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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Valentin, Veit: Dieneuen Fenster der Katharinenkirche in Frankfurt a. M.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0297

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JlilirMiifl.

Nr. 37.

Sciträgc

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^ien.Lhcresianlmigasst
^>°d. an dstVcrlllsiSli.
^°ipzig, Königsstr. S)
zu richten.

21. Zillii

Znscrate

» 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kunsthandlung an-
genommen.

1877.

Bciblatt zm Zeitschrist siir bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Donnerstag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gratis; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

^^balt: Die neuen Fenster der Katharinenkirche in Frankfurt a. M. — Kunstaewerbliche Ausstellung in Stockholm. — Venus von Melos. — Personal-
nachrichten. — Wiener Akademie: Zwei neue Werke von G. Max; Die St. Ulrichskirche in Augsburg; Das neue Theater in Augsburg; Aus
den „drei Mohreu". — Zeitschriften. — Jnserate.

^ie neuen Fenster der Latharinenkirche in
Frankfurt a. M.

Ueber dieses in Ausführung begriffeue Werk reli-
8>vser Kuust, desseu in unserem Blatte bereits in Kürze
^wähnung geschah, finden wlr in der „ilkeuen Frank-
iurter Presse" folgenden eingehenden Bericht aus der
8eder eines unserer dortigen geehrten Mitarbeiter:

„Wenn wir aus dem erregenden Treiben des All-
^gslebens zu ernster Sammlung in die Kirche treten,
soll uns aus dieser selbst die Stimmung entgegen-
Acbracht werdcn, welche den fruchtbaren Boden für die
^rhebung der Seele bildet. Manche glauben das er-
^^ichen zu können, indem sie aus der Kirche Alles ent-
Krnen, was die Sinne gefangen nehmen und die Hin-
iknkung der Seele auf den unsichtbaren, körperlosen Geist
^vttes irgcndwie stören könnte. Andere dagegen suchen
8erade die Sinnc, durch die wir allein mir der Außen-
^lt verkehren und deren Außerdienstsctzung einer Selbst-
^tödtung gleichkommt, in der Weise zu benutzen, daß
^tt gestaltloser Leere und farbloser Weiße dem Ein-
^etenden ein Kreis von Gestalten aus farbenfroher Um-
^hniung entgegentritt, daß im Gegensatz zu der nüch-
^»en Helle des Tages cine Phantasie .und Seele
^tveckende wohlthuende Dämpfung des grellen Lichtes
"tsbald das Gefühl eines geweihten, dem gewöhnlichen
^reiben entrückten Raumes erwecke. Gilt es aber, den
^tendenden Glanz des Tages zurückzuhalten und zugleich
Auge durch Farben, die Phantasie durch Gestalten
^ erfreuen, welche alsbald die Seele in den Vorstellungs-
reis versetzen, durch welchcn sie sich erbauen will, so
'"tissen in unseren Kirchen jenc Fenster wieder ihren

Einzug halten, welche übertriebener Eifer, der auf's
ängstlichste jede Berührung mit dem vermied, was er
als „Götzendienst" nicht glaubte dulden zu dürfen, aus
ihnen verbannt hatte. Und es ist ein erfreuliches Zeichen
für die wachsende Bildung, daß man den bildlichen
Schmuck der Kirchen nicht mehr als mit der Götzen-
dienerei nothwendig verbunden betrachtet, so wenig wir
auch verkennen, daß er in der That häufig genug mit
ihm verbunden ist. Nur läßt fich die Beobachtung
machen, daß, je götzendienerischer die Auffassung des
bildlichen Schmuckes der Kirche ist, dieser um so mehr
des künstlerischen Gehaltes entbehrt, und daß umgekehrt, je
deutlicher dieser in dcn Vordergrund tritt, um so geringer
die Veranlassung zu falscher Auffassung wird und um so
größer die hilfreiche Bedeutung, welche die Kunst zu
allen Zeiten für den Cultus besessen hat. Achten wir
daher nur recht auf den künstlerischen Werth der für
Kirchen bestimmten Ausschmückungen, so hat's mit dem
Andern keine Gefahr.

Jn Bezug auf ihren künstlerischen Werth stehen
aber die Schöpfungen, auf welche wir heute hinweisen
wollen, nicht auf einer geringen Stufe. Wir meinen
die im Verein mit Professor Steinle vom Architekten
Alexander Linnemann entworfenen Kartons für vier
Fenster unserer Katharinenkirche. Mit erstaunlichem
Geschick hat es der Maler vermocht, sich des durch die
gewählte Architektur vorgeschriebenen Raumes zu be-
dienen; die gediegen schöne Auffassung und Darstellung
Steinle's aber im Einzelnen hervorheben zu wollen, das
hieße wahrlich Eulen nach Athcn tragen, zumal da der
Künstler sich auf altvertrautem Gebiete bewegte und
zwar auf einem Gebiete, auf welchem seine Meister-
 
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