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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0124

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239

Nekrologe.

240

formm desselben sind auf allgemeingillige Normen zurück-
geführt, wobei uns die allmähliche Entwickelung von
schweren zu leichteren Proportionen, sowie der Einfluß
des rein künstlerischen Mvmentes auf Anlage uud Ver-
hältnisse der Bauwerke zu wenig betont zu sein scheint.
Der Verfasser bekennt sich streng zur Lehre Karl Bötti-
cher's und unterscheidet wie dieser Festtempel uud Kult-
tempcl, in dritter Linie auch Mysterientempel; er be-
schränkt die Farbengebung auf bestimmte Theile des
Baues und erwähnt nicht jener, einem feinen Gefühl
für optische Wirkung entsprungenen, Abweichungen von
der graden Linie und dem rechten Winkel, welche sich
allerdings nicht unter die Gesichtspunkte herkömmlicher
Schulanschauungen bringen lassen.

Mit Necht ist der trefflichen Abhandlung über das
griechische Ornament ein bedeutender Raum gegönnt.

Der siebente Abschnitt behandelt den tuskischen,
der achte, als zweites Hauptkapitel, den römischen Bau-
stil. Der Verfasser hält für die Bearbeitung des
römischen Stilcs denselben Gesichtspunkt fest, unter
welchem er den griechischen Tempel betrachtet, verbreitet
sich hauptsächlich über den SLulenbau und illustrirt die
Abhandlung durch Beispiele von Tenipeln, Theatern und
mehreren Triumphbogen rc. Das wichtige Kapitel über
den Gewölbebau hätte vielleicht durch einheitliche Fassung
und Zugabe einiger Holzschnitte gewinnen können; der
Verfasser behandelt den Gewölbebau nicht svwohl als
maßgebenden Faktor in der Entwickelung der rönüschen
Architektur, sondern vielmehr nur als Ursache des all-
mählichen „Ausscheidens des Gebälkes und der Säule
aus dem struktiven Organismus des Baues." — n.

Nekrologe.

Anton Hansch 4. Es ist ein verhältnißmäßig kurzer
Zeitraum, binnen welchem Wien mehrere seiner hervor-
ragendsten Künstler im Landschaftsfache verlor. Nach-
dem 1875 Selleny und Thomas Ender aus dem Leben
geschieden waren, inußten wir zu Beginn des I. 1876
den zn frühen Tod Holzer's beklagen, und kaum war die
iiu Künstlerhause veranstaltete „Holzer-Ausstellung" ge-
schlossen worden, durch welche die Erinnerung an diesen
tüchtigen Künstler, dessen auch diese Blätter wiederholt
gedachten, neuerdings lebhaft geweckt wurde, als uns
aus Salzburg die Trauerkunde von deni plötzlichen Ab-
leben eines ebenso bedeutenden wie seinerzeit hochgefeierten
Landschafters zukam, welcher uubestritten zu den Zierden
der Wiener Schule gehörte. Es ist dies Anton Hansch,
welcher, zu Wien im Jahre 1815 geboren, in feinen
Lehr- und Meisterjahren ununterbrochen seiner Vater-
stadt angehörte und erst im vorigen Frühjahre L-alz-
burg zu seinem Aufenthalte erwählt hatte. Von
seinen Eltern für ein Gewerbe, die Blumenmacherei,
bestimmt, erhielt Hansch zu diesem Behufe die Erlaub-
niß, die Blumen- und Ornamentenschule an der k. k.
Akademie der bildenden Künste zu besuchen. Nach einiger,
etwas flott verlebter, Zeit erwachte in deui jungen Manne
der ernste Drang zur künstlerischen Laufbahn, und mit

eisernem Willen und unter manchen Entbehruugen setz^
er es durch, dieselbe betreten und auch verfolgen
können. Er besuchte die Laudschaftzeichnungsschule untee
Prof. Mößmer, hielt sich aber dabei- fleißig an dao
Studium der Natur, die fortan seine erste Lehrmcisteri"
blieb. Jm Jahre 1835 kam zuerst ein Gouachebils>
von Hansch zur öffentlichen Ausstellung und im daraust
folgenden Jahre eiu paar Oelbildchen, welche Aufseheü
erregten und deren eines vom Erzherzog Franz Karl
angekauft wurde. Heutigen Tages würden diese Arbeiteu
wohl gänzlich unbeachtet geblieben sein, aber zu je»cr'
Zeit, wo die Wiener Landschafterei sich eben erst aud
dem Sumpfe eines kläglichen Manierismus herau^'
zuarbeiten begann, mochte die, wenn auch naive, doch
erfrischende Wiedergabe der Natur die Beschauer imiue^
hin erquicken.

Wieder ein Jahr später 'erhielt Hansch von dech
genannten kaiserlichen Prinzen in Jschl mehrere Auj'
träge, und bei den iizi Laufe der Jahre stetig wachsendeu
Fortschrittcn des Künstlers wetteiferten viele Kunst'
freunde, Bilder von Hansch in ihre Sanimlungen aust
zunehmen, sodaß fortan seine unermüdliche Thätigl'eO
ebenso von moralischen wie von materiellen ErfolgeU
gekrönt ward.

Hansch war eine Natur mit stählernen Nerven, u»d
gar manche Charakterzüge aus seinem Leben zeugen vou
der ungewöhnlichen Selbstbeherrschung, die ihm eigeü
war. — Jn seincn glänzendsten Tagen an Wohllcbeu
gewöhnt, konnte er gleichwohl auf seinen Studienreist'U
oft die größten Entbehrungen ertragen. Auf rauhew
unwirthlichen Bergen brachte er bisweilen mehrere Nächle
nacheinander im Freien zu, wenn keine Alpenhütte >u
der Nähe ein schützendes Obdach bot; in solchen prinu^
tiven Behausungen aber konnte der Künstler bei dee'
frugalsten Kost Monate lang ausharren, wenn ihm ebeU
die Schönheit der umgebenden Nalur Entschädigung da^
für bot; denn fast ausschließlich war es die Alpennatue,
welcher Hansch den Stoff für seine bildlichen Dat'
stellungen entnahm. Bei vielen solchen anstrengendeu
Touren war sein Schüler Carl Haunold ein lreuee'
Gefährte, gleich wie er auf vielen seiner Studienreist^
von einem kleinen Schülerkreise, der sich um ihn g^
sammelt hatte, begleitet ward. Unter diesen Schüler'U
machten sich Rudolf und Karl Schmid und besonvci'd
Leopold Vöscher als hervorragende Talente bemerkbai''
dcsscn erste Bilder, mit welchen er in die Oeffentlichkeu
trat, Sensation erregten. Leider starb Rudolf Schnick
sehr frühzeitig, während die beiden andern ein gleiche°
tragisches Geschick ereilte, indeni Karl Schmid schon
Jahren, Vöscher aber in neuerer Zeit vom JrrsiuU
befallen wurde.

Hansch besuchte zu Studienzwecken vorzugsweist
die Hochthäler Kärnthens und Tirols, zweimal bereisw
er auch die Schweiz uud einmal die norditalienische"
Seen, welch' letztere ihm aber nicht besonders zusagteU'
weshalb er sie auch selten für seine Bilder verwerthet^
Jn späteren Jahren waren wieder die Seen und Gebirgi'
thäler Oberösterreichs, das Salzburgische und der Hinte^
see bei Berchtesgaden das liebste Ziel seiner StudicU"
ausflüge. Hansch's Bilder waren stets sehr gesucht uu '
wie schon erwähnt, zählte er zu den Glücktichen, dene'
auch der materielle Lohn für ihr künstlerisches Strebe
nicht vorenthalten bleibt. Leider ließ sich der Künstle
zur Zeit des berüchtigten „volkswirthschaftlichen Aul'
 
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