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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0033

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Kunsthandel. — Sammlungen und Ausstellungen.

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^"siung hxZ Menschen allein drei Nahtmnsänniungen.
^eun abx>.. behauptct wird, crst in der Nähe könne man
^chelangelo's Teckenfrcskcn recht gcnicßen, so bernht
^ auf Jrrthum. Vietniehr ist sowohl die zeichnerische,
^ auch die koloristische Durchsührung — mit alleiniger
"snahme der zuerst gemalten Snudflulh — so durch-
auf die Wirkiiug in der Ferne berechnet, daß eiuc
^H^ere Annäherung selbst dem Forscher kcine Vortheile
Mtvährt.

Von besonderemJnteresse, wcil ganz dem gewaltsamcn
"'"s Michelangelo's angcmessen, erscheint uns die
">e, jri tzer der Künstler mit dcr die fignrlichen Dar-
^ »ngcn einschließenden ornamentalcn Architektur ver-
"hi. Eg jst ^in Freskencyklus bckannt, in dessen
u°>dnung bei näherem Zusehen so starke Unrcgel-
^Üigkeitcn unterliefen wie hier. Wahrscheinlich hat
^ ^ild des Jonas über deni jllngsten Gericht, unter
I5i i und l512 gemalten Bildern, fllr das frllheste
öelten. Die ungeschlachte Hllnenhaftigkeit seiner
"Perproportionen ist im Jeremias und der Sibylla
' öemildcrt, im Daniel nnd der Persica noch mehr
krst >w i§zechiel nnb der Cumäa ist eine
^portionsnorm gefuuden, die bis znm Schlußbild dcs
^ "charias an der Eingangswand bcibehalien bleibt. Eine
^ "Uichc Unregelmäßigkeit offcnbart sich in den Gurten
äwischcngcstellten Spitzbogcn. Wo diese zu hoch
NaufgcspEit sind, malt der Künstler die darllber gc-
. 'l" Widderschädel zur Raumgewinnung als durch-
Fragmente. — Es sei uns verstattct, hier eine
^chethesc über die Art der Arbeit aufzustellen. Zm
^")re 150 t hatte Michelangclo die Riesenstatue des
uuszuführen begonnen. Wie groß auch die
Nvierigt'cjtcn pcr Ausführung waren, Michelangelo
stri' ^ doch nicht entschließen, ein Gypsmodell anzu-
eiii^^ arbeitete zu aller Welt Erstaunen nach

ii, ^"'/^inen Wachsmodell, cin Verfahren, dem er notorisch
fpr-n^" plastischen Arbeiten treu geblicben ist. Nun
schc die authentischen Berichte über die sixtini-

schw' ^^Eenfresken von „Kartons". Aber es scheint uns
^ori^' ^"ölich, daß der allein arbeitende Meister hicr
Ptuncip abgewichen sei, das sich ihm bei viel
^nttc^^b" Plastischen Problcmcn glänzcnd bewährt
n^j h ^lr möchten danach unter „KartonS" hixr in
vcr^'^^^^u Sinne genau ausgeführte Zeichnungen
Haim?"' sie in verschicdenen Sammlnngen von
"Uch ^s^nungen noch erhalten sind, mögen immerhin
^ed ^enigsten derselben auf Echtheit Anspruch haben.
kestc,i eben erwähnten Unregelniäßig-

^"uicni^ ^urangcment ein der Hypothcse günstiges

eskcn^^°" ^ bcklagten Humorlosigkcit des gigan-
ver-

^tiles nnsrcs Meisters doch anch Ansnabmen zn
siud, das beweisen einzelne Motive in den

äeichncn

Vorfahren Christi. So hat der Künstler dem grau in
gran gemalten Puttenpaar zur p'inken des Jereniias mit
wirkiingsvoller Täuschnng den Charakter von Skulptur-
fragmenten anfgeprägt. Ebcnso ist das darüber liegende
Gcbälk nur scheinbar cine Ruine. Die zahlrcichen Risse,
welchc sich sonst im Kalkbewurf zeigc», sind dic Folge
eines Erdbebens in der Mittc des vorigen Jahrhnnderts.
Erheblichen Schaden hat dabei bloß einc architektonische
Figur erlitten, von welcher nur der Kopf noch vorhanden
ist. Die Mcinung, die Deckenfrcsken hätten eine spätere
Uebermalung erfahren, ist dnrchaus unbegrnndet. Das
Kolorit hat freilich so gut wie keine Verwandtschaft mit
dcm des früheren Tafelbildes in Florenz. Wahl nnd
Zusammenstcllung der Farben erinnern uns vielmehr an
die von Pier di Cosimo ausgehende, in Andrea del Sarto
gipfelnde Schule; wohl möglich, daß Michelangelo durch
cinen seiner florentinischen Gehilfcn, etwa dnrch Granacci,
in diese Bahn kam. Jn jedem Falle ist das Kolorit in
der Gcwandung des Zacharias eine der hervorragendsten
Nistungen, welche in der Malweise dieser Richtnng
zur Ausführung gckonimen ist. Iea» Paul Nichter.

Kunsthaiidtl.

Von der Vhotographisclie» Publikation über Olymvia

ist die erste, kaum in weiteren Kreisen bekannt gewordene
Auflage bereits vergriffen, uiid es erscheint demnächst (bei
Wasmuth in Berlin) eine zweite wohlfeilere Ausgabe, deren
Tafeln nicht in Photographie, sondern in Lichtdruck ausge-
führt sein werden. Es werden der Tafpln neun weniger
sein, da die Ansichten von Olympia wegfallcn. Auch der
Text erhält einige Veränderungen.

« Ucber -ie altorientalischcn !cppichinuster, welche seit
einigen Jahren von unserer Teppichindustrie in so aus-
gedehntem Maße und mit solchem Erfolg studirt und ver-
ivendet werden, bereitet Dir. Julius Lcssing in Berlin
(im Verlage von Wasmnth daselbst) eine Publikation vor,
ivelche 30 Tafeln in reichster Polychromie, gedruckt von
Loeillot in Berlin, umfassen und in seinem textlichen Theile
eine Geschichte der orientalischen Teppichweberei darbieten
wird. Das gewiß von ivisienschaftlicher wie von knnst-
gewerblicher Seite mit demselben Jnterefse zu begrüßende
Unternehmen wird mit Unterstützung des preußischen Handels-
ministeriums in's Werk gesetzt.

Sammluugrtt »iil> Äusstrllungrn.

Kunstgcwcrbe-Aiisstclluug in Ainsterdam 1877. Die

Sektion Amsterdam des Vereins für Förderung des Gewerb-
fleißes in den Niederlanden (Vorseni-xin^ tot Ilovoräorin-c
va.ii b'abrioli- on Hanävvortcsniiverkoick in bloäorlanck) be-
absichtigt im Jahre 1877, bei Gelegenheit der allgemeinen
Vcrsammlung zur Feier des fünsundzwanzigjährigcn Be-
stehcns des Vereins, in Ainsterdnm eine Ausstcllung zu ver-
anstalten und hat für dieselbe das nachstehende Programm
ausgestellt:

I. Ausstellung von Erzeugnissen der nieder-

ländischen Nunst - Industrie.

8 l. Die Ausstellung hat den Zweck, die Anwendung
der Kunst auf das Gewerb'e zu zeigen mit besondereni Augen-
mcrk auf die Bedürfnisse der heutigen Jndustrie der Nieder-
lande. Zur Erhöhuug des Nutzens der Äusstellung und
um Gelegenheit zu Vergleichen zu gebeu, soll Lamit ver-
bunden werden:

I) eine Ausstellung ältercr kuustgeiverblicher Arbeiten,
welche entweder wegen ihrcr künstlerischcn Form oder wegen
ihrer eigenartigen Ornnmentation Beachtung verdienen;
 
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