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Sammlungen und Ausstellungen.
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ein großes, figurenreiches Gemälde von seiner Hand,
_ .Wändlich im Gedanken, innig in der Empfindung, ge-
"slsenhaft in der Durchführung und gut iu der Farben-
^^ung. Der ergreifende Gegensatz, in welchem ein zartes,
».uchJnnen zurückgedrängtes Gefühl mit der lauten, egoistischen
n»! ^ Alltagsmenschen steht, ist das Hauptmotiv des Bildes
nd nerleiht ihm seinen Werth. Erhebend ist es, den Mann
fe! harten Kampfe mit der Wirklichkeit all' seine Kräfte ent-
siid ^ ^ sehen, rührend, das Weib zu beobachten, wie es
M wehmüthiger Resignation der Nothwendigkeit unter-
ein ^ und die Klage im zarten Busen verschließt. Solch'
stillen Schmerz und solch' edle Ergebung hat uns der
^ustler hier vorgeführt. Das Gemälde h'ät den Titsl:
Zahltag" und zeigt uns eine alte gerüumige Gerichts-
^ube, wo die Steuern in Empfang genommen werden. Jeder
A Ugt sein Scherflein, der Eine viel, der Andere wenig, dem
fsUen geht es schwer, dem Andern leicht aus der Hanv, nur
Beamten verharren natürlich in geschäftsmäßiger Gleich-
^ "igkeit. Am schwersten ist die Abgabe aber ohne Zweifel
»sU jungen Wittwe geworden, welche ein Kindchen auf dem
urnie trägt, indeß das andere größere sich etwas betreten
^.u ^hre Kniee schmiegt. Der bittere Augenblick ist vorüber,
L.b schon greift sie nach ihrem Körbchen, um sich auf den
^niweg M begeben. Wir sehen es ihr an, daß sie dort
^Nig Brod, aber viele Entbehrungen, Mühen und trübe
.-^Urierungen finden wird. Das Mitleid, welches man ihr
tiw ' und gerne zollt, da die Armuth hier in so verschämter,
b Usender Gestalt erscheint, spiegelt sich auch im Gesicht der
jf.-Iüdigen Alten wieder, die eben zur Zahlung gekommen
, ' oie Andern erscheinen mehr oder weniger theilnahmlos
»fid wff ff^ selbst beschäftigt, cinige Figuren sind von geringer
^bdeutung und schwächen den Tötaleindruck des "Bildes.
z. Eradezu störend aber wirkt die plumpe Holzbank, welche die
f diuposition theilt. — Kröner zeigt uns nach seinen
fUfUpsenden Hirschen, deren wir in diesem Blatte gedachten,
g-s die entgegengesetzte Seite des Thierlebens, ein sried-
-Ks Nebeneinandergrafen verschiedener Heerden mit ihren
^ßhrern. Der Herbst ist in's Land gekommen, spärlicher
, bd das Laub, fahler Geitrüpp und Halme, bleicher die Be-
f uchtung. Ruhiger ebbt nun auch das Blut, und die Kampf-
ff U hat dem hnrmlosen Genuß an der Weide, an dem sreien
Ähherstreifen auf der bewachsenen Hochebene, Platz gemacht.
ii><°u neigt sich der Tag und bald werden die schönen Thiere
>vel bin Versteck zum Ruhen aussuchsn. Wenn dies Bild,
^siches sich auf der permanenten Ausstellung des Herrn
^.chuite befindet, auch von geringerem dramatischen Jnteresse,
das oben erwähnte ist, so steht es ihm doch gleich an
h BUrwahrheit und feiner Durchführung. — Ebenso gewissen-
sv « . Vollendung, absr nicht so frischer, freier Behandlung,
^/rüftiger Auffafsung darf sich die letzte Landschaft von
tz- rühmen. Der Gegenstand ist nicht so interessant, oder
tz. Uuehr nicht interessant genug behandelt, um die Größe des
^u rschtfertlgen. Wir blicken durch ein schönes Laub-
h Uchlbe von Buchen, unter dem im vertieften Bett ein Bach
i htliflisßt, auf eine kleine Wisse hinaus. Jm Einzelnen
^lrachtst ist Alles wahr und treu, aber die Stimmung,
^We uns eine solche Umgebung einzuflößen pflegt, weckt dies
,j^d uicht in unS. Der treffliche Künstler, dem wir so herr-
scht deutsche Waldlandschaften verdanken, betrachtet zu-
Ijj'Uen die Natur mit allzu nüchternen Augen! '— Oswald
tz-^eiibach, von welchem wir in derselben Ausstellung die
^ Ua Torlonia bei Frascati sehen, wird stets von diesem
^ rwurf frei bleiben, dafür aber dcmjenigen, die Zeichnung
Ij^Ueruachlässigen und die Farbenessekte bis in's Unnatür-
hj^ SU übertreiben, unterliegen. Die Anordnung ist auch
wjsder großartig, die Fülle der südlichen Vegetation
ünu unzen gut ausgesprochen, aber die einzelnen Bäums
fast formlos, wulstartig, die Kaskaden erscheinen wie
Wasserblasen. Auch die Staffage bietet wenig An-
dj dbudes, und man fühlt es durch, daß dieselbe nur dazu
pj«Ut, um durch den Ton verschiedener Kleidunqsstücke einen
w„?^u Esfekt hervorzubringen. —Auch Andreas Achenbach,
tz.'sh^r sine Marine von mittlersr Größe in demsslben
fsj^°N ausgestellt hat, sührte seine letzten Werke nicht so
tz U aiis, wie wir es bisher an ihm gewöhnt waren. Dies
fiib^uken in alle Details, welches allein bei so tiefer Durch-
h^,ung möglich ist und gerade bei seinen Bildern den
uptgenuß ausmachte, läßt man sich gar zu ungern snt-
gehen und wird nicht ganz durch den stets frappanten Total-
eindruck entschädigt. Dieser ist auch hier wieder prachtvoll.
Die See scheint fast zu Schaum aufgelöst, und dieser über-
fluthet die Boote im Vordergrunde und verdeckt mit den
Duiistmassen des Himmels vereint theilweise das weiter
zurückliegends große Schiff. Sturm und Sonne kämpfen
um die Herrschaft, und wenn uns nicht Alles trügt, wird
diese, welche schon eine Fülle silbernen Lichtes durch dis
Nebel herabgießt, Siegerin bleiben.
0. tl. Düsseldorf. Mehrere Porträts von Sch äfer bil-
deten in der letzten Zeit einen Schmuck der permanenten
Ausstellung des Herrn Schulte. Von sprechender Aehnlich-
keit und Naturwahrheit ist das Bildniß einer hochgestellten
Persönlichkeit, des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern-
Siegniaringen. Der Kopf ist höchst energisch durchgeführt,
die Haltung frisch und kräftig; die festen Züge des Gesichtes
werden diirch ein liebsnswürdiges Wohlwollen gemildert.
Bei so vielen Vorzügen tritt die nicht ganz richtige Stellung
der Augen zu einander als ein Mangel hervor. Das weib-
lichs Bildniß, eine junge Frau, ist nicht minder lebensfrisch
in der Auffassung, von plastischer Rundung und gediegener
Durchführung. -- Eine ühnliche Wirkung, wie die «ijemälde
oer alten holländischen Schule, die oft von Frohsinn und
Uebermuth strotzsn, übt das große Bild von A. Achenbach,
„Der Fischmarkt in Ostende", aus. Ein inniges Behagsn
ergreift uns beim Anschauen dieses muntcrn Getümmels.
Das Lebsn erscheint uns plötzlich ein ergötzliches Spisl, wo
wir tausend komische Figuren, tausend charakteristische Scenen
zu beobachten haben. Daß wir einmal Langeweile aus diessr
bnnten Erde empfinden konnten, begreifen wir nicht mehr;
der ruhelose, immerdar durcheinander wimmelnde Ameisen-
haufen, die Menschheit, dünkt uns eine unerschöpfliche Quelle
des Vergnügens, ein Gegenstand iiiteressantester Beobach-
tungen. Wir müssen uns erst an all' den drolligen Fisch-
weibern, dcn Verkäufern und Käufern mit ihren Karren und
Körben uiid Fischvorrüthen sntt gesehen haben, ehe wir zur
Bewunderung des nrchitektonischen und landschaftlichen Thei-
les des uiiifangreichen Gemüldes übergehen. AUes läßt
sich so zu sageiö mit Händsn greifen. Solche Naturwahrheit
sind wir beiÄ. Achenbnch gewohnt, nicht immer aber gelingt
ss ihm, ssinen Bildern so viel geistiges Leben einzujlößen,
als diesem Meisterwerk. „Die Gärten des Vatikans", ein
ebenfalls bei H. Schulte ausgestelltes Gemälde von O. Achen-
bach, verdient um so mehr Anerkennung, als es einfacher
in der Komposition und Farbe ist, als die Arbeiten seiner
letzten Jahre. Ohne die poetische Richtung O. Achenbach's
unterschätzen zu wollen, welche ein sehr glückliches Gegen-
gewicht zu der allzu nüchternen vieler unserer Landschafter
bildet, können wir uns doch mit der Ueberfülle einzelner
Motive in einem Bilde, mit den koloristischen Wagestücken
seines Pinsels nicht einverstanden erklären. Durch die
größere Ruhe und Einfachheit haben seine „Gärten des
Vatikans" nichts an Wirkung eingebüßt, wohl aber an
Harinonie gewonnen. Die Kuppel von St. Peter und die
obere» Stockwerks des päpstlichen Palastes, auf welchen sich
das Licht des scheidenden Tages koncentrirt, kommen in
ihrer ganzen architektonischen Schönheit zur Anschauung. Zu
den F'üßen des Prachtbaues dehnen sich die Gärten mit den
Terrassen und dunklcn Taxushecken aus, in denen hohe
geistliche Würdenträger umherwandeln. Der zarte Abend-
duft, welcher den Mittelgrund überzieht, und üie Schatten,
welche über dem breiten Wege im Vordergrunde lagern,
lassen die mächtige Kuppel um so imposanter'hervortreten.
1t. Dic bcriihintc Schack'schc Gcinäldesammlung in
München ist kürzlich wieder durch einige namhafte Werke
bereichert worden, uud zwar durch ein männliches Bildniß
von Lenbach, „Alarich's Bestattung im Flußbett des
Busento" von Beckerath, eine „Abendlandschaft" von
Sidorowitz, „Die Geburt Karl's des Großen in der Karls-
mühle", Triptpchon vonLeopoldB ode und ein„Venetianisches
Gastmahl" von A. Wolf. Dazu kamen Kopien nach Gior-
gions's Altarbild: Madonna zwischen den heiligen Liberale
iind Franziscus (in Castelfranco) von A. Wolf und das
demselben Meister zugeschriebene „Konzert" (im Louvre) von
E. v. Liphart, sowie eine von dem letztgeiiannten Künstler
gemalte Kopie nach Tizian's „Marquis d'Avalos" im Louvre.
Die Schack'sche Saninilung enthält nunmehr in der langen
östlichen Galerie des Erdgeschosses Gemälde neuerer Künstler,
Sammlungen und Ausstellungen.
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ein großes, figurenreiches Gemälde von seiner Hand,
_ .Wändlich im Gedanken, innig in der Empfindung, ge-
"slsenhaft in der Durchführung und gut iu der Farben-
^^ung. Der ergreifende Gegensatz, in welchem ein zartes,
».uchJnnen zurückgedrängtes Gefühl mit der lauten, egoistischen
n»! ^ Alltagsmenschen steht, ist das Hauptmotiv des Bildes
nd nerleiht ihm seinen Werth. Erhebend ist es, den Mann
fe! harten Kampfe mit der Wirklichkeit all' seine Kräfte ent-
siid ^ ^ sehen, rührend, das Weib zu beobachten, wie es
M wehmüthiger Resignation der Nothwendigkeit unter-
ein ^ und die Klage im zarten Busen verschließt. Solch'
stillen Schmerz und solch' edle Ergebung hat uns der
^ustler hier vorgeführt. Das Gemälde h'ät den Titsl:
Zahltag" und zeigt uns eine alte gerüumige Gerichts-
^ube, wo die Steuern in Empfang genommen werden. Jeder
A Ugt sein Scherflein, der Eine viel, der Andere wenig, dem
fsUen geht es schwer, dem Andern leicht aus der Hanv, nur
Beamten verharren natürlich in geschäftsmäßiger Gleich-
^ "igkeit. Am schwersten ist die Abgabe aber ohne Zweifel
»sU jungen Wittwe geworden, welche ein Kindchen auf dem
urnie trägt, indeß das andere größere sich etwas betreten
^.u ^hre Kniee schmiegt. Der bittere Augenblick ist vorüber,
L.b schon greift sie nach ihrem Körbchen, um sich auf den
^niweg M begeben. Wir sehen es ihr an, daß sie dort
^Nig Brod, aber viele Entbehrungen, Mühen und trübe
.-^Urierungen finden wird. Das Mitleid, welches man ihr
tiw ' und gerne zollt, da die Armuth hier in so verschämter,
b Usender Gestalt erscheint, spiegelt sich auch im Gesicht der
jf.-Iüdigen Alten wieder, die eben zur Zahlung gekommen
, ' oie Andern erscheinen mehr oder weniger theilnahmlos
»fid wff ff^ selbst beschäftigt, cinige Figuren sind von geringer
^bdeutung und schwächen den Tötaleindruck des "Bildes.
z. Eradezu störend aber wirkt die plumpe Holzbank, welche die
f diuposition theilt. — Kröner zeigt uns nach seinen
fUfUpsenden Hirschen, deren wir in diesem Blatte gedachten,
g-s die entgegengesetzte Seite des Thierlebens, ein sried-
-Ks Nebeneinandergrafen verschiedener Heerden mit ihren
^ßhrern. Der Herbst ist in's Land gekommen, spärlicher
, bd das Laub, fahler Geitrüpp und Halme, bleicher die Be-
f uchtung. Ruhiger ebbt nun auch das Blut, und die Kampf-
ff U hat dem hnrmlosen Genuß an der Weide, an dem sreien
Ähherstreifen auf der bewachsenen Hochebene, Platz gemacht.
ii><°u neigt sich der Tag und bald werden die schönen Thiere
>vel bin Versteck zum Ruhen aussuchsn. Wenn dies Bild,
^siches sich auf der permanenten Ausstellung des Herrn
^.chuite befindet, auch von geringerem dramatischen Jnteresse,
das oben erwähnte ist, so steht es ihm doch gleich an
h BUrwahrheit und feiner Durchführung. — Ebenso gewissen-
sv « . Vollendung, absr nicht so frischer, freier Behandlung,
^/rüftiger Auffafsung darf sich die letzte Landschaft von
tz- rühmen. Der Gegenstand ist nicht so interessant, oder
tz. Uuehr nicht interessant genug behandelt, um die Größe des
^u rschtfertlgen. Wir blicken durch ein schönes Laub-
h Uchlbe von Buchen, unter dem im vertieften Bett ein Bach
i htliflisßt, auf eine kleine Wisse hinaus. Jm Einzelnen
^lrachtst ist Alles wahr und treu, aber die Stimmung,
^We uns eine solche Umgebung einzuflößen pflegt, weckt dies
,j^d uicht in unS. Der treffliche Künstler, dem wir so herr-
scht deutsche Waldlandschaften verdanken, betrachtet zu-
Ijj'Uen die Natur mit allzu nüchternen Augen! '— Oswald
tz-^eiibach, von welchem wir in derselben Ausstellung die
^ Ua Torlonia bei Frascati sehen, wird stets von diesem
^ rwurf frei bleiben, dafür aber dcmjenigen, die Zeichnung
Ij^Ueruachlässigen und die Farbenessekte bis in's Unnatür-
hj^ SU übertreiben, unterliegen. Die Anordnung ist auch
wjsder großartig, die Fülle der südlichen Vegetation
ünu unzen gut ausgesprochen, aber die einzelnen Bäums
fast formlos, wulstartig, die Kaskaden erscheinen wie
Wasserblasen. Auch die Staffage bietet wenig An-
dj dbudes, und man fühlt es durch, daß dieselbe nur dazu
pj«Ut, um durch den Ton verschiedener Kleidunqsstücke einen
w„?^u Esfekt hervorzubringen. —Auch Andreas Achenbach,
tz.'sh^r sine Marine von mittlersr Größe in demsslben
fsj^°N ausgestellt hat, sührte seine letzten Werke nicht so
tz U aiis, wie wir es bisher an ihm gewöhnt waren. Dies
fiib^uken in alle Details, welches allein bei so tiefer Durch-
h^,ung möglich ist und gerade bei seinen Bildern den
uptgenuß ausmachte, läßt man sich gar zu ungern snt-
gehen und wird nicht ganz durch den stets frappanten Total-
eindruck entschädigt. Dieser ist auch hier wieder prachtvoll.
Die See scheint fast zu Schaum aufgelöst, und dieser über-
fluthet die Boote im Vordergrunde und verdeckt mit den
Duiistmassen des Himmels vereint theilweise das weiter
zurückliegends große Schiff. Sturm und Sonne kämpfen
um die Herrschaft, und wenn uns nicht Alles trügt, wird
diese, welche schon eine Fülle silbernen Lichtes durch dis
Nebel herabgießt, Siegerin bleiben.
0. tl. Düsseldorf. Mehrere Porträts von Sch äfer bil-
deten in der letzten Zeit einen Schmuck der permanenten
Ausstellung des Herrn Schulte. Von sprechender Aehnlich-
keit und Naturwahrheit ist das Bildniß einer hochgestellten
Persönlichkeit, des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern-
Siegniaringen. Der Kopf ist höchst energisch durchgeführt,
die Haltung frisch und kräftig; die festen Züge des Gesichtes
werden diirch ein liebsnswürdiges Wohlwollen gemildert.
Bei so vielen Vorzügen tritt die nicht ganz richtige Stellung
der Augen zu einander als ein Mangel hervor. Das weib-
lichs Bildniß, eine junge Frau, ist nicht minder lebensfrisch
in der Auffassung, von plastischer Rundung und gediegener
Durchführung. -- Eine ühnliche Wirkung, wie die «ijemälde
oer alten holländischen Schule, die oft von Frohsinn und
Uebermuth strotzsn, übt das große Bild von A. Achenbach,
„Der Fischmarkt in Ostende", aus. Ein inniges Behagsn
ergreift uns beim Anschauen dieses muntcrn Getümmels.
Das Lebsn erscheint uns plötzlich ein ergötzliches Spisl, wo
wir tausend komische Figuren, tausend charakteristische Scenen
zu beobachten haben. Daß wir einmal Langeweile aus diessr
bnnten Erde empfinden konnten, begreifen wir nicht mehr;
der ruhelose, immerdar durcheinander wimmelnde Ameisen-
haufen, die Menschheit, dünkt uns eine unerschöpfliche Quelle
des Vergnügens, ein Gegenstand iiiteressantester Beobach-
tungen. Wir müssen uns erst an all' den drolligen Fisch-
weibern, dcn Verkäufern und Käufern mit ihren Karren und
Körben uiid Fischvorrüthen sntt gesehen haben, ehe wir zur
Bewunderung des nrchitektonischen und landschaftlichen Thei-
les des uiiifangreichen Gemüldes übergehen. AUes läßt
sich so zu sageiö mit Händsn greifen. Solche Naturwahrheit
sind wir beiÄ. Achenbnch gewohnt, nicht immer aber gelingt
ss ihm, ssinen Bildern so viel geistiges Leben einzujlößen,
als diesem Meisterwerk. „Die Gärten des Vatikans", ein
ebenfalls bei H. Schulte ausgestelltes Gemälde von O. Achen-
bach, verdient um so mehr Anerkennung, als es einfacher
in der Komposition und Farbe ist, als die Arbeiten seiner
letzten Jahre. Ohne die poetische Richtung O. Achenbach's
unterschätzen zu wollen, welche ein sehr glückliches Gegen-
gewicht zu der allzu nüchternen vieler unserer Landschafter
bildet, können wir uns doch mit der Ueberfülle einzelner
Motive in einem Bilde, mit den koloristischen Wagestücken
seines Pinsels nicht einverstanden erklären. Durch die
größere Ruhe und Einfachheit haben seine „Gärten des
Vatikans" nichts an Wirkung eingebüßt, wohl aber an
Harinonie gewonnen. Die Kuppel von St. Peter und die
obere» Stockwerks des päpstlichen Palastes, auf welchen sich
das Licht des scheidenden Tages koncentrirt, kommen in
ihrer ganzen architektonischen Schönheit zur Anschauung. Zu
den F'üßen des Prachtbaues dehnen sich die Gärten mit den
Terrassen und dunklcn Taxushecken aus, in denen hohe
geistliche Würdenträger umherwandeln. Der zarte Abend-
duft, welcher den Mittelgrund überzieht, und üie Schatten,
welche über dem breiten Wege im Vordergrunde lagern,
lassen die mächtige Kuppel um so imposanter'hervortreten.
1t. Dic bcriihintc Schack'schc Gcinäldesammlung in
München ist kürzlich wieder durch einige namhafte Werke
bereichert worden, uud zwar durch ein männliches Bildniß
von Lenbach, „Alarich's Bestattung im Flußbett des
Busento" von Beckerath, eine „Abendlandschaft" von
Sidorowitz, „Die Geburt Karl's des Großen in der Karls-
mühle", Triptpchon vonLeopoldB ode und ein„Venetianisches
Gastmahl" von A. Wolf. Dazu kamen Kopien nach Gior-
gions's Altarbild: Madonna zwischen den heiligen Liberale
iind Franziscus (in Castelfranco) von A. Wolf und das
demselben Meister zugeschriebene „Konzert" (im Louvre) von
E. v. Liphart, sowie eine von dem letztgeiiannten Künstler
gemalte Kopie nach Tizian's „Marquis d'Avalos" im Louvre.
Die Schack'sche Saninilung enthält nunmehr in der langen
östlichen Galerie des Erdgeschosses Gemälde neuerer Künstler,