Abb. 3. Herr und Dame
Meißner Porzellan, von Acier modelliert
Rokokozeit aufgekommene Blumenmalerei groß und ein-
fach zu gestalten, die aber meist, nicht zum wenigsten
auch, da man hierbei viel zu grelle Farben anwandte,
recht plump und schwer geriet. Sie wirkte schon fast
wie Bauernmalerei. Dann kamen einfachere Arabesken
im antikisierenden Geschmack hinzu: Gehänge und Kränze
um Bänder gewunden, wie es der Louis XVI.-Stil eingab,
und hier entstanden bisweilen Muster, die recht zierlich
wirkten und auch noch für unsere gleichfalls auf Ver-
minderung der Handarbeit ausgehende Porzellankunst
noch nicht ganz ohne Bedeutung sind. Mit der unter der
Glasur im Scharffeuer eingebrannten kobaltblauen Farbe,
die allein bisher zu einfachen Arbeiten verwandt worden
war, wußte man dagegen jetzt merkwürdigerweise kaum
allzuviel Neues anzufangen. Dafür glückte jetzt aber ein
sehr brauchbares Unterglasurgrün und für dieses erfand
man sogar im „Weinlaubmuster“ eine Musterung, die
gleich dem „Zwiebelmuster“ in Kobaltblau — ein Zeichen
für ihre besondere Vortrefflichkeit — sich, wie man weiß,
bis in unsere Zeiten erhalten hat. Und endlich versuchte
man es schon damals, wenn auch anscheinend nur erst
ganz vereinzelt, mit dem in England in dieser Zeit zuerst
aufkommenden Druckverfahren, wie es damals allein
üblich, in schwarzer Farbe. Damit hatte man sich am
weitesten von der bisherigen Tradition der Fabrik ent-
fernt und kam dem reinen Handwerk immer näher.
Diesen allein durch die Not hervorgerufenen Be-
malungsweisen traten dann aber zahlreiche andere
gegenüber, in denen man der alten Tradition noch immer
durchaus treu zu bleiben versuchte.
Eine ganze Reihe wirklich tüchtiger Maler standen
damals hierzu Meißen noch immer zu Gebote oder wurden
jetzt neu gewonnen. Aber die Organisation war hier zu-
nächst schon eine unglückliche. Wie schon in der vor-
hergehenden Periode, da man die Oberaufsicht über die
Malerei nicht wie bisher, einem in Meißen dauernd an-
sässigen Künstler anvertraut hatte, vielmehr dem bekannten
für gewöhnlich in Dresden lebenden Akademiedirektor
Dietrich, so auch jetzt seinem Nachfolger, dem Hofmaler
Schönau, der natürlich ebenso wenig wie jener sich
ständig von Dresden aus um diese bekümmern konnte.
Nur zu leicht fiel sie dadurch weniger erfreulich aus.
Dazu kam, daß man sich bereits in der vorhergehenden
Periode an eine recht flüchtige, weniger fein durchge-
führte Malerei gewöhnt hatte, die sich mit der so sorg-
fältigen der früheren Zeiten kaum messen konnte, die
man aber jetzt, wohl weil sie für gewöhnlich zu kost-
spielig war, wohl oder übel in der Regel aufgeben mußte.
So kamen auch die Bemalungen dieser Zeit meist denen
der vorangegangenen Perioden nicht gleich, standen
aber damit freilich den meisten der übrigen Fabriken
kaum nach. Wo man jedoch sein Bestes geben wollte
und konnte, wo man fein durchgeführte Porträts, Land-
schaften in Form der jetzt aufkommenden Veduten, Kopien
nach Angelika Kauffmann und anderen beliebten Künstlern
der Zeit, Szenen aus den damals am meisten gelesenen
Dichtungen, luftige Amoretten oder dergl. auf das Por-
zellan malte, fielen diese oft genug noch recht fein aus
und wurden in den besten Fällen selbst von den leistungs-
fähigsten Manufakturen der Zeit, auch nicht von S£vres
und Wien übertroffen. Das Vermögen zu derartigen
feineren Arbeiten war demnach hier damals in keiner
Weise verschwunden, ja es gab hier sogar immer noch
einige Maler, die zu den besten der ganzen Porzellan-
kunst des 18. Jahrhunderts zu rechnen sind. Darunter
den um 1767 in die Manufaktur eingetretenen Johann
Georg Löhnig, der hier in dieser Weise Porträts, figür-
liche Szenen, mythologische Darstellungen und wahr-
scheinlich auch Landschaften auf das Porzellan gemalt
hat, die alle durch ganz ungewöhnlich sichere Zeichnung
und feinste Durchführung auffallen.1) Eine ganze Reihe
von Werken, z. T. bezeichnet, sind jetzt von ihm nach-
gewiesen werden, zu denen sich wohl auch noch die
drei wundervollen Vasen mit königsblauem Grund und
Ansichten von sächsischen Schlössern in der Dresdener
Porzellansammlung hinzufügen lassen2), wohl die feinsten
Erzeugnisse, die Meißen überhaupt damals hergestellt
hat (Abb. 2). Von ihm mag dort auch wohl die ganz
entzückend bemalte Tasse mit den Porträts des Grafen
und seiner anmutigen Gemahlin herstammen, deren Dar-
stellungen es mit den allerfeinsten Miniaturbildnissen
dieser Zeit getrost aufnehmen können (Abb. 4).
Derartige Arbeiten hat man bisher gegenüber den
heute so allgemein gepriesenen gleichartigen der Wiener
Manufaktur nur gar zu sehr übersehen. Sie sind auch
bisher kaum an irgendeiner Stelle gesammelt worden.
Daneben gab es dann auch noch feine Arabeskenmalereien
>) Vgl. Pazaurek, Johann Georg Löhnig, ein Hauptmaler des
Meißner Porzellanes (in Kunst und Kunsthandwerk 1919, S. 264.)
-) Wenigstens trägt eine derselben, wie auch mehrere be-
sonders schöne Tassen der Sammlung die Signatur L., die Pazaurek
wohl mit Recht als die dieses Malers angesprochen hat.
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Meißner Porzellan, von Acier modelliert
Rokokozeit aufgekommene Blumenmalerei groß und ein-
fach zu gestalten, die aber meist, nicht zum wenigsten
auch, da man hierbei viel zu grelle Farben anwandte,
recht plump und schwer geriet. Sie wirkte schon fast
wie Bauernmalerei. Dann kamen einfachere Arabesken
im antikisierenden Geschmack hinzu: Gehänge und Kränze
um Bänder gewunden, wie es der Louis XVI.-Stil eingab,
und hier entstanden bisweilen Muster, die recht zierlich
wirkten und auch noch für unsere gleichfalls auf Ver-
minderung der Handarbeit ausgehende Porzellankunst
noch nicht ganz ohne Bedeutung sind. Mit der unter der
Glasur im Scharffeuer eingebrannten kobaltblauen Farbe,
die allein bisher zu einfachen Arbeiten verwandt worden
war, wußte man dagegen jetzt merkwürdigerweise kaum
allzuviel Neues anzufangen. Dafür glückte jetzt aber ein
sehr brauchbares Unterglasurgrün und für dieses erfand
man sogar im „Weinlaubmuster“ eine Musterung, die
gleich dem „Zwiebelmuster“ in Kobaltblau — ein Zeichen
für ihre besondere Vortrefflichkeit — sich, wie man weiß,
bis in unsere Zeiten erhalten hat. Und endlich versuchte
man es schon damals, wenn auch anscheinend nur erst
ganz vereinzelt, mit dem in England in dieser Zeit zuerst
aufkommenden Druckverfahren, wie es damals allein
üblich, in schwarzer Farbe. Damit hatte man sich am
weitesten von der bisherigen Tradition der Fabrik ent-
fernt und kam dem reinen Handwerk immer näher.
Diesen allein durch die Not hervorgerufenen Be-
malungsweisen traten dann aber zahlreiche andere
gegenüber, in denen man der alten Tradition noch immer
durchaus treu zu bleiben versuchte.
Eine ganze Reihe wirklich tüchtiger Maler standen
damals hierzu Meißen noch immer zu Gebote oder wurden
jetzt neu gewonnen. Aber die Organisation war hier zu-
nächst schon eine unglückliche. Wie schon in der vor-
hergehenden Periode, da man die Oberaufsicht über die
Malerei nicht wie bisher, einem in Meißen dauernd an-
sässigen Künstler anvertraut hatte, vielmehr dem bekannten
für gewöhnlich in Dresden lebenden Akademiedirektor
Dietrich, so auch jetzt seinem Nachfolger, dem Hofmaler
Schönau, der natürlich ebenso wenig wie jener sich
ständig von Dresden aus um diese bekümmern konnte.
Nur zu leicht fiel sie dadurch weniger erfreulich aus.
Dazu kam, daß man sich bereits in der vorhergehenden
Periode an eine recht flüchtige, weniger fein durchge-
führte Malerei gewöhnt hatte, die sich mit der so sorg-
fältigen der früheren Zeiten kaum messen konnte, die
man aber jetzt, wohl weil sie für gewöhnlich zu kost-
spielig war, wohl oder übel in der Regel aufgeben mußte.
So kamen auch die Bemalungen dieser Zeit meist denen
der vorangegangenen Perioden nicht gleich, standen
aber damit freilich den meisten der übrigen Fabriken
kaum nach. Wo man jedoch sein Bestes geben wollte
und konnte, wo man fein durchgeführte Porträts, Land-
schaften in Form der jetzt aufkommenden Veduten, Kopien
nach Angelika Kauffmann und anderen beliebten Künstlern
der Zeit, Szenen aus den damals am meisten gelesenen
Dichtungen, luftige Amoretten oder dergl. auf das Por-
zellan malte, fielen diese oft genug noch recht fein aus
und wurden in den besten Fällen selbst von den leistungs-
fähigsten Manufakturen der Zeit, auch nicht von S£vres
und Wien übertroffen. Das Vermögen zu derartigen
feineren Arbeiten war demnach hier damals in keiner
Weise verschwunden, ja es gab hier sogar immer noch
einige Maler, die zu den besten der ganzen Porzellan-
kunst des 18. Jahrhunderts zu rechnen sind. Darunter
den um 1767 in die Manufaktur eingetretenen Johann
Georg Löhnig, der hier in dieser Weise Porträts, figür-
liche Szenen, mythologische Darstellungen und wahr-
scheinlich auch Landschaften auf das Porzellan gemalt
hat, die alle durch ganz ungewöhnlich sichere Zeichnung
und feinste Durchführung auffallen.1) Eine ganze Reihe
von Werken, z. T. bezeichnet, sind jetzt von ihm nach-
gewiesen werden, zu denen sich wohl auch noch die
drei wundervollen Vasen mit königsblauem Grund und
Ansichten von sächsischen Schlössern in der Dresdener
Porzellansammlung hinzufügen lassen2), wohl die feinsten
Erzeugnisse, die Meißen überhaupt damals hergestellt
hat (Abb. 2). Von ihm mag dort auch wohl die ganz
entzückend bemalte Tasse mit den Porträts des Grafen
und seiner anmutigen Gemahlin herstammen, deren Dar-
stellungen es mit den allerfeinsten Miniaturbildnissen
dieser Zeit getrost aufnehmen können (Abb. 4).
Derartige Arbeiten hat man bisher gegenüber den
heute so allgemein gepriesenen gleichartigen der Wiener
Manufaktur nur gar zu sehr übersehen. Sie sind auch
bisher kaum an irgendeiner Stelle gesammelt worden.
Daneben gab es dann auch noch feine Arabeskenmalereien
>) Vgl. Pazaurek, Johann Georg Löhnig, ein Hauptmaler des
Meißner Porzellanes (in Kunst und Kunsthandwerk 1919, S. 264.)
-) Wenigstens trägt eine derselben, wie auch mehrere be-
sonders schöne Tassen der Sammlung die Signatur L., die Pazaurek
wohl mit Recht als die dieses Malers angesprochen hat.
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