Kunstliteratur. — Saminlungen und Ausstellungen.
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Tluäler erhoben und hcult dcnselben nnt weitge-
u^tein Rachen ganz jännnerlich an. Eines ist mir
unverständlich geblieben: waruni der arme Köter
^^t liebcr gleich herzhaft zubeißt, statt an das Mitleid
^ffenbar ganz verhärteten Schlingels zu appellircn?
r ^ ist die Gestaltung des Vorwurfs für cin plasti-
Werxi Auch ohne durch dessen Anblick beglückt
zu sein, kann nian sich lebhaft vorstellen,
Al Fluß der Linien, welch' wechselnde
. 'j^uigfaltigkeit der Kontouren, welch' rcizende Kon-
^ der Motive an den beiden in- und gegeneinander
^^Uden Gestalten vorköimncn mögen! Noch will ich
Drittcn im Bunde der Marmorstatuette einer
^uior verlassencn Psyche" von dern Norwegen
y, ^^lssen eiwähnen, uni daran die Bemerkung zu
^f'stu, die sich bei Bctrachtung dcs Werkes unwill-
^ "ch aufdrängt, wie nämlich diesen armen Bilvhauern
d^ ^ühigkeit (oder vielmehr das mechanischc Können)
f^H ^urchbildung und Darstellung richtiger Verhältnisse
fsy/ so kleinen Figürchcn ganz abgeht, offenbar als
^ 3^ des in der peinlich genauen ökachbildung des
^usächlichen befangenen Sinnes. So etwas Ver-
^ wie diese arme Psyche, niuß man gesehen haben,
Tch glauben zu können. Was hätte so ein armer
k-j, Estu angcfangen, wenn er den Koloß von Nhodos
E bilden sollen?
(Schluß folgt.)
^ Kulistliteratnr.
IckdAs ü Nuäriä, not68 sur
ä'^kdsrt Dursr ou äö NoAmr V.
^-^Vs)-ä6n. DisAS, ü. Ootdisr, säiteur 1876. 8.
stch uicht nenncnde Verfasser sucht in dieser
H^?'st nachzuweisen, daß Rogier v. d. Weyden um das
^450 sür pjx Kathedrale St. Lambert in Lüttich
8^^ M den dort aufgestellten acht Teppichen, jeder
^ung unv 5 Meter hoch, Darstellungen aus der
?ä.,.""idse entworfen, welche Teppiche bci der Plünderung
^fstn^ Karl dcn Kühnen 1468 gestohlen und durch
di,^ ^uchlommen nach Madrid gekommen seien; ferner,
Dürer diese Kartons auf seiner Wanderschaft
thh>^^94 kenneu gelernt und dieselben für seine be-
sti Holzschnittfolge zur Apokalypse, herausgegeben
^ ^498, benutzt, also ein Plagiat begangen habe.
dvx, .^n nian die von S. Laurent herausgegebene»
Ußt ^^'^En Photographien der Tapeten von Madrid
Hulzschnitten A. Dürer's vergleicht, so wird es
st ' stuß zmischen beiden ein Zusammenhang besteht,
Eniweder Dürer's Holzschnitte für die Kompo-
Teppiche gedient haben oder umgekehrt. —
h»t, davon, daß der Verfasser gar nicht bewiesen
^ Dürer in jungen Jahrcn vor der Heraus-
^ gioßartigen Apokalypse in Lie Niederlanve
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gekommcn ist, hat er auch durchaus nicht bcwiesen,
daß R. v. d. Weyden Kompositionen der Slpokalypse
für Lüttich gcmacht hat. Wenn man aber die Photo-
graphien von Laurent näher ansieht, so machen sich in
den Gebäuden, den Kleidungen, den Rüstungcn und den
Gefäßen entschieden Nenaissance-Motive geltend, die in
Dürer's Apokalypsc noch nicht zu finden sind.
Wir sind daher genöthigt zu schlicßen, daß Dürer's
Apokalypse dem talentvollen Zeichncr der Tapeten von
Madrid (die aber keineswegs als Kopien vou Dürer
anzusehen sind und dies um so weniger, weil in den
Madrider Tcppichen mehrere Darstellungen vorkommen,
die in den Dürer'schen Holzschnitten fehlen) zur Unter-
lage gedient haben, unv daß R. v. v. Weyden, der 1464
starb und der in keinem seiner beglaubigten Bilder Mo-
tiveder Renaissance darlegt, nicht der Schöpfer der Madri-
der Teppiche sein kann. Dicsen Meister kennen wir
nicht, sind aber geneigt, Mabuse oder B. von Orlcy rcsp.
deren Schüler, welche die Kompositivnen von
Dürer benutzt haben, für die Meister derselben zu
halten und ihren Ursprung in die Zeit von 1520—30
zu verlegen. — Sehr interessant sind die Bemerkungen
des ungenannten Verfassers über die große Zahl der
Teppiche zur Wandbekleidung der Kirchen und Paläste
in den Niederlanden im Mittelalter. Nach einer alten
Tradition führte Karl Martell sarazcnische Tapeten nach
seinen Siegen über die Araber ein. Gerbert beklagt
im I. 989, daß Teppiche mehr geschätzt werden als
Gold; im 12. Jahrhundert bcsaßen alle Kirchen und
Palaste von Lültich gewirkte Teppiche; die Hauptfabrik-
orte waren: Arras, Tournai, Brüssel, Audeuarde und
Lille, und der Verfasser glaubt, daß vor der Zerstörung
Lüttich's durch Karl den Kühnen die Teppiche der
Llltticher Kirchen und Paläste in Lültich und in benach-
barten Stäctcu, namentlich St. Trond unv Aachen,
welche zurDiöceseLüttich gehörten, hergestellt worven sind.
Nachträglich wollen wir bemerkcn, daß die ebcnfalls
von S. Laurcnt herausgegebencn Photographien der
Teppiche von Madrid, darstellend die Passion, nicht
R- v. d. Weyden, die mit dcm Leben von Johan-
nes dem Täufer und der Geschichte der Iung-
frau nicht von Jan van Eyck komponirt sein können,
wie der Verfasser meint, sondern von deren Nachfolgern
in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen, daß
dieselben ohne Zwcifel für Karl V. hergestellt wurden
und durch denselben nach Madrid kamen, wo sich eine
solche Masse von Tapeten angehäuft findet, daß die
Wände eines großen Museums nicht ausreichen, um sie
alle zur Anschauung zu bringen. Sträter.
Sammlililgeii und ÄkisstrUiliigkii.
» Die historische Ausstellung der Wicncr Akadcmie
läßt sich jetzt in ihrem ungefähren Umfang überblicken. Sie
wird etwa 4i)«N) Nummern und zwar sowohl Gemälde und
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Tluäler erhoben und hcult dcnselben nnt weitge-
u^tein Rachen ganz jännnerlich an. Eines ist mir
unverständlich geblieben: waruni der arme Köter
^^t liebcr gleich herzhaft zubeißt, statt an das Mitleid
^ffenbar ganz verhärteten Schlingels zu appellircn?
r ^ ist die Gestaltung des Vorwurfs für cin plasti-
Werxi Auch ohne durch dessen Anblick beglückt
zu sein, kann nian sich lebhaft vorstellen,
Al Fluß der Linien, welch' wechselnde
. 'j^uigfaltigkeit der Kontouren, welch' rcizende Kon-
^ der Motive an den beiden in- und gegeneinander
^^Uden Gestalten vorköimncn mögen! Noch will ich
Drittcn im Bunde der Marmorstatuette einer
^uior verlassencn Psyche" von dern Norwegen
y, ^^lssen eiwähnen, uni daran die Bemerkung zu
^f'stu, die sich bei Bctrachtung dcs Werkes unwill-
^ "ch aufdrängt, wie nämlich diesen armen Bilvhauern
d^ ^ühigkeit (oder vielmehr das mechanischc Können)
f^H ^urchbildung und Darstellung richtiger Verhältnisse
fsy/ so kleinen Figürchcn ganz abgeht, offenbar als
^ 3^ des in der peinlich genauen ökachbildung des
^usächlichen befangenen Sinnes. So etwas Ver-
^ wie diese arme Psyche, niuß man gesehen haben,
Tch glauben zu können. Was hätte so ein armer
k-j, Estu angcfangen, wenn er den Koloß von Nhodos
E bilden sollen?
(Schluß folgt.)
^ Kulistliteratnr.
IckdAs ü Nuäriä, not68 sur
ä'^kdsrt Dursr ou äö NoAmr V.
^-^Vs)-ä6n. DisAS, ü. Ootdisr, säiteur 1876. 8.
stch uicht nenncnde Verfasser sucht in dieser
H^?'st nachzuweisen, daß Rogier v. d. Weyden um das
^450 sür pjx Kathedrale St. Lambert in Lüttich
8^^ M den dort aufgestellten acht Teppichen, jeder
^ung unv 5 Meter hoch, Darstellungen aus der
?ä.,.""idse entworfen, welche Teppiche bci der Plünderung
^fstn^ Karl dcn Kühnen 1468 gestohlen und durch
di,^ ^uchlommen nach Madrid gekommen seien; ferner,
Dürer diese Kartons auf seiner Wanderschaft
thh>^^94 kenneu gelernt und dieselben für seine be-
sti Holzschnittfolge zur Apokalypse, herausgegeben
^ ^498, benutzt, also ein Plagiat begangen habe.
dvx, .^n nian die von S. Laurent herausgegebene»
Ußt ^^'^En Photographien der Tapeten von Madrid
Hulzschnitten A. Dürer's vergleicht, so wird es
st ' stuß zmischen beiden ein Zusammenhang besteht,
Eniweder Dürer's Holzschnitte für die Kompo-
Teppiche gedient haben oder umgekehrt. —
h»t, davon, daß der Verfasser gar nicht bewiesen
^ Dürer in jungen Jahrcn vor der Heraus-
^ gioßartigen Apokalypse in Lie Niederlanve
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gekommcn ist, hat er auch durchaus nicht bcwiesen,
daß R. v. d. Weyden Kompositionen der Slpokalypse
für Lüttich gcmacht hat. Wenn man aber die Photo-
graphien von Laurent näher ansieht, so machen sich in
den Gebäuden, den Kleidungen, den Rüstungcn und den
Gefäßen entschieden Nenaissance-Motive geltend, die in
Dürer's Apokalypsc noch nicht zu finden sind.
Wir sind daher genöthigt zu schlicßen, daß Dürer's
Apokalypse dem talentvollen Zeichncr der Tapeten von
Madrid (die aber keineswegs als Kopien vou Dürer
anzusehen sind und dies um so weniger, weil in den
Madrider Tcppichen mehrere Darstellungen vorkommen,
die in den Dürer'schen Holzschnitten fehlen) zur Unter-
lage gedient haben, unv daß R. v. v. Weyden, der 1464
starb und der in keinem seiner beglaubigten Bilder Mo-
tiveder Renaissance darlegt, nicht der Schöpfer der Madri-
der Teppiche sein kann. Dicsen Meister kennen wir
nicht, sind aber geneigt, Mabuse oder B. von Orlcy rcsp.
deren Schüler, welche die Kompositivnen von
Dürer benutzt haben, für die Meister derselben zu
halten und ihren Ursprung in die Zeit von 1520—30
zu verlegen. — Sehr interessant sind die Bemerkungen
des ungenannten Verfassers über die große Zahl der
Teppiche zur Wandbekleidung der Kirchen und Paläste
in den Niederlanden im Mittelalter. Nach einer alten
Tradition führte Karl Martell sarazcnische Tapeten nach
seinen Siegen über die Araber ein. Gerbert beklagt
im I. 989, daß Teppiche mehr geschätzt werden als
Gold; im 12. Jahrhundert bcsaßen alle Kirchen und
Palaste von Lültich gewirkte Teppiche; die Hauptfabrik-
orte waren: Arras, Tournai, Brüssel, Audeuarde und
Lille, und der Verfasser glaubt, daß vor der Zerstörung
Lüttich's durch Karl den Kühnen die Teppiche der
Llltticher Kirchen und Paläste in Lültich und in benach-
barten Stäctcu, namentlich St. Trond unv Aachen,
welche zurDiöceseLüttich gehörten, hergestellt worven sind.
Nachträglich wollen wir bemerkcn, daß die ebcnfalls
von S. Laurcnt herausgegebencn Photographien der
Teppiche von Madrid, darstellend die Passion, nicht
R- v. d. Weyden, die mit dcm Leben von Johan-
nes dem Täufer und der Geschichte der Iung-
frau nicht von Jan van Eyck komponirt sein können,
wie der Verfasser meint, sondern von deren Nachfolgern
in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen, daß
dieselben ohne Zwcifel für Karl V. hergestellt wurden
und durch denselben nach Madrid kamen, wo sich eine
solche Masse von Tapeten angehäuft findet, daß die
Wände eines großen Museums nicht ausreichen, um sie
alle zur Anschauung zu bringen. Sträter.
Sammlililgeii und ÄkisstrUiliigkii.
» Die historische Ausstellung der Wicncr Akadcmie
läßt sich jetzt in ihrem ungefähren Umfang überblicken. Sie
wird etwa 4i)«N) Nummern und zwar sowohl Gemälde und