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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Aus Tirol
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Aus Tirol.

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erhobeuen Händen die Luna, welche ein prachtiger
^'^bus von Feuerzungen umgiebt. Die Zeichnung ist
^chaus markig. Gegenwärtig arbeitet Stolz am Ent-
urf Kanzel, Hellweger hat die vier Oelbilder,
f^,, I" Holzwerk eingerahmt werden sollen, bereits
die vier Kirchenväter, stehend, etwa ein drittel
^ bnsgrx^ Hellweger ist einer der tüchtigsten Schüler
^^udolph's und entspricht auch hier dem Rufe. dessen
k als Kirchenmaler erfreut. Was Stolz betrifst,
Icheint sich sein Uebergang zur Renaissance seit seiner
römischen Reise vollzogen zu haben; er mag
djx "ugesehen haben, daß eine Kunstrichtung, welche
, stdeale der begeisterten Gegenreformation auszu-
men vermochte, auch dem modernen Katholicismus
seinem kirchlichen Jnhalt genügen kann. Wir
'uschten nur, daß ihm andere Künstler folgen möchten
Vieles geschieht in neuerer Zeit für die stilgemäße
^ bstauration alter Kirchen. Wir erwähnen die Kirche

sr-it

^erlan, wo die alten Fresken von der Tünche be-

> Unirden; für vic Nestauration der schönen Kirche
„ Paul's auf dem Mittelgebirge bei Botzen wirkte
^ ^ühmlichem Erfolge der Pfarrer I. v. Giovanelli,
„E denn überhaupt der Klerus in Tirol hier großen-
„ seine Schuldigkeit und noch mehr thut. So stattete
^Uter NUthjjfx tüchtiger Künstler der Pater Madlener
Zuihische Kirche von Pfaffenhofen stilgemäß aus.
Beachtung der Kunstfreunde verdient die gothische
^che von Landeck mit dem Ältar der Burg Schrofen-
Hier wurde dem Andenken Al. Flier's, der durch
'Ue ästhetischen Vorträge das Kunstbewußtsein in Tirol
^ ^diugs weckte, ein farbiges Glasfenster gewidmet.
in Botzen hat man sich endlich auf die Pflichten,

nian der schönen spätgothischeu Kirche gegenüber
^ ' öesonnen und genügt ihnen auf eine Weise, die dcm

^Uie und dem Reichthume dieses Handelsplatzes ent-

^,^E)t. Neuhauser's Glasmalereiaustalt zu Jnnsbruck ist
s^„ Herstellung der großen prächtigen Fenster be-
^stigt. Es stud deren sieben, ein Cyklus mit den
t, ^ Maria's. Zwei bezahlte die Gemeinde, unterstützt
H ch vffeutliche Sammlungen: Mariä Himmelfahrt von
^ ^pörr und die Opferung Maria's im Tempel von
tz ^burg. Das dritte: Die Krönung Maria's von
^vrr stjstxte der ehemalige Handelsmiuister R. v.
U^^Nburg; die Vermähluug Maria's Herr v. Zallinger
Dtaria unter dem Kreuze Herr von Giovanelli.
beiden sind nach den Kartons des Architekten
zejl' ^chmid aus Botzen ansgeführt. Die Figuren
^chnete uach seiner Skizze Herr I. Schätz. Herr
st^.^d zühtt zu den vorzüglichsten Kräften der An-
^bs^ trefflichen Fenster werden seincn Nameu auch
Ui,E ^'tlb Tirols bekannt machen, wie denn Maria
ist ^ beni Kreuze der Mittelpunkt des ganzen Cyklus
^egenwartig ist Herr Schmid mit einem großen

Fenster für Haldern in Westfalen, welchem unsere
Kunstanstalt viele Bestellungen verdankt, beschäftigt, wir
haben den Karton gesehen, jedenfalls ein dekoratives
Prachtstück. Zwei Fenster für Botzen sind noch zu bestellen.
Wir zweifeln nicht, daß die reichen Herren dieser Stadt
die Geldmittel dazu spenden werden. Mögen sie auch in
anderer Nichtung für ihre schöne Kirche etwas thun!
Diese hat cinen geraden Abschluß; wahrscheinlich ver-
sagten den Alten die Mittel für das Polygon, nachdem
sie sich für den Thurm erschöpft. Hinten ist nun an
den Chor eine barbarische Kapelle mit einem bei den
Damen in allen Herzensnöthen sehr beliebten Wunder-
bild angebaut und durch eine Thür mit der Kirche
verbunden. Dieser zopfige Zubau muß beseitigt werden.
Herr Schmid hat bereits den Plan für die polygonale
Apsis entworfen, der luxuriöse Rococoaltar sindet wohl
in einer Kirche gleichen Stiles Platz, und die Madonna
wird gewiß auch auf einem neuen gothischen Altar ihre
Mirakel zu wirken fortfahren. Haben wir doch zu Jnns-
bruck das Gleiche! Das Gnadenbild Maria Hilf von
Lukas Kranach auf dem Hauptaltare bleibt die Zuflucht
gläubiger Herzen, ohne in einen stillen Winkel verbannt
zu sein. An der Front der Kirche rechts vom Eingange
befindet sich ein Madonnenbild; Tempera, zwar deutsche
Schule, aber unter altflorentinischem Einfluß. Dieses
interessante Gemälde hatte früher ein Schutzdach, jetzt
scheint man es dem Verfall zu überlassen, vermuthlich
deswegen, weil moderne Prüderie beim Christusknaben
die Hosen vermißt. Wäre das Bild nicht zu retten?
— Kehren wir wieder nach Jnnsbruck in die Glasmalerei-
anstalt Neuhauser's znrück, Der Besitzer hat nun auch mit
schweren Kosten eine Mosaikwerkstätte errichtet und bereits
mehrere Aufträge erhalten. Er studirte die Technik auf
eiuer Reise nach Jtalien und gewann an einem jungen
Venetianer, Luigi Solerti, einen tüchtigen Gehilfen.

Mehrere Arbeiten liegen vollendet vor und gestatten
die besten Hoffnungen; die Stirnseite des Gebäudes
schmückt bereits ein schönes Mosaik: Maria mit dem
Kinde auf Goldgrund, Unsere Frescomaler wissen ihren
Werken keine Widerstandskraft gegen die Unbilden der
Witterung zu geben; sie bröckeln bald ab, während wir
an manchen Häusern Fresken aus dem vorigen Jahrhundert
wohl erhalten sehen. Das Mosaik, wenn auch theurer,
dürfte diesen Mangel ersetzen und wird, wie wir hören,
bei mehreren Neubauten in Anwendung kommen.

Die Direktion der Sparkasse hat einmal ordentlich
in den Sack gegriffen und sich ein prächtiges Gebäude
errichtet. Schade, daß seine Stcllung die volle Ent-
wickelung der Front hindert; diese ist nämlich,in einem
stumpfen Winkel gebrochcn, so daß ein Flügel in diese,
der andere in jene Straße reicht und die Ecke gerade in
die Gilmstraße sich wendet. Der Bau, welcher dem
Architekten Hinträger Ehre macht, ist in der beliebten
 
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