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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0279

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Vermischte Nachrichten,

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E°"utagsschule" gemnlt. Die Scsne ist für die Betheilig-
höchst bedenkliche. Sr, Hochwürden ist, der Himmel
ihm ein Liebesbrief, der nun als oorpus äelieti neben
4ert ^gt, in die Hand gefallen und vor ihm kniet in tiefster
H H»irschung die jugendliche Adressatin, während auf den
l^Ichtern ihrer Schulgenossinen sich°hier Verlegenhcit, dort
tem "bnfreude spiegelt, Hennings zeigt in seinem „Dianen-
o^Uel" und „Schwanthalerbrunnen" den Münchener Hof-
" vor hundert Jahren und heute, und weiß so seinem
^ iLbivcihlten Stoff eine kulturhistorischeBedeutung zu geben,
- fiser hat sich wiederholt als ein tüchtiger Kenner der
'sio, ^tt bewährt Er liebt es, Scenen aus dorselben in
^Mkenreichen Kompositionen vorzuführen, Eine solche ist
U>,^uch, die uns ein dem Schlusfe sich nahendes Mahl zeigt
o°>^,.für welche er den Titel „Volle Gläser, warme Köpfe"
s,^uhlt hat, Es ist gute Gesellschaft, die hier zu Tische sitzt,
L uuch sie vermochte sich dem geheimnißvollen Walten des
»„u^us nicht zu entziehen, Die Gruppen sind zwanglos
j,.?tdnet und musterhaft gezeichnet; kein Charakter wieder-
Uo« keiner ist karrikirt, der Vortrag flott, das Kolorit
U gesälliger Harmonie, Knöch l endlich hat sich in seinem
^ empsundenen und darum auch warm zum Herzen
d»^chenden „Frühlingsbilde" als ein echter Lyriker bewährt,
'ust wenig Mitteln zu wirken weiß, — Sehr glücklich
u auch das Thiergenre vertreten und zwar durch L, H art-
bi.uun's „Pferde vor einem Bauernhause", durch ein Jagd-
"Erlegt", von I, Schmitzberger, durch Feddersen's
Weimar) „Kühe auf der Weide "in Russisch-Polen", durch
u>j,u Aiali's „Schafe und Kühe bei herannahendem Ge-
4j>Usr" und durch „Kühe" von B, Weishaupt, — Jm
UjlsUEfach glänzte vor Allen Fr. Lenbach, der die Bild-
des k, dberstceremonienmeisters Grafen Moy, Moltke's
ohn Paul Heyse's ausstellte, Das weitai^s bedeutendste war
Zweifel das des Erstgenannten, das in Auffassung und
d.^Urnvlung an van Dyck und Velazqusz erinnert, während
^ultke's ein zigeunerhastes Kolorit zeigt, das Allen
tx UEen muß, die den fast rosigen Teint des großen Stra-
E.U kennen, W, M. Chase's elegant gemalte „Dame im
a, Ukostüm" läßt vermuthen, daß diescr Schüler Piloty's
dy>r Dyck studirt, Als eine höchst tüchtige Leistung
0 auch ein weibliches Kostümportrat Les Fräulein Maria
h.^der bezeichnet werden. — Die Zahl der Landschaften
, ÄI bine sehr heträchtliche, Darunter ragten Willroider's
EjjFendstimmung", A, M, Lindstroem's „Abend", ein
lNterbild von Müller-Lingke, eine Arbeit Heinel's,
!°iche mit prächtigen Baumgruppen von Paul Weber,
bvn undere von C, Hettich, der „Jakobssee" bei Polling
st u E, Hellrath, eine „Partie aus Südtirol" vom ver-
hxj ^nen Vöscher, eine „Partie aus dem Meisingergrund
Nl^ ^iarnberg" (Waldinneres) von Langko, die Maffei-
am hohen Göll (Mondnacht) von Aug. Lohr u, A.
y. ^°r, — Von den Wsrken der Plaftik wären E, Hart-
^anu's „Siegfried" und die Porträtbüsten der Königin
Nxä? uon Württemberg von I, Echteler unü Franz Lach-
^ und v, Steinsdorf's von Wagmüller hervorzuheben.

G fs, Stuttgart. Unsere Staatsgalerie ist um zwei große
H UiÄde bereschert worden, Die treffliche Eifellandschaft von
ewLunk, deren Ankauf wir in Nr, 22 d. Bl, dringend
»^dfahien, wurde gegen ein früheres, minder bedeutendes
avk ^esselben Nteisters eingetauscht, und das neuerdings
tz Mstellte Bild, „Das Volksfest in Cannstadt", von H.
y>o?Pu>nann, welches hier ein seltenes Aufsehen erregt hat,
ej> f?- dem lebhaften Wunsch des Publikums entsprechend,
sejsUfalls angekauft, Schaumann wurde in Anerkennung
Leistung vom König von Württemberg die große
»ii,?Ue MedaÜle für Kunst am Bande des Kronenordens
pij^hen, Eine photographische Nachbildung seines Gemäldes
^".demnächst bei Hanfstängl in München' erscheinen, —
'»ii-^dstsaal des Museums der bildenden Kunst war unlängst
eine interessante Ausstellung veranstaltet, Die neuen
h»t> ber Kunstschule, C, Ludwig und A, Donndorf,
Seb^ mehrere Arbeiten dort zur allgemeinen Anschauung
und bewiesen damit, welch' hervorragende Talente
fies> ^ ihnen qewonnen haben, Professor Ludwig war durch
he>is>? frhr verschiedenartige Landschaften vertreten, die eine
g>ji?uche Uebersicht seiner außerordentlichen Begabuna ge-
Der kleine „Mondaufgang" und die treffliche

„Gewitterlandschaft mit Regenbogen", „Parthie aus dem
Jnnthal" waren uns schon von srüheren Ausstellungen
vortheilhaft bekannt; neu dagegen waren uns eine un-
gemein poetische „Mondnacht im Sommer" mit dem Post-
wagen, der an einem ländlichen Friedhof vorüber fährt,
und eine große Waldlandschaft mit Kühen, Motiv aus West-
falen, die ebenfalls viel des Schönen aufwies, sowie die drei
neusten Schöpfungen des fleißigen Künstlers, „Abend im
Herbst", „Eifelgegend" und „Parthie auf dem St, Gotthard",
deuen eine ebenso naturwahre, srische, wie wirkungsvolle
Farbe bei echt künstlerischer Behandlung nachgerühmt werden
kann, Wenn sich Ludwig als Lehrer gleich erfolgreich be-
währt wie als schaffender Meister, so darf unsere Land-
schafterschule einsr schönen Zukunft entgegensehen— Professor
Donndorf hatte die von uns in Nr, 2l d, Bl, bereits be-
sprochenen Entwürfe zum Denkmal Robert Schumann's tür
Bonn, nebst einzelnen ausgeführten Theilen, ferner
Skizzen zum Burschenschaftsdenkmal für Jena und zu dem
reizenden Brunnen für New-Dork ausgestellt, Außerdem
aber noch ganz vorzügliche Büsten des Malers Schnorr von
Carolsfeld, des Herrn Souchay, eines Kindes u, s, w, und
nicht minder gelungene Reliefporträts des Tenoristen Schnorr
von Carolsfeld, des Malers Plüddemann, des Dichters
Rückert, des Herrn Oppermann, einiger Frauen und Kinder,
der Könige Johann und Albert von Sachsen und seines
Lehrers Rietschel, die fich sämmtlich durch geistvolle Auf-
fasfung, sprechende Aehnlichkeit und meisterhafte Be-
herrschung der Technik auszeichnen, Um aber ein um-
fassendes Bild seiner außerordentlichen Produktivität zu
bietcn, hatte Donndorf auch noch die Photographien seiner
sonstigen Schöpfungen.hinzugefügt, die theils schon ausgeführt
sind, wie die Standbilder für die Wartburg, die Reiterstatue
Karl August's sür Weimar, der Auferstehungsengel sür
Zittau, theils gegenwärtig ausgeführt werden, wie das
Cornelius-Denkmal für Düsseldorf. oder die bisher nur im
Entwurf vorhanden sind, wie verschiedene Konkurrenzskizzen
und ein höchst lsbendig komponirtss Reiterstandbild des
Herzogs Bernhard von Weimar.

Vermischte Nachrichtrn.

Hcinrich Schliemann hat in einer Sitzung des archäo-
logischen Jnstituts in London die Absicht kund gegeben, dem-
nächst seine schon 1868 begonnenen Ausgrabungen auf der
Jnsel Jthaka wieder aufzchnehmen, Er hofft entweder in
eineni Thalgrunde, dessen Name Polis vielleicht auf.die ver-
schwundene Wnigsstadt hindeutet, oder am Fußs des Berges
Detos an der schmalsten Stelle der Jnsel den geeigneten
Boden für archäologische Entdeckungen anzutreffen,

i'- Die historische Ausstelliiiig -er Wiener Akademic
wurde im Laufe des Monats Ap'ril von 22,000 Personen
besucht, Die Schüler der Hoch- und Mittelschulen erhalten
Eintrittskarten zu ermäßigten Preisen, Von dem bereits
in über 4000 Exemplaren verkauften Katalog erschien soeben
die zweite verbesserte und vermehrte Auslage. Bei dem all-
geineinen und wohlbegründeten Jnteresse, welches die Aus-
stellung gewährt, dürfte sich wohl eine Verlängerung der
Dauer derselben bis zum 15. Juni als wünschenswerth
herausstellen. — Jn lstzter Zeit gelangte außer der Fest-
schrift auch die von Prof. Karl Radnitzky ausgsführte
Medaille auf die Eröffnungsfeier in weiteren Kreisen der
Künstler und Kunstfreunde zur Vertheilung, Die Medaille zeigt
vorn das Porträt des Kaisers Franz Joseph und auf der
Rückseite eine allegorische Gruppe der drei bildenden Künste.

k, Schilling's Bacchus und Ariadne für das neue k, Hof-
theatcr in Dresden zählt mit zu den bedeutendsten Guß-
werken, welche aus der berühmten Münchener Erzgießerei
hervorgegangen sind. Die Maß- und Gewichtsverhältnisse
der Gruppe wie des den Wagen ziehenden Viergespanns er-
weisen fich als so ungewöhnliche, daß eine Feststellung der-
selben nicht ohne allgemeines Jnteresse sein dürfte. Das
Gewicht des Ganzen beläuft sich auf 300 Centner; jeder
Ler vier Panther hat etwa 25 Centner, der Wagen 100 Centn,,
Bacchus 50, Ariadne 40 Centner Gewicht, Dazu kommen
noch Plinthe und Zubehör sammt Rüstung des Wagens.
Die Höhe des Gesammtwerkes berechnet sich auf 6 Meter.
 
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