im Stil der Erzeugnisse der Wiener Manufaktur, wenn
auch nicht immer in so reicher Abwechslung, wie bei
dieser, die gleichfalls sehr der Beachtung wert sind.
Dagegen war es weniger erfreulich, daß man auch hier
darin der Mode der Zeit folgte, daß man vielfach Holz-
maserungen, Steinschattierungen u. dergl. auf dem Por-
zellan nachahmte. Hier hatte man nicht eben gute Vor-
bilder vor Augen. Ganz originale Schöpfungen oder aber
gar, wie früher, einen ganz neuen Stil, der wieder ton-
angebend werden konnte, hat Meißen damals nicht mehr
zu Wege gebracht. Schon hatte Sevres und dann auch
Wien dem damaligen Zeitstil so ziemlich alles entnommen,
was von ihm für das Porzellan geeignet war. So konnte
es nur noch mit Varianten aufwarten, wofern es nicht
auf getreues Kopieren ausgehen wollte.
Besonders reizvoll wußte dann aber Meißen das
schöne, tiefe, dunkle Königsblau zu verwenden, das, ur-
sprünglich von Sevres erfunden, dann in der vorher-
gehenden Periode auch hier gelungen war, jetzt aber
erst zu allgemeinerer Anwendung gelangte. Farbige Fonds
waren an sich freilich in dieser Zeit nicht allzu häufig
mehr. Man muß ihrer damals nicht mehr recht begehrt
haben. Breitere Farbflächen, besser gesagt Farbstreifen,
traten damals fast nur noch als mehr oder weniger
breite Ränder auf, so z. B. an dem damals, als letztes,
für den königl. Hof geschaffenen, mit lebhaft blauem
Rand versehenen Speiseservice „mit Mosaikrand“. Um
so häufiger verwandte man jetzt als geschlossenen Grund
das Königsblau, dieses aber wurde hier nun so hoch
eingeschätzt, daß vor allem in ihm in von bunten
oder goldenen Ornamenten umzogenen Aussparungen
jene so ganz besonders feinen Malereien hineingesetzt
wurden, die oben näher geschildert worden sind. Un-
streitig stellen die so dekorierten Gegenstände, meist
Tassen, das Höchste dar, was Meißen damals geleistet
hat. An ihnen erwachte noch einmal das ganze Können
der Manufaktur. Hier ließ es sich von keiner anderen
Manufaktur der Zeit übertreffen. So sind i. d. T. kleine
Bijoux entstanden, die neben den besten Leistungen der
Manufakturder früheren Zeit in jederWeise bestehenkönnen.
Sie sind daher auch fast die einzigen Erzeugnisse dieser
Periode, die bisher schon von Sammlern beachtet sind.
Von ihnen besitzt wohl die Dresdner Sammlung, dank
dem Grafen Marcolini, der sie einst mit den übrigen
Erzeugnissen seiner Zeit ihr überwiesen hat, den bisher
besten Bestand, vor dem man ihre volle Bedeutung wohl
am leichtesten erkennen kann. (Abb. 5.)
Daneben war es jedoch bedauerlich, daß die Manu-
faktur in dieser Zeit für gewöhnlich sich ersichtlich nicht
mehr desselben Farbengeschmackes erfreute, wie früher.
Schon in der Zeit nach dem siebenjährigen Kriege war
dieser arg ins Schwanken geraten, als man, verführt durch
die Erzeugnisse Sevres, mit ihren im Frittenporzellan
freilich leichter zu gewinnenden, schönen lebhaften Farben,
nun ausgegangen war, diese nachzuahmen. Das war
nicht bei allen gelungen. Und nun fielen nicht bloß
einige Farbzusammenstellungen recht bunt aus, was wenig
vornehm wirkte: manche schrieen auch viel zu grell aus
den übrigen heraus. Ganz besonders verhängnisvoll
Abb 6. Kinderfiguren
Meißner Porzellan, von Acier modelliert
erwies sich in dieser Beziehung das Blau. Bei vielen
Blumenmalereien, Bändern u. dergl., gab es sich viel zu
lebhaft, als breitere R.indeinfassung, so z B. bei dem
erwähnten, für den Hof hergestellten Speisegeschirr
zu giftig. Dann wieder war kein richtiges Verhältnis
zwischen den farbigen Gründen und den vielfarbigen
Malereien in den Aussperrungen. Nur in lichten Tönen
gehaltene Amorettenszenen paßten kaum in tiefe, ernste
königsblaue Gründe hinein. Sie wirkten zu flau. Und
diese Disharmonien fehlten sogar nicht immer an den
ganz fein durchgeführten Arbeiten. Derartige Fehler
hätte die frühere Zeit kaum begangen.
Ein besonders schwieriges Kapitel war dann für den
Grafen die weitere Ausgestaltung der Kleinplastik, die in
der Zeit des Rokoko eine so große Höhe erreicht und
sich einer so allgemeinen Beliebtheit erfreut hatte, daß
damals keine Porzellanfabrik glaubte, ohne sie auskommen
zu können. Freilich war jetzt, da das Rokoko endgiltig
vorüber, damit die Zeit, da sie das allgemeine Modeobjekt
derselben gewesen und überall die bereitwilligsten Ab-
nehmer gefunden hatten, wie damals bereits schon so
manche andere Manufaktur zu ihrem größten Schaden
empfand, ihre Zeit fast abgelaufen. Man war wieder
bedeutend ernster geworden, empfand nicht mehr den-
selben Gefallen an diesen kleinen ebenso reizvollen, wie
anspruchslosen Schöpfungen, die einst eine fröhlich heitere
Laune erfunden und zur Vollendung gebracht hatte. Trotz-
dem war Meißen durchaus nicht gewillt, sie ohne weiteres
aufzugeben. Nur hatte es schon in der vorhergehenden
Periode eingesehen, daß sie jetzt, den veränderten Zeit-
stimmungen entsprechend, mit einem ganz anderen In-
halt zu versehen war, daß jetzt an die Stelle der früheren,
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auch nicht immer in so reicher Abwechslung, wie bei
dieser, die gleichfalls sehr der Beachtung wert sind.
Dagegen war es weniger erfreulich, daß man auch hier
darin der Mode der Zeit folgte, daß man vielfach Holz-
maserungen, Steinschattierungen u. dergl. auf dem Por-
zellan nachahmte. Hier hatte man nicht eben gute Vor-
bilder vor Augen. Ganz originale Schöpfungen oder aber
gar, wie früher, einen ganz neuen Stil, der wieder ton-
angebend werden konnte, hat Meißen damals nicht mehr
zu Wege gebracht. Schon hatte Sevres und dann auch
Wien dem damaligen Zeitstil so ziemlich alles entnommen,
was von ihm für das Porzellan geeignet war. So konnte
es nur noch mit Varianten aufwarten, wofern es nicht
auf getreues Kopieren ausgehen wollte.
Besonders reizvoll wußte dann aber Meißen das
schöne, tiefe, dunkle Königsblau zu verwenden, das, ur-
sprünglich von Sevres erfunden, dann in der vorher-
gehenden Periode auch hier gelungen war, jetzt aber
erst zu allgemeinerer Anwendung gelangte. Farbige Fonds
waren an sich freilich in dieser Zeit nicht allzu häufig
mehr. Man muß ihrer damals nicht mehr recht begehrt
haben. Breitere Farbflächen, besser gesagt Farbstreifen,
traten damals fast nur noch als mehr oder weniger
breite Ränder auf, so z. B. an dem damals, als letztes,
für den königl. Hof geschaffenen, mit lebhaft blauem
Rand versehenen Speiseservice „mit Mosaikrand“. Um
so häufiger verwandte man jetzt als geschlossenen Grund
das Königsblau, dieses aber wurde hier nun so hoch
eingeschätzt, daß vor allem in ihm in von bunten
oder goldenen Ornamenten umzogenen Aussparungen
jene so ganz besonders feinen Malereien hineingesetzt
wurden, die oben näher geschildert worden sind. Un-
streitig stellen die so dekorierten Gegenstände, meist
Tassen, das Höchste dar, was Meißen damals geleistet
hat. An ihnen erwachte noch einmal das ganze Können
der Manufaktur. Hier ließ es sich von keiner anderen
Manufaktur der Zeit übertreffen. So sind i. d. T. kleine
Bijoux entstanden, die neben den besten Leistungen der
Manufakturder früheren Zeit in jederWeise bestehenkönnen.
Sie sind daher auch fast die einzigen Erzeugnisse dieser
Periode, die bisher schon von Sammlern beachtet sind.
Von ihnen besitzt wohl die Dresdner Sammlung, dank
dem Grafen Marcolini, der sie einst mit den übrigen
Erzeugnissen seiner Zeit ihr überwiesen hat, den bisher
besten Bestand, vor dem man ihre volle Bedeutung wohl
am leichtesten erkennen kann. (Abb. 5.)
Daneben war es jedoch bedauerlich, daß die Manu-
faktur in dieser Zeit für gewöhnlich sich ersichtlich nicht
mehr desselben Farbengeschmackes erfreute, wie früher.
Schon in der Zeit nach dem siebenjährigen Kriege war
dieser arg ins Schwanken geraten, als man, verführt durch
die Erzeugnisse Sevres, mit ihren im Frittenporzellan
freilich leichter zu gewinnenden, schönen lebhaften Farben,
nun ausgegangen war, diese nachzuahmen. Das war
nicht bei allen gelungen. Und nun fielen nicht bloß
einige Farbzusammenstellungen recht bunt aus, was wenig
vornehm wirkte: manche schrieen auch viel zu grell aus
den übrigen heraus. Ganz besonders verhängnisvoll
Abb 6. Kinderfiguren
Meißner Porzellan, von Acier modelliert
erwies sich in dieser Beziehung das Blau. Bei vielen
Blumenmalereien, Bändern u. dergl., gab es sich viel zu
lebhaft, als breitere R.indeinfassung, so z B. bei dem
erwähnten, für den Hof hergestellten Speisegeschirr
zu giftig. Dann wieder war kein richtiges Verhältnis
zwischen den farbigen Gründen und den vielfarbigen
Malereien in den Aussperrungen. Nur in lichten Tönen
gehaltene Amorettenszenen paßten kaum in tiefe, ernste
königsblaue Gründe hinein. Sie wirkten zu flau. Und
diese Disharmonien fehlten sogar nicht immer an den
ganz fein durchgeführten Arbeiten. Derartige Fehler
hätte die frühere Zeit kaum begangen.
Ein besonders schwieriges Kapitel war dann für den
Grafen die weitere Ausgestaltung der Kleinplastik, die in
der Zeit des Rokoko eine so große Höhe erreicht und
sich einer so allgemeinen Beliebtheit erfreut hatte, daß
damals keine Porzellanfabrik glaubte, ohne sie auskommen
zu können. Freilich war jetzt, da das Rokoko endgiltig
vorüber, damit die Zeit, da sie das allgemeine Modeobjekt
derselben gewesen und überall die bereitwilligsten Ab-
nehmer gefunden hatten, wie damals bereits schon so
manche andere Manufaktur zu ihrem größten Schaden
empfand, ihre Zeit fast abgelaufen. Man war wieder
bedeutend ernster geworden, empfand nicht mehr den-
selben Gefallen an diesen kleinen ebenso reizvollen, wie
anspruchslosen Schöpfungen, die einst eine fröhlich heitere
Laune erfunden und zur Vollendung gebracht hatte. Trotz-
dem war Meißen durchaus nicht gewillt, sie ohne weiteres
aufzugeben. Nur hatte es schon in der vorhergehenden
Periode eingesehen, daß sie jetzt, den veränderten Zeit-
stimmungen entsprechend, mit einem ganz anderen In-
halt zu versehen war, daß jetzt an die Stelle der früheren,
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