnde Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheincnd, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" grat>8; für sich allein bezogen
kostel der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und vsterreichischcn Postanstalten.

^uhatt

Bemerkllngeit über die heutige Gartenkunst. — Die akavemische Kunstausstellung in Berlin. III. — Konkurrenz zur Verbesserung der Abgußmasse.
Kasseler Kunstverein. — Bamberg. — Zeitschriften. — Berichtigung. — Jnserate.

Die Kunstvereinsvorstände

^'^den höflich ersucht, dem Unterzeichneten die nöthigen Mittheilungen für den KultstansstkUltllgs-
^ e»Ker für 1877 möglichst bald zugehen zn lassen.

Leipzig, im Oktober 1876. E. A. Seemann.

^kulerklingen über -ie heutige Gartenkunst.


Von Lothar Abel.

2n cinem wohlangelegten Gartcn soll dic Vor-
ung der gestallenden Lebenskraft in der Pftanzenwclt
" trelen. Dic Pflanze veranschaulicht den Be-
st des organischen Werdcns, welchen wir für das
2 fordern; die Mannigfaltigkeit dcr Blätter nnd

. a ,_ rr-:- v . o . - o . --r

sios Zeht aus der Einheit hervor und wird von ihr
^stvar

verbindet sich zu einem harmonischen Ganzen.

getragcn; die Wechselwirkung der einzelnen

V'b Pflanzen vermitteln die unorganische Natur
lös steien Organismcn, wclche fich vom Boden los-
Welt für stch bilden; ihr Wirken ist ihr
^»r Gedeihen. Die Pflanzen geben uns nicht

»»cb und Blätter zum Genuß, sondern sie sind

stvss Erzeuger unserer Lebenslnft dnrch dcii Saucr-
ei„ ^"^len die Blätter ausscheiden. Die Pflanze ist
wxV^^esetzter Zellenbau und die aritbmetische Spirale,
haltni- Pflanzenwuchs umkreist, ist das einfache Ver-
»nd^>' '"Elches die Blatt- und Zweigstellung bestimmt
i>i ^»hlgefälligen Eindruck für das Auge bcdingt;
i»>r ^"^cher Weise wie z. B. die Harmonie der Töne
1 . beruht, daß die Schwingungszahten sich wie

T>arj ' ^er wie 2 : 3, oder wie 3 : 4 rc. verhalten.
" 'st der Grund zu finden, weshalb alle Pflanzen

trotz ihrcr individnellen Verschiedcnheit doch den allen
gemeinsamcn Charakter bewahren, und weshalb dieser
Charakter das Gepräge der Schönheit trägt: er zeigi
Einheit im Mannigfaltigen, Gesetz im Wechsel, Ord-
nung in der Fülle, nnd auch der individuellen Freiheit
ist Rechnung getragen. Wie viel Knospen z. B. ein
Baum erzeugt, das hängt von sciner Triebkraft ab; imr
ihre Stellung ist nicht zufällig und willkürlich, sondern
gesetzmäßig. Dadurch ist es möglich, daß die Aeste
und Zweige, deren Ansatzpiinkte bestinimt sind, sich zu
eincm harmonischen Ganzen verbinden, zu einer Krone
wölbcn oder gleich den Edeltannen in spitzer Kegelgestall
aufsteigen. Selbst die Blattstellnng der Blunien bewahrt
ihr Gesetz, und je deutlicher dasselbe sichtbar ist, desto
schöner ist die Bliime.

Das Wohlgefallen an der landschaftlichcn Schvn-
heit wird vorzugsweise durch die Vegetation bedingt, wie
dieselbc uns bald in einzelnen Pflanzcngruppen, in
Wäldern, Hainen, bald in der bunten Pflanzendecke der
Erde entgegentritt. Dieser Genuß setzt sich ans maniiig-
fachcn Elementen zusammen, nnd wird gerade dadnrch
so mächtig gcsteigert, daß eine Füllc von Jdecn gleich-
zeitig crregt und unmittelbar in die Einheit der Em-
pfindung verwoben wird. Wir ahnen das Bestehen der
Natur nach inneren, ewigcn Gesetzen und wir findcn
Ruhe im Anblick dieser wcisen Ordnung.
 
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