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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Vermischte Nachrichten. — Vom Kunstmarkt.

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welcher bei Genelli uns das Herz ergreift, kann freilich hier
nicht die Rede sein, dnfür aber tritt der Widerwille gegen
solche Stoffe um so lebhafter hervor. Die bunte Carnation,
die gefleckten, stark rothen Töne, das unnatürlich craßgelbe
Haar des jungen Weibes, ein metallisch glänzendes Stück
gelben Geivandes, Alles dies vermehrt noch den peinvollen
Eindruck. In der Zeichnung finden wir eine grotze Ungleich-
heit; ivährend Manches tresflich ist, erscheinen andere Theile
sehr mangelhaft, so der rothe, verkrüppelte Futz der weib-
lichen Gestalt. Tief ist es zu beklagen, datz ein Talent, denn
ein solches macht sich trotz all' diesen Ausstellungen geltend,
auf Wegen irrt, welche in den Sumpf und nicht zu den
reinen Höhen der Kunst führen. Jn recht edlem Sinne sind
zwei Porträts von H. -I. Sinkel, ausgestellt bei Herrn
Schulte, gemalt. Die Zeichnung beider Köpfe, eines männ-
lichen und eines weiblichen, in 'mittlerem Alter, zeugt von
feinster Empfindung. Die Persönlichkeiten stehen klär vor
uns, nicht blos die äußere Hülle, sondern auch ein schönes
Seelenleben, welches wohlthuend auf den Beschauer wirkt.
Mit Freuden entbehren wir jener zudringlichen Bravour, in
der sich jetzt so viele Bildnißmaler gefallen, und lassen uns
an dem geistigen Jnhalt, der feinen Form und harmonischen
Ausführung der Farbengebung genügen. Möchte doch Fräu-
lein H. Greve, von der wir in letzter Zeit, auf derselben
Ausstellung, mehrere wirkungsvolle Porträts sahen, sich auch
mehr dieser feinen, geistigsn Richtung zuneigen! Sie würde
dann nicht allein Bilder von Kraft ünd Leben, sondern auch
Bilder'von dauerndem höheren Werthe schaffen, als sie es
bis jetzt, trotz alles Talents, gethan hat.

L. Der Historienmalcr Carl Müller in Frankfurt a M.
hat der Sammlung von Kupferstichen und Handzeichnungen
in seiner Vaterstadt Stuttgart ein überaus werthvolles Ge-
schenk gemacht. Dasselbe besteht aus je sieben Handzeich-
nungen seines Großvaters, Johann Gotthard von Müller
und seines Vaters Friedrich Müller, die bekanntlich beide zu
unsern berühmtesten Kupferstechern gehörten. Unter den
erstern befindet sich die herrliche Zeichnung des Bildnisses
Ludwig's XIV. in Kreide auf Pergament ausgeführt, während
die letztern sich aus sechs Studien nach 'der Sixtinischen
Madonna in Dresden und der Zeichnung zum Stich des
Eoangelisten Johannes nach Domenichino zusammensetzen.
Carl Müller hat an diese Stiftung die einzige Bedingung
geknüpft, datz sie in einem besonderen Kabinet untergebracht
ünd dem Publikum zugänglich gemacht werde Leider ist
dies bis zur Vollendung der Erweiterungsbauten dcs Stutt-
garter Museums nicht möglich, doch'wird dann natürlich so-
fort den Absichtsn des hochherzigen Gebers freudig ent-
sprochen werden.

Vennischtc Nachlichten.

Ii. Müiichciier Frauenverein zur Unterstützuiig hilfs-
bedürstiger Künstlerwittwen und Küiistlerwaisen. Wie der

kürzlich ausgegebene Rechenschaftsbericht des eben genannten
Vereins ersehen läßt, zählt derselbe dermalen, trotz der nur
kurzen Zeit seines Bestehens, bereits 32S Mitglieder. Sein
Vermögensstand bezifseri sich auf 8348 Lllark, was dem Vor-
jahre gegenüber eine Vermehrung um 1428 Mark giebt. Die
Einnahmen betrugen für 1876 die Summe von 336l Mark,
darunter ein Geschenk des Galeriedirektors a. D. v. Foltz
mit 857 Mark, ein Vermächtniß des Fräuleins Laverie Schleich
(Schwester des verstorbenen Ed. Schleichj mit lOO Mark und
ein Geschenk des Malers A. Höche mit 6V Mark. Die Aus-
gaben beliefen sich auf 3196 Mark, darunter 1572 Mark Unter-
stützungen an 18 Wittwen in 34 Gaben. An der Spitze der
Geschäfte stehen dieFrauenLouise Nilson alsVorsitzende, Marie
Lindenschmit, Paulins Thiersch, Pauline Voltz, Emilie Lange
und Johanna Willich. DieKassaführung besorgte mit dankens-
werther Umsicht und Uneigennützigkeit Herr Maler Nilson.

R. Liebigdenkmal für Darmstadt. Den Hauptbestand-
theil des in Darmstadt zu errichtenden Denkmals für Justus
Frhrn. von Liebig wird die Colossal-Büste des berühmten
Chemikers, welche der junge Bildhauer Georg Bersch aus
Darmstadt hier für den Erzguß modellirte, bilden. Es ist
das derselbe Künstler, dessen ich schon früher aus Anlaß seiner
ideal-schönen Nymphe in Marnior gedachte.. Die trefflich ge-
arbeitete Büste hat eine Höhe von 1,7 Meter und ist nicht
blos von überraschender Porträtähnlichkeit, sondern auch von I

echt künstlerischer Auffassung. Die seiner Zeit von
gearbeitete Büste erhielt den Vorzug vor den Arbeiten f
nicht weniger als 19 Bewerbern. Den trefflich gelungev
Erzguß leitete Ferd. v. Miller sim. . .

<Z Nürnberg. Jn Nr. 1757 der Leipziger Jllustri"
Zeitung findet sich die Notiz, daß man hier beabsichtigs "
Direktor Kreling ein össentliches Denkmal zu errE^,
Diese Mittheilung ist dahin zu berichtigen, daß der .
hauer Prof. Schwabe die Skizze zu einem von ihm
tirten Denkmale (einer Büste auf einem säulenartigen ,
ment) gefertigt, die weitere Ausführung desselben jedoch
gegeben hat, weil er Niemand findet, der Beiträge zü "
Kosten eines solchen Denkmals leisten will.

R.R. A.Dürer'sHerkules. Einesderältesten(vomJ>
Gemälde A. Dürer's, „Herkules im Kampfe gegen " „
Harpyen", auf der Burg zu Nürnberg, befand sich bis s ,
Kurzem in sehr schlechtem. Zustande und wurde deshalb s
den Kiinstfreunden wenig beachtet, galt nur noch als WU',.
— Nachdem ein ausführlicher Bericht über dasselbe in > >
Zeitschrift „Jm neuen Reich" 1875, Bd. II, S. 345—49 ,,,
den hohen Werth dieses Bildes in künstlerischer und k"> ^
historischer Beziehung aufmerksam gemacht, wurde es "P,
München gebracht und dort von dem Konservator H"
gereinigt, wobei sich herausstellte, daß es keineswegs s>^j
Ruine, sondern noch vollkommen gut erhalten ist. s^,,,
Kurzem befindet es sich, nur gereinigt, sonst unberühro s,
alter Schönheiterstanden im germanischen Museum zu Nürnbssi,

R. Photographie auf Holz. Die meisten nach dei" "
her üblichen Verfahren hergestellten Photographien auf v,-ä>
zeigten hauptsächlich zwei Nachtheile. Meist war der
Grund nicht so dünn als der Xylograph wünschte "
dunkelte das Holz während des Schnittes zum Nachthe" „
Gesammttönung des Blattcs nach. . Diese Nachtheile st"^,
sich nun bei den Stöcken nicht mehr, welche der k. deuch,,,
Hofphotograph Erwin Hanfstängl nach einem von ih",!,gl
fundenen neuen Verfahren mit größter Schärfe herstr,,
Das xylogr. Jnstitut von Adolf Cloß in Stuttgart, dell.^
Kompetenz hiezu sicher Niemand bestreiten wird, hm >
auf's Anerkennendste darüber ausgesprochen.

Vom Lunstmarkt.

-l- Berliner Kunstauktion. R. Lepke hat soeben »>>",,
Katalog verschickt, welcher eine werthvolle Sammlung
Werkeii des Kunstdruckes beschreibt, die in seinem Km,,s
auktionslokale am 3. April versteigert werden soll, und
die wir Kunstfreunde angelegentlich aufmerksam mache"-
sich darunter wirklich große Kostbarkeiten finden, iven" " ,jt
die bescheidene äußere Gestalt des Kataloges (vergliche"
ähnlichen anderer Städte) dieselben nicht hervorhebt.
erster Linie ist A. Dürer mit einer großen Anzahl " z
Kupferstichen und Holzschnitten in tadellosester Erhaltung
Schönheit der Abdrücke vertreten. Würdig reihen stA,j,i-
den Hauptmeister seine Schüler und Nachahmer, die K>
meister an; Aldegrever, Altorfer, die beidenBeham, G. P(> st
einige Monogrammisten haben köstliche Blätter beigeD" ,s
Auch von M. Schongauer, Zwott, Jsrael v. Mecken,
Cranach sind einzelne Seltenheiten verzeichnet.
lienischen Meistern der ältesten Periode ist Baldini
Blätter mit Propheten), Zoan Andrea (unter Manteg""
geführt), Marc Anton (der Kindermord, B. 20, in
lichem Abdruck) und drei Tarokkarten zu nennen. E>". „e>>
von Dirck van Staren, mehrere ausgezeichnete Blätter
Lucas von Leyden (darunter Hauptblätter, wie der ,s„„c
lenentauz, der Abt SergiuS, Verspottung Virgil's, der s>'
Holzschnitt mit Adam und Eval, schöne und seltene Radir"' -(,„1
von Rembrandt, Lievens, F. Bol, Breenberg, K. DE „c,
(10 Bl. vor der Nummer), C Dusart, A. van
A. Waterloo und viele einzelne Kostbarkeiten repräsci" ,„,k
die niederländische Schule, während Drevet, Nanteuil, C v „,
und aus neuererZeit Boucher-Desnoyers, Perfstti, R.Morg
Porporati,Richomme Sammlern dieser Richtung gleichfa"-' „,jt
werbungswerthes darbieten. Auch die beiden Anhängc
französischen qalanten Blättern enthalten auf dem beK'M,,„i!)
Gebiete Beiträge, die sich einer Beachtung und Wurd g^c
(selbst über das künstlerische Maß) von mehr als einer
erfreuen dürften.
 
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