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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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259

Kunstvereine. — SmmnluncM und Ausstellungen.


sem, durch welche das Leben und Wirken des bedeutendsten
Repräsentanten der Kunst Venedigs zum ersten Male auf
Grundlage des gesammten, bis jetz't zugänglichen Mntcrials
zur Darstellung gelangt. Wir bshalten uns vor, auf die
neuen Ergebnisse des Werkes eingehend zurückzukommen.

« Prachtwerk iiber Kari dcn Großcn. Bei Alsred
Mame und Söhnen in Tours ist in der brillanten typo-
graphischen Ausstattung, durch welche die Verlagswerke
dieser berühmten Firma excelliren, eine Monoqraphie über
Karl den Großen erschienen, unter dem Titel: „sttiai'lsinapns
par Klpiiviiss Vetault, avsisn Äöve cls I'sevls elss
elmrtss, ivtroäuotion par l,son Oautisr." Das Werk
cntrollt aus Grund umfassender Quellcnstudien ein lebens-
volles Bild des- großen Kaissrs, und besitzt eine seltene
Zierde in der großen Anzahl vorzüglicher Stiche, Radirungen,
Farbendrucks, Holzschnitte u. s. iv., ivelche die wichtigsten,
auf Äärl d. Gr. bezüglichen Kunstwerke alter und neuer Zeit
reproduciren. Daß darunter auch die Schöpfungen deutscher
Aleister, z. B. Rethel's und Ääulbach's nicht fehlen, zeugt
u. A. für den unbefangenen Blick und den ernsten historischen
Stnndpunkt des Verfassers. Das Werk reiht sich den in den
letzten Jahren bei Didot erschienen Prachtwerken religions-
geschichtlichen Jnhalts („lssus Olirist" u. A.) ivürdig an.

lunistvt'ttlllc.

Dic Kmisthiitte zu Ghcinnil, veröffentlicht ihren 15.
Jahresbericht, aus welchem wir Folgcndes entiiehmeii: DaS
Vereiiiühauü, seit I8V3 thatsächlich im Besitz der Gesellschaft,
ist 1875 , nach Beseitigung der bisher eutgegenstehenüen
äußeren Umstände, iu dns Eigenthmn derselbeii übergegangen
und durch einen Anbau mit einem für Kmistausstellungs-
zwecke eingerichteten Oberlichtsaal vergrvßert. Die Decke dieses
Sanles ist niit zwei allegorischen Darstellungen in Wachs-
farben von Gey in.Dresden geschmückt, den Eingang in den-
selben zieren zwei von dem Bildhauer Händler dem Berein
geschenkte sitzende Statuen der Malerei und Plastik. Die
übrige Dekoration des stnttlichen Raumes rührt von der Hand
des Architekten Prof. Gottschaldt her. Zur Einweihung
des neuen Gebäudes ward nm 5. Deccmber ein Kostümfest,
verbunden mit einem allegorischen Festspiel, veranstaltet,
welches sich einer regen Theilnahme dcr Bevölkerung sowohl
wie der städtischen Behörden erfreute Die Zahl der Mit-
glieder ist von 63l auf 67» gestiegen, die Ausstellung ivnr von
15,182 Personen besucht, 532 Kunstwerke wurden äusgestellt
und davon 32 von Privaten, 46 für die Verloosung an-
gekauft.

Slnnmlmigt» niid Älissttll»»gkii.

II. Stnttgart. Unsere Stadt besitzt unter ihren vielen
prachtvollen Bamverken lcider noch immer kein ziveckmäßiges
und würdiges Kunstausstellungsgebäude, welches um so
nöthiger ivnre, als wir hier öfter werthvolle Bilder zu sehen
Gelegenheit- haben, die durch ihre Aufstellung in einem un-
günstigcn Loknl jedesmal viel von ihrer Wirkung ver-
lieren. Daß diesem Uebelstande durch einen entsprechenden
Neubau bald abgeholfen würde, dürfte in jeder Beziehung
uützlich erscheinen, weil auch das Publikum dadurch zum
häufigeren Besuch der Ausstellung Veranlassung fünde. Kmist-
sinn und -Verständniß würden somit gefördert und die Aus-
sichten auf Bilderverkauf vermehrt. Von den jetzigen Aus-
stellungsräumen ist der sog. Festsaal im „Museum der
bildenden Kunst" noch immer der beste, obgleich auch er der
Nachmittngssonne ausgesetzt ist. Hier finden zuweilen Extra-
Ausstellungen hervorragender Gemälde statt, um deren Be-
schnfsung sich Professor von Rustige eifrig bemüht. So sahen
wir kürzlich dort die beiden großen Bilder Feuerbach's,
das Symposion und die Amazonenschlacht, die hier eine
ziemlich widersprechende Beurtheilung erfuhren, von der
einen Seite ebenso hohes Lob wie von der andern herben
Tadel; ferner Baur's „Otto den Grofien an der Leiche
Thankmar's", die Schlacht bei Loigny von Bleibtreu und
„Die bayerische Artillerie bsi Sedän" von Lang, sowie die
anziehenden Genrebilder: „Aufforderung zum Tanz von
Vautier und „Jm Schooß der Familie" von Norden-
berg, lauter Werke, die auf der Münchener Ausstellung odcr
anderwürts bereits viel von sich reden gemacht hattem Auch

in der Staatsgalerie waren vorübergehend zwei beachteK'
werthe Gemälde von einem hiesigen Künstler, Robert Hs '
ausgestellt: Jphigenia am Seegestade „das Land der Grleä) ,
mit der Seele suchend" und Antigone, zur Bestattung lhs-e
Bruders eilend. Beids zeigten ein auf das Zdeale gensr
tetes anerkennenswerlhes Streben und eine schöne Gesai»» ^
wirkung. Jm Lokal des württembergischen Kunstvere»
befanden sich auch wieder viele neue' Bilder. Her»»»
Käulbach hatte einen Ludwig XI eingesandt, der in br»
stigem Gebet knieend daliegt und den nahenden Dietz.
nicht Lemerkt, welcher ihm Speise und Trank bringen u" L
ein Werk von tiefer, gesättigter Farbe und breiter us
wirkungsvoller Behandlung. Der Diener aber, welchcr i,
Hintergrunde den Vorhang zurückschlägt und überral l
stehen 'bleibt, machte auf uns fast den Eindruck eincs Rm
ders, der gleich auf sein Opfer losgehen will (etiva
Hamlet, der den König Claudius im Gebet findet), i»»c.

IIIIS

äuch noch die unheimliche Beleuchtung beiträgt, wenn
nicht die Becher und Fruchtschalen in seinen Händen cvn
Andern belehrt hätten. Vortrefflich war eine Jagdscene v
E. Adnm „BaUz- Ilo" betitelt und nicht minder rühincü ,
werth die „Erwartung der Hunde" von B. Adam.

Louis Braun's „Am Wapterl" bot eine ebenso wnhr ac'
gefaßte wie gewandt behandelteScene oberbayerischsn GebMP
lebens. Höchst poetisch wirkte die Abendlandschaft von H
rath, der sich ein hübsches Motiv aus Olevano von Ps ,,
mann würdig anreihte. Schmalzigang lieferte in scih,
Schafen, welche ein Spalier beschädigen, ein tüchtiges Th»
stück, und Montemezzo stand ihm hierin in der
Pslegerin" mit den vielen Schafen und Enten nicht s,
Die Änsichteu von Partsnkirchen und vom Taufersee »,,,
Correggio waren gleichfalls lobenswerth, wurden uidcm
durch ciiie große Landschaft mit Landsknechten als Stasfab
von Hettich bedeutAiid übertroffen Eine Landschaft » s
Sleubert hätte durch eine sorgfältigere Ausführung, na>»c
lich im Vordsrgrunde, wesentlich gewonnen. Zivei L»»
schaften von Rheinfelder-Anspach in Wsimar ivllrst,,,
dieselbe ebenfalls vertragen haben und erschienen außcrdi
etwas schwarz in der Farbe. H. Funk, der langjährige »O
verdienstvolle Leiter unserer Landschafterschule, erfreute ».s,
durch eine kleine feingestimmte Abendlandschaft und äj
„Aufsteigendes Gewitter" von hochpoetischer Wirkung, w»'
er bewies, daß er auch nach seiner erbetenen Entlassung
Lehrer im eigenen Schaffen rüstig fortwirkt und hoffeni.O
um so ungestörter noch manch' schönes Werk liefern »» §
Sehr ansprechend erschien nuch von Zwehl's „Liebl»V,,
Mädchen", das sich durch vcrschlungenes Waldgebüsch » f
Weg bnhnt, wogegen der „Naturforscher" von Wüst"m'
trotz seiner charakteristischen Auffassung weniger Jistccfs.'-
einzuflößen vermochte. Försterling's „Spielende Ki»dc,,
gemahnten eiiiigermaßen an verwandte Darstellunge» » ,
Stückelberg, ohns denselben jedoch ?u erreichen.

Peters glänzte mit einem virtuos gemalten Blunienst a,
Engelmann brachte eine breit behandelte Herbstlandschast Ä-
Kühen und Schnumann stellte in seinem „Künstler»cst,
betitelten Bilde ein gut erfundenes Motiv (ein Affe u»d
Pony streiten sich in einem CirkuSstall um den errungc»,,,

Lorbeerkranz) in anerkennenswerther Ausführung dar.
besonders eine trefflich gemalte Scene aus dem letzte»

der permanenten Ausstellung von Herdtle <V Peters

zug von Emels in München die Ausmerksamkeit. Es W,„
nnschnulicht das Zusnmmentreffen der Verbindungspatrv»»,,,,
des 7. und des 14. deutschen Armeekorps bei Vesoui. „s,
2. Januar 1871 auf höchst lebendige Weise, und die aust^P
naturwahre Stimmung dcr trüben Schneelandschaft stc'»,„-i'
den günstigen Eindruck, den Reiter und Pferde bereits
vorgebracht. Auch einige kleine Landschaften von PF,,„i>

Begabung auf's Neue glünzend bezeugte. C. Ludivig-
Nachfolger Funk's nn der hiesigen Kunstschule, führte
einem schön gezeichneten und frisch kolorirten ,„Z,

viel versprechend ein und rechtfcrtigte den ihm vorangegang
guten Ruf. Trefflich gemalt war auch die „R»n yi
Hildebrandt in Karisruhe, die uns eine Bäuerm^r
brünstigem Gebet uor eineni Christusbild in roiiianm^ch-
Felsgegend vorführt. G. Flüggen's „Goldschimeds
 
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