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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0246

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Vermischte Nachrichten. — Neuigkeiten des Buch- und Kunsthandels.

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tauren aanz versteckt geblieben ist. Sodanu wurde 20 Meter
nordwestlich vor der Nordwestecke der Oberkörper einer La-
pithin unt feinem, genesteltem Obergewande, der von dem
linken Arme eines Kentauren von hinten umklammert wird,
gefunden. Dieser Frauentorso bildete mit dem fim Bericht
XV, 5) näher geschilderten Kentaurenoberkörper mit Kopf eine
besonders interessant komponirte Grupps. Von einem anderen
Kentauren fand sich vor der vierten Säule ivon Norden) der
Oberkörper, von der Mitte des Leibes an erhalten bis fast
zur Nase; der lange struppige Bart und die Nnterlippe sind
unversehrt. Er scheint im Kampfe begriffen zn sein mit einem
rschts stehenden Gegner; dsnn der rechts Arm ist nach rechts-
hin znrückgestreckt, der linke gesenkt, als hätte er einen Gegen-
stand horizontal geschwungen. Wahrscheinlich gehört ver
schöne Pferdeleib (siehs Bericht XV, 2i zu dem Torso. Die
Figuren des Ostgiebels haben nur dnrch ein paar kleine
Fragmente, welche bei fortgesetztem Abtragen der späten
Mauern zum Vorschein gskommen sind, Ergänzungen erfahren.
Unter ven kleineren Funden sind einigs Bronzen hervorzu-
heben: 1) die nlterthnmliche Statnette eines Kriegers init
hohem Helme, von nbertrieben schlanken Formen, 0,248 M.
hoch, die Füße fehlen; 2) eine kleinere'Figur aus'etwas
jüngerer Zeit, aber doch noch archaisch; der Kopf fehlt, die
Haare, von welchen hinten noch der Krobylos erhalte» ist
nnd vorn an jeder Seite des Halses eine starke Locke, waren
versilbert; 3) ein oblonges,' getriebenes Bronzerelief, einen
aufrccht stehsnden, nach rechtssichreitenden Löwen darstellend;
vor ihm die Krone des sogenannten Lebensbaumes. Das
Ganze in altasiatischsm Stile gebildet nnd sorgfältig durch-
geführt, scheint zu einem Kandelaber oder dergleichen gshört
zu haben Alle drei Stücke kamen aus bedeutender Tiefe,
fast 1 Meter unter dsr untsrsten Teinpelstufe der Westseite.
Betrachtet man diese Stücke im Zusammenhangs mit den am
15. Februar gefundenen sehr alterthümlichen zwei Jnschrift-
fragmenten auf Bronze von der Nordwestseite, so kann es
keinem Zweifel unterliegen, daß die hier mit massenhaften
Bronzefragmenten durchsetzte Fundschicht einsr Erd- und
Schuttschicht angehört, welche, sei es bereits bei dem Tempel-
bau, sei es bei einer.späteren Erhöhung des Terrains, ent-
standen ist. Untsr den t2 neuen Jnschriften verdienen einigs
eine streifende Erwähnung: 1) auf Tyrrhonius Longus aus
Laodikeia, der 136 n. Chr. als Herold gesiegt hatte; 2) auf
Tit. Flav. Polybius, der — als Messenier und Lakedämonier
bezeichnet — das Priesterthnm der Dea Roma bekleidet
hatts; 3) auf T. Claudius Nikeratos; 4) auf Faustina, Ge-
mahlin des Antonius Pius; 5) und 6) nuf eine vornehme
athenischs Familie, welche dem Herodes Atticus verwandt
ist, nämlich auf L. Bibullius Hipparchos und seine Tochter
Athenais; 7) auf den Stoiker L. Peticius aus Korinth, von
seiner Mutter Okkia Prisca gewidmet; 8) auf eine dem Zeus
geweihte Ehrenstatus des Spondophoren Alkias u. A. Zwei
byzantinische Grabschriften beziehen sich auf AndreaS und
Kyriakos, die beide Anagnosten waren; der erstere bezeichnet
sich als Marmorarbeiter, Ler letztere hat eiiie ueue Pflastsrung
der Kirche vorgsnoiiimen. — Die beiden Expeditionschefs,
die Herrcn Streichert und Di-. Hirschfeld, haben nm 20. März
einen zu ihrer Erholung nothwendigen vierzehntägigen Ur-
lnub nach Athen anqetreten. Am 27. dess. Mts." ist Prof.
Curtius wieder in Druva zu einem kürzeren Aufenthalte
eingetroffen, nachdem zwei Tage vorher der Former Mar-
tinelli mit sieben Gehilfen angekommen war, um die umfang-
reichen Abformungsarbeiten der diesjährigen Campagnefunde
ofort zu beginnen. ' (St.-A.)

Vcrmischte Nachrichten.

R. Der Auszug der protestautischen Ziilerthaler aus
ihrer Hcimat im Zahrc 1837 von Math. Schmid. Wir
haben eine Kulturgeschichte erst seit der Zeit, als unsere
Historiker begreifen lernten, daß für die Entwickelung der
Völker noch andere Elemente von bestimmender Be-
deutung sind, nls Schlachten, Friedenstraktate und Krönungen.
Und wir besitzen auch Maler, welche Kulturgeschichte malen.
Unter den Ersten derselben müssen wir Fraiiz Defregger
und Mathias Schmid nennen, beide Tiroler von Gebiirt,
welche die Stoffe zu ihren Bildern aus der inneren Geschichte
ihres Volkes nehmen. Defregger's „Speckbacher", „Letztes

Aufgebot" uud „Heimkehr des Landsturms" tragen
Signatur ausgesprochen kulturgeschichtlicher Bedeutung-
reiht sich »un des wackeren Mathias Schmid „Auszug
protestantischen Zillerthaler aus ihrer Heimat im Jahre l».'"
— Seit Anfang der dreißiger Jahre bekannte sich eiue f.
zahl von Bewohuern des Zillerthals insgeheim zum v >
testantismus. Bald wuchs dieselbe mehr und mehr.an
betrug gegen daS Jahr 1837 an Tausend. Ein solcher fs,,
fall von der katholischen Kirche war geistlichen und weltuch .
Behörden ein Greuel, und sie ließen es in treuem Vere>
nicht an Maßregeln fehlen, deren äußerste Härte deu dar
Betroffenen nur die Wahl, ließ entweder zum alten
zurückzukehren oder aber die Heimat zu verlassen
Fünfhundert zogen das Letztere vor und gründeten bei 0 .
mannsdorf in Schlesien eine nach ihrem geliebten Thch
nannte Kolonie. Diesen Auszug der glaubenstreuen tirM,,
Protestanten aus ihrer Heimat nun hat Maty. Schmib, '
vordem selber dis seine im Patznaunthale verließ, weu.,,,
keine Lust verspürte, sich von Gensdarmen zur Kirche füch ,
zu lassen, in seinem neuesten eben vollendetsn Ge>m' .
dargestellt. Da wo die vier Hauptseitenthäler des vicl M
nannten Zillerthales bei Maisrhofcn zusammentreffen,
nnfern davan am rechten Ufer des Zillerbaches das malei'l'^
Dörflein Brandberg. umgeben von zahlreichen hoch hü'Mz
reichenden Ringeigehöften. Hier war Ver Hauptsitz
Protestantismus, und so hat der Künstler mit gutem Grsch,,,
gerade diese landschaftlichs Scenerie für seine Koinposu
gewählt. Letztere ist keineswegs besonders reich an
Es war der Künstler vislmehr sichtlich bestrebt, seinen
danken mit möglichst wenigen Mitteln zum Ausdruck
bringen, und das ist ihm denn auch in übcrzeugendster Ach
qelungen. Männer, Frauen und Mädchen, Vertreter s> ,
Altersstufen sind auf ihrem Wege zu Thal auf einem
vorsprunge angelaugt, von dem sie noch eininal die gcl>H,
Hsiniat überschauen könnsn. Ein Theil, an seiner Sbfl,
ein Mann im reiferen Alter, neben ihm ein junges
mit einem Kindchen auf dein Arme und ein eben erbliuU,.,
des Mädchen unv ein Greis, den die Medaille als eine» >,,,
Vaterlandsvertheidiger von 1809 kennzeichnet, haben sich N.ji
losgerissen, nur das Mädchen wirft noch einen letzteu - '
zurück. Dicht hinter ihnen sehen wir eine Gruppe >.,,
Frauen tief ergriffen in's Thal hinabschauend. Sie ?>»>>>'..,,
die Nächstnachiolgenden, in gleicher Weise Halt zu »»>"-,,,1
Unter diesen befindet sich ein Greis, der, außer Stande, >
beschwerlichen Weg zu machen, von einem kräftigen
auf einer „Kraxe" festgeschnürt, auf dem Rücken getrm',,?
wird, eine Episode von tief ergreifender Wirksamkeit.
weiter hinten steigenAnd'ere, mit dem Allernöthigsten bela>"j,,
den Felsensteig herab. Daß sie die Wanderuiig aber »^,-
freiwillig antrnten, das sagt uns der Polizist links >>»
grunde, der, den unverineidlicheii „Haslinger" in der H>>'j,
die Truppe der Scheidendeu überwacht. Es liegt etivas >^z
ein menschlich Rühren in dem wettergebräunten Gesicht
Alten mit dem czechischen Typus. Der Mann thut is,,,.,.
Pflicht, aber er wäre lieber wcit weg. Er ist m>r " ji
Organ der Herren in Jnnsbruck, welche die Glaubensc»"
Tirols retten.

Neuigkeitkll -es Lnch- nud Luilitlsimdrls.

UunstgeseliiekiliLlie IVersie.

L.«telill6, ^ni., I-. 14. Lrsvisre, cksssinatsur et AraHi, -
renovutsur cks 1a ^ravurs sur bois en itzranos, li-j.ac
1869. Xotss sur ia vis st Is» osuvrss ck'un »F s
iiormanck. Llit Liläsrn u. icacsim. (119 8.) t>>'
kousn, XnZs.

7t.88ier, it., I-ss arts st Iss artistss äans I l.^l.
oisnns oapitals cks la Otiampapjiis, I250-->
ksintres - vsrrisrs, psintres - arokitsotss, taii>^-.
ck'ima^ss, nisnuisiers-soulptsurs, kaotsurs ck'orst j-
t'oncksurs st ortövrss, stb. 2 Lcko. (132 8.) 8». I >> zl
Ludr/. . . 1,0, pl

HoU', -loii. i'i'iscki'., ^ärian 4, uckivig Ilioliter,

unä Hackiror. I)es Neistsrs sig-sunänckii;s Rackiru»--,.,,.
«oivis ckio naoli iiini ersoliisnenen Holrsolinitto, ,,l
ckirun^en, 8tiolis, Inttioylrapliisii. I-iositckrucliS ,jl
VIiotoAiaxliion. Oesainnielt, Moränst, nuin >
 
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