Studien über englische Kunst.
2l,6
205
dekorativen Malereien und schuf mehrere Lekannt
-/R'ordene Bilder. Seinen Illustraiioncn sowohl wie
anderen Darstellnngcn gebricht es an Kraft nnd
doch zeichnen sie sich, namcntlich wo sie sich
"" ^unilienleben zuwenden, durch eine gewisse, humor-
tr'n cms, und der Charakter sciner Arbeiten ist
^istnd dnrch die von Wedmore gebrauchtc Bezeichnungi
llünticml bonrbsois" charakterisirt.
„ ^laxniann (1755 — 1826) ist als Bildhauer
^ "^end gekannt und gcwürdigt; daher bcschäftigt sich
dj,s ^utor nach einer knrzen treffenden Darlegung
^ seiner Thätigkeit mit seinen Modellirungen für
^^Wovd-Geschirre und mit seincn Zeichnungen. Den
^ ^'ten fnv Wedgwood wirft cr vor, daß sie nicht dem
"terchx^ für wclches sie bestimmt warcn, cntsprachen,
lerz ^ ^in lll'ußcr Irrlhnm des Künst-
derl ^'osen, der Töpfcrarbcit dic Fcinhcil einer Genime
^ ^hen zu wollen. Seincn sehr zahlreichen Zeichnungcn
>vo uanicntlich der für „Ilnivsrsit)- Oolls^s" er-
^^deneu großen Sammlung, rühmt unser Autor große
^^ uchlbarkeit in der Erfindung und klassische Anmuth
^ Ausführung nack.
Äm großen englischen Aquarcllisten des vorigen
ll?^uiiderts behandelt unser Autor blos Tom Girtin
'^1802); Cozen, ein cbcnbürtiger Meister, desseu
Landschaften mit Recht berühmt waren, wird
die ^."bbenbei erwähnt. Girtin war der Erste, welcher
Pl> 'iuarellmalerei ihrer beschränktcn Anwcndung auf
lei-n^ "ud Ansichlen entrückte und von ihr zu tünst-
u>as -öwecken Gebrauch machte; er „fand dic Aqnarell-
sie ^esseln vor, nnd zehn Jahre nachher ließ er
»ik^ zurück." Abgesehen von den großcn lcch-
ha/c" ^rlschritten in der Bchandlung derWasserfarben,
Uiid ^'^^u auch durch treffliche Komposition, scharfe
s>bs Zeichnung sowie naturwahrc Farbengebung
ku^^^^uet, so daß er mit Recht zu den bedeutendsten
wegE ^ Eünstlern gezählt werden darf. Leider hat er
sej^ , Kürze seines Lebens wenig geschaffen, und
^esig^Mku schwer zugänglich, da sie größten-
stjn^'^uiit anderen ungcahnten Kunstschätzen, in jencn
^'-'Ualhäusern Londons aufbewahrt wcrden, in
-äiiiv einhcimische Kunstschriftstellcr nicht leickt
erlaugt.
^>0,,, " ^rome (1769—1821), nieist der „alte
^Ue,, " ^-Olä" Oroms) genannt, führt uns der Autor
^Se,, ^ ^sten englischen Landschafter, das Haupt der
>iix^.^'H"eii „Noiwich-Schule" vor. Dicse Schule zählt
^eru ^eljtige Künstler: Stark, Vinccnt, Thirtle und
»U ^ewnic, den Sohn des Meisters, welche sich eng
^ehvrt ^rome anschließen, und in gewissem Sinne
Dxx der bedeutendc Landschafter Cotman hierher.
»iip ^ ^ronie lcbte fast ausschließlich in Skorwich
'eb sich purth die gleichzeitige englische Kunst gar
nicht beeinflußen; sein alleiniges Vorbild war Hobbema,
von dessen Vorzügen cr noch auf dcm Todtenbette
schwärmte. Von dicsem Meister lernte er, die Natur-
wahrheit über Alles zu stellen; er ist unter den cng-
lischen Landschaftern der am wenigsten transigirende
Realist. Er hat es auch zu einer seltencn Lebendigkcit
undJndividualisirung in seinenLandschaftsbildern, haupt-
sächlich in der Darstellnng von BLumen und insbcsonderc
der Eiche, gebracht. Nach seinem Tode wurde cine Aus-
stellung sciner Gemäldc veranstaltet, welche beiläufig
hundert Nummern zählte. Nebenbei vcrfertigte er in
ven letzten Iahren seines Lebens aus Liebhaberei eine
Anzahl landschaftlicher Originalradirungen, welche er
seinen Freunden zn schenken pflegte, ohne sie irgendwie
zu publiciren. Diescn Radirungen wird große Kraft
und Freihcit, namentlich im Baumschlag, nachgerühmt.
Cotman (l782—1842), in Norwich geborcn,
arbeitete anfangs viel neben dem „alten" Crome nnd
ging dann nach London. Er war ein trefflichcr Zeichner,
»nd scine Architckturstückc sind nicht mindcr bedeutend
als seine Landschaften; in den letztercn strebte er vor-
nehmlich breite, cffeklvolle Behandlung an, während cr
bei den architektonischeu Anfnahmen auch das Detail mit
voller Beherrschung dessclben wiedergab, .wie die Scrien
von Radirnngen aus der Grafschaft Norfolk und der
Normandie bewcisen.
Von dem vielgenanntcn Turner wird blos sein
„libsr 8tuäiorum" besprochen, eine Sammlung von
Originalstichcn des Meistcrs, welche wLhrend der künst-
lerischcn Glanzperiope desselben, von 1807—1819, aus-
geführt wurben. Sie erschicncn in zicmlich regclmäßigcn
Zwischenräumcn in Heften von je fünf Niimmern, und
als im Iannar 1819 die Hcrausgabe abgcbrochen wurde,
waren ini Ganzeu 71 Blätter vollendet worden; weitcrc
zwanzig bcfanden sich größtentheils in einem so vor-
gerückten Zustande der Plattc, daß viele als fertig be-
trachtel werdcn konnten. Die Umrissc eincr jeden Kom-
position wurden von Turner selbst auf die Platte ge-
ätzt; zehn Blätter führte er ganz allcin in Mezzotinto
aus, in welcher Technik cr den größten gleichzeitigen
Meistern dieses Faches ebenbürtig war, die übrigen
wurden von den hervorragcndsten Stcchern in Mezzo-
tinto vollendet. Turner überwachtc diese Ausführung
mit größter Sorgfalt und korrigirte die Platten so lange,
bis alle Effekte, die er anstrcbte, angebracht warcn. Die
Blätter umfassen im weitesten Rahmen alle erdenklichen
landschaftlichen Gegenstände, von Len einfachsten wie:
„Brücke und Kühe" bis zu der stilisirten italienischcn
Landschaft in der Art Claude Lorrain's mit reicher
Staffage. Allcn Aufnahmen wurde er gerecht, weil er
sich überall der Natur anzuschmiegen verstand und nicht
nach vorgefaßten Kunstprincipien, sondern unmittelbar
nach seinen Eindrücken arbeitete. „Jhr sollt immer
2l,6
205
dekorativen Malereien und schuf mehrere Lekannt
-/R'ordene Bilder. Seinen Illustraiioncn sowohl wie
anderen Darstellnngcn gebricht es an Kraft nnd
doch zeichnen sie sich, namcntlich wo sie sich
"" ^unilienleben zuwenden, durch eine gewisse, humor-
tr'n cms, und der Charakter sciner Arbeiten ist
^istnd dnrch die von Wedmore gebrauchtc Bezeichnungi
llünticml bonrbsois" charakterisirt.
„ ^laxniann (1755 — 1826) ist als Bildhauer
^ "^end gekannt und gcwürdigt; daher bcschäftigt sich
dj,s ^utor nach einer knrzen treffenden Darlegung
^ seiner Thätigkeit mit seinen Modellirungen für
^^Wovd-Geschirre und mit seincn Zeichnungen. Den
^ ^'ten fnv Wedgwood wirft cr vor, daß sie nicht dem
"terchx^ für wclches sie bestimmt warcn, cntsprachen,
lerz ^ ^in lll'ußcr Irrlhnm des Künst-
derl ^'osen, der Töpfcrarbcit dic Fcinhcil einer Genime
^ ^hen zu wollen. Seincn sehr zahlreichen Zeichnungcn
>vo uanicntlich der für „Ilnivsrsit)- Oolls^s" er-
^^deneu großen Sammlung, rühmt unser Autor große
^^ uchlbarkeit in der Erfindung und klassische Anmuth
^ Ausführung nack.
Äm großen englischen Aquarcllisten des vorigen
ll?^uiiderts behandelt unser Autor blos Tom Girtin
'^1802); Cozen, ein cbcnbürtiger Meister, desseu
Landschaften mit Recht berühmt waren, wird
die ^."bbenbei erwähnt. Girtin war der Erste, welcher
Pl> 'iuarellmalerei ihrer beschränktcn Anwcndung auf
lei-n^ "ud Ansichlen entrückte und von ihr zu tünst-
u>as -öwecken Gebrauch machte; er „fand dic Aqnarell-
sie ^esseln vor, nnd zehn Jahre nachher ließ er
»ik^ zurück." Abgesehen von den großcn lcch-
ha/c" ^rlschritten in der Bchandlung derWasserfarben,
Uiid ^'^^u auch durch treffliche Komposition, scharfe
s>bs Zeichnung sowie naturwahrc Farbengebung
ku^^^^uet, so daß er mit Recht zu den bedeutendsten
wegE ^ Eünstlern gezählt werden darf. Leider hat er
sej^ , Kürze seines Lebens wenig geschaffen, und
^esig^Mku schwer zugänglich, da sie größten-
stjn^'^uiit anderen ungcahnten Kunstschätzen, in jencn
^'-'Ualhäusern Londons aufbewahrt wcrden, in
-äiiiv einhcimische Kunstschriftstellcr nicht leickt
erlaugt.
^>0,,, " ^rome (1769—1821), nieist der „alte
^Ue,, " ^-Olä" Oroms) genannt, führt uns der Autor
^Se,, ^ ^sten englischen Landschafter, das Haupt der
>iix^.^'H"eii „Noiwich-Schule" vor. Dicse Schule zählt
^eru ^eljtige Künstler: Stark, Vinccnt, Thirtle und
»U ^ewnic, den Sohn des Meisters, welche sich eng
^ehvrt ^rome anschließen, und in gewissem Sinne
Dxx der bedeutendc Landschafter Cotman hierher.
»iip ^ ^ronie lcbte fast ausschließlich in Skorwich
'eb sich purth die gleichzeitige englische Kunst gar
nicht beeinflußen; sein alleiniges Vorbild war Hobbema,
von dessen Vorzügen cr noch auf dcm Todtenbette
schwärmte. Von dicsem Meister lernte er, die Natur-
wahrheit über Alles zu stellen; er ist unter den cng-
lischen Landschaftern der am wenigsten transigirende
Realist. Er hat es auch zu einer seltencn Lebendigkcit
undJndividualisirung in seinenLandschaftsbildern, haupt-
sächlich in der Darstellnng von BLumen und insbcsonderc
der Eiche, gebracht. Nach seinem Tode wurde cine Aus-
stellung sciner Gemäldc veranstaltet, welche beiläufig
hundert Nummern zählte. Nebenbei vcrfertigte er in
ven letzten Iahren seines Lebens aus Liebhaberei eine
Anzahl landschaftlicher Originalradirungen, welche er
seinen Freunden zn schenken pflegte, ohne sie irgendwie
zu publiciren. Diescn Radirungen wird große Kraft
und Freihcit, namentlich im Baumschlag, nachgerühmt.
Cotman (l782—1842), in Norwich geborcn,
arbeitete anfangs viel neben dem „alten" Crome nnd
ging dann nach London. Er war ein trefflichcr Zeichner,
»nd scine Architckturstückc sind nicht mindcr bedeutend
als seine Landschaften; in den letztercn strebte er vor-
nehmlich breite, cffeklvolle Behandlung an, während cr
bei den architektonischeu Anfnahmen auch das Detail mit
voller Beherrschung dessclben wiedergab, .wie die Scrien
von Radirnngen aus der Grafschaft Norfolk und der
Normandie bewcisen.
Von dem vielgenanntcn Turner wird blos sein
„libsr 8tuäiorum" besprochen, eine Sammlung von
Originalstichcn des Meistcrs, welche wLhrend der künst-
lerischcn Glanzperiope desselben, von 1807—1819, aus-
geführt wurben. Sie erschicncn in zicmlich regclmäßigcn
Zwischenräumcn in Heften von je fünf Niimmern, und
als im Iannar 1819 die Hcrausgabe abgcbrochen wurde,
waren ini Ganzeu 71 Blätter vollendet worden; weitcrc
zwanzig bcfanden sich größtentheils in einem so vor-
gerückten Zustande der Plattc, daß viele als fertig be-
trachtel werdcn konnten. Die Umrissc eincr jeden Kom-
position wurden von Turner selbst auf die Platte ge-
ätzt; zehn Blätter führte er ganz allcin in Mezzotinto
aus, in welcher Technik cr den größten gleichzeitigen
Meistern dieses Faches ebenbürtig war, die übrigen
wurden von den hervorragcndsten Stcchern in Mezzo-
tinto vollendet. Turner überwachtc diese Ausführung
mit größter Sorgfalt und korrigirte die Platten so lange,
bis alle Effekte, die er anstrcbte, angebracht warcn. Die
Blätter umfassen im weitesten Rahmen alle erdenklichen
landschaftlichen Gegenstände, von Len einfachsten wie:
„Brücke und Kühe" bis zu der stilisirten italienischcn
Landschaft in der Art Claude Lorrain's mit reicher
Staffage. Allcn Aufnahmen wurde er gerecht, weil er
sich überall der Natur anzuschmiegen verstand und nicht
nach vorgefaßten Kunstprincipien, sondern unmittelbar
nach seinen Eindrücken arbeitete. „Jhr sollt immer