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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Septemberheft
DOI Artikel:
Schuchhardt, Carl: Die Keramilk von Susa: eine Tierornament-Studie
DOI Artikel:
Bode, Wilhelm von: Wie soll man alte Gemälde restaurieren?
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0011

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bekannten „Knopfsiegel*, nach denen in Troja die II. Stadt
in die Zeit von 2500—2000 vor Chr. datiert werden
kann. Hinzu kommt schließlich die im letzten Jahr-
zehnt so sehr gefestigte Erkenntnis von der Heimat der
neolithischen Gefäßmalerei an der unteren Donau, um
die nach Technik und Stil so verwandte von Anau

und Susa mitzubestimmen. Die Kultur dieser frühen
Schichten Vorderasiens erscheint als ein Zweig, der
von Osteuropa her nördlich am schwarzen Meere hin
sich ausgebreitet und über Transkaspien das Euphrattal
erreicht hat. Einige Jahrhunderte später ist der Name der
Arier in diesen Gegenden schon historisch nachzuweisen.

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oon

lÜÜbeltn el Bode

[jer Tod des langjährigen Restaurators unserer Ber-
liner Galerie, Professor A. Hauser, hat dem Berliner
Tageblatt Anlaß gegeben, des Verstorbenen mit einigen
wenig freundlichen Worten zu gedenken, entgegen dem
gerade in Berlin sonst oft bis zur Lobhudelei übertriebenen
Spruche: de mortuis nil nisi bene. Fritz Stahl sagt, daß
mit Hauser der letzte Vertreter der überlebten alten Rich-
tung der Restauratoren dahingegangen sei, die nur noch
einen „Kunstmenschen“ als Verteidiger habe, den Verf.
dieser Zeilen. Wenn Herr Stahl andeutet, daß das Über-
malen und Lackieren der Bilder Hausers besondere
Freude gewesen sei, beweist das nur, daß ihm Hauser
selbst und seine Art zu restaurieren ganz unbekannt war.
In unseren „Amtl. Berichten“ (Juli d. J.) habe ich Hauser
einen Nachruf gewidmet, aus dem ich hier zur richtigen
Würdigung des Meisters in seinem Fach einige Sätze
folgen lasse: „Die Liebe zu den alten Meistern und die
Hochachtung vor ihren Werken hatte ihm eine
heilige Scheu vor jeder überflüssigen Berührung der-
selben eingeflößt. Es bedurfte daher häufig beinahe
eines Kampfes, um Hauser zur Übernahme der Restau-
ration eines Bildes zu bereden. - Trotzdem hatte auch
er unter dem Neid und der Gehässigkeit des Auslandes
(ich hätte hinzufügen sollen „und leider gelegentlich
auch des Inlandes“) gegen unsere jungen Sammlungen
zu leiden. Namentlich in Paris pflegte man die Bilder
unserer Galerie als „verputzt und auflackiert“ zu bezeich-
nen und Hauser neben mir die Schuld dafür zu geben.
Man verwies im Gegensatz dazu auf die intakte Galerie
von Rudolf Kann; und doch hatte gerade H. auch diese
Sammlung in Stand gesetzt“. Wenn Berliner „maß-
gebende“ Stimmen so völlig verkennen, was unsere Galerie
dem verstorbenen Hauser verdankt, so beweist das
wieder, wie richtig der Parlamentsbericht von 1916 über
eine Neuordnung der National-Gallery gewisse Kreise
der Berliner Kunstkritiker beurteilt, indem er von ihnen
sagt, daß man in Berlin tüchtige Leute und ihre Leistungen
lieber schlecht mache als anerkenne.

Dies nur zur Rechtfertigung eines Mannes, dem un-
sere Galerie, dem aber auch fast alle (leider jetzt ins
Ausland abwandernden) Sammlungen Deutschlands und
manche fremden Galerien zu besonderem Dank verpflichtet
sind. Diese Angriffe geben uns die Gelegenheit, ja
zwingen uns fast, die Frage kurz zu erörtern: sollen alte

Bilder überhaupt restauriert werden? und wenn ja, wie
weit soll die Restauration gehen?

Mit jedem Bilde können durch Einwirkung der Zeit
oder der Temperatur Veränderungen vor sich gehen,
durch die es dem Ruin entgegengeht, wenn nicht der
Restaurator helfend eintritt. Die Leinwand wird mit den
Jahren mürbe, brüchig oder fault; und ist das Bild auf
Holz gemalt, so kann durch starken und plötzlichen
Wechsel von feuchter und trockener Luft die Tafel
springen oder reißen und die Malerei mit dem unter-
liegenden Kreidegrund sich heben, Blasen bilden und
abspringen. Das kann unter Umständen über Nacht
geschehen; namentlich gefährdet sind die Bilder Bellinis
und seiner Schule infolge zu starken und ungenügend
geleimten Kreidegrunds. Selbst auf Kupfer gemalte Bilder
können, durch Werfen der Kupferplatte oder chemische
Einwirkung des Kupfers auf die Malerei, schwere Schäden
erleiden. Selbst der eingefleischteste Gegner jeder
Restauration wird zugeben müssen, daß hier der Restaurator
eingreifen muß: das Leinwandbild muß auf neue Lein-
wand gezogen (rentoiliert) werden, die Holztafel muß
parkettiert und im schlimmsten Falle selbst die Malerei
vom Holz oder vom Kupfer auf Leinwand übertragen
werden. Würde man auch das verbieten, so müßten
solche schwer beschädigte Bilder entweder aus den
Sammlungen entfernt werden oder sie würden zugrunde
gehen. Wenn nun aber diese Restauration des Materials,
auf dem das Bild gemalt ist, notgedrungener Weise aus-
geführt worden ist, was soll dann mit den breiten
Sprüngen, Löchern und Beschädigungen der Malerei
infolge der schädlichen Veränderung der Holztafel oder
Leinwand geschehen? Soll man das Bild mit diesen
Beschädigungen ruhig in der Sammlung wieder aufhängen?
Das werden wohl nur die ärgsten Puristen verlangen;
das Ausfüllen der Löcher und Risse durch einen Kreide-
grund ist schon deshalb notwendig, damit nicht auch die
Malerei rings um die Löcher allmählich abfällt. Läßt man
nun diesen Beschädigungen, die nicht selten gleich in
zahlreichen kleinen Löchern und Rissen bestehen,
mit der weißen oder hellgrauen Grundierung, (wie
es z. B. Herr Prof. Pauli für die Hamburger Kunst-
halle im Gegensatz gegen Lichtwarks Praxis in Aussicht
stellt) so werden sie innerhalb der farbigen Malerei sich
als stark auffallende Schönheitspflästerchen darstellen.

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