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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Februarheft
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Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Holländischer Kunstbrief / Schweizerische Kunstchronik / Aus dem Pariser Kunstleben / Newyorker Kunstschau / Denkmünze zur Erinnerung an die deutsche Revolution / Moderne Graphik
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0261

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seines Witzes, seiner epigrammatischen Schlagfertigkeit. Wie hoch
er über allen stand, zugleich aber auch wie einsam in seiner Um-
gebung, lehren am besten die Proben aus seinem graphischen
Meisterwerk, den „Versuchen auf Stein mit Pinsel und Schab-
eisen“, in denen eine von Grund aus malerische Vorstellungskraft
sich das adäquate technische Ausdrucksmittel geschaffen hat.
Dazwischen kleine geistvolle Gelegenheitsschöpfungen, wie das
Diplom für den Potsdamer Kunstverein, die Festkarte zum 50jäh-
rigen Künstlerjubiläum des „Altgesellen“ Gottfried Schadow.“

Unter den Graphik-Schätzen, die mit den Doubletten des
Berliner Kabinetts bei Amsler und Ruthardt ausgeboten werden,
befinden sich aber auch schöne Blätter der Franzosen Daumier,
Gavarni, Charles, ferner Blätter der englischen Meister
Charles K e e n e und Seymour H a d e n , des Niederländers James
Ensor und der modernen Berlinerin Käthe Kollwitz.

Dcc internationale Kunftbandel in Berlin.

Die Kupferstichauktion bei Hollstein und Puppel
hatte ein internationales Gepräge. Neben zahlreichen deutschen
Kunsthändlern saßen viele ausländische Kunstantiquare aus London,
Paris, Rom, Zürich, Bern, Amsterdam, Kopenhagen. Man sah dar-
unter die Herren Brall und Fuld aus London, Ferrault-Paris, von
Genzenbach-Rom, Lang-Zürich, Helbing-Bern, Mariman-Zeist (Hol-
land), Winkel und Magnussen-Kopenhagen u. a. Die Preise, die
für Farbendrucke und Schabkunstblätter erzielt wurden, waren hoch
zum Teil sehr hoch. Fraglos spielte dabei auch die Valuta
eine Rolle. Für manche Blätter sind jedoch trotz der Valuta
Preise gezahlt worden, wie man sie bisher selbst auch nicht auf
dem englischen und amerikanischen Kunstmarkt kannte. Im fol-
genden notieren wir nun die wichtigsten Resultate: Nr. 2, Pierre
Marie Alix (Hamburger Zuckerbäcker, Farbendruck) 4050 Mk.
Nr. 32, B a r t o 1 o z z i (Simplicity, nach Reynolds) 5000 Mk.; Nr. 33,
Mr. Leicester Stanhope, 7700 Mk.; Nr. 94, William Robert Bigg
(Saturday Morning going to Market, Farbendruck) 18500 Mk.;
Nr. 370, Gilles Demarteau (Drei halb entkleidete Mädchen bei
Wasserfall, Farbendruck) 13500 Mk.; Nr. 371, Venus mit Amor u.
Nymphen am Wasser, 13500 Mk.; Nr. 372, Venus mit Amoretten,
Abdruck in Schwarz und Rot, 16000 Mk.; Nr, 372a, Junges Schäfer-
paar (Abdruck in Rot) 5100 Mk.; Nr. 421 Pierre-Imbert Dreveti
Jacque-B6nique Bossnet (früher Abdruck) 4000 Mk.; Nr. 442
Richard E a r 1 o m, Meleager und Atalanta, nach Rubens, Schab-
kunstblatt, 5100 Mk.; Nr. 490, 2 Blatt, Diane au bain, Venus au
bain (in Farben) Beaufort-Bonnet 12 500 Mk.; Nr. 500,
3 Blatt, Paul et Virginie (Aquatinto) Schall-Descourtis,
6100 Mk.; Nr. 508, 2 Blatt, Nymphs bathing, Nymphs after Bathing,
Cipriani-Keller (in Farben gedruckt) 14000 Mk.; Nr. 668,
Jean Baptiste Gr e uze, La chauche cassee, 4600 Mk.; Nr. 759,
Jan Baptiste Huet, Luna, Amor u. Endymion (in Farben) 10500 Mk.;
Nr. 786, Frangois J a n i n et, La jeune vestale (in Farben) 14500 Mk.;
Nr. 796, Angelica Kauffmann, Beauty governed by Reason,
rewarded by Merit (in Farben) 4150 M.; Nr. 810, Nicolas Lancret,
Mlle Camargo, 5100 Mk.; Nr. 899, Louis Marin, The Fine Muse-
tioners (Abdruck in Farben) brachte 63500 Mk.

Ferner erzielten: Nr. 935, Jean Michel Moreau 1 e Jeune,
La Bai masqu£, 7000 Mk.; Nr. 948, 4 Blatt, George Morland,
18500 Mk. Die Hauptblätter von Robert Nanteull ergaben
2000 bis 5000 Mk. Nr 1125, Johann Heinrich Romberg, La
Lünette (Originalaquarell) kostete 50C0Mk.; Nr. 1131, The Centa-
rion Corndius von James Ward nach Rembrandt geschabt, 5100 Mk.;
Nr. 1132, Eearloms Schabkunstblatt „Susanna und die beiden
Alten“ (nach Rembrandt) 6100 Mk.; Nr. 1351, Hemy S i n g 1 e t o n ,
Admiral de Winter (in Farben gedruckt) 12500 Mk.; Nr. 1352,’
Education 8000 Mk.; Nr. 1369, 2 Blatt John Raphael Smith!
A visit to the Grand father, A visit to the Grand mother (siehe
„Der Kunstwanderer“, 1. Januarheft) 22000 Mk.

Zum Schlüsse begegneten die Schweizer Ansichten und
Trachten großem Interesse. Nr. 1610, Johann Heinrich
Bleuler, Beckenried gegen den Pilatusberg (Aquarell) 5800 Mk.;
Nr. 1611, Bleuler, Bern (Aquarell) 9100 Mk.; Nr. 1623, Bleulers
„Brunnen am Vierwaldstädtersee“, 5900 Mk.; Nr. 1631, Bleuler,

Genf (siehe „Der Kunstwanderer“, 2. Januarheft) 8800 Mk.; Nr. 1635’
Albe-Frisch, Genfer See, 1600 Mk.; Nr. 1665, Bleuler, Lungern
(Aquarell) 4500 Mk.; Nr. 1666, Bleuler, Luzern (fec. 1820) 8100 Mk.;
Nr. 1686, Der Rheinfall bei Schaffhausen in Mondscheinbeleuchtung
(Gouache von Bleuler [?]) 1100 Mk.; Nr. 1695, Bleulers „Ringgen-
berg am Brienzer See“, 5100 Mk.; Nr. 1705, Staubbach, 1950 Mk.;
Nr. 1733, Wetterhorn (in Farben) 2100 Mk.; Nr. 1737, Zürich, gleich-
falls von J. H. Bleuler, 9500 Mk.; Nr. 1745, Gabriel Lory,
Junge Bernerin auf der Straße spazierend (sc. 1791, siehe „Der
Kunstwanderer“, 1. Februarheft) brachte 9500 Mk.

Köln.

Wie man uns aus Köln meldet, brachte die Auktion A.
von G r a n d - R y (11. bis 13. Februar) bei Math. Lempertz
Riesenpreise. So kostete die Gobelingarnitur Nr. 602 bis 4 (ein
großer, zwei kleine) Mk. 450 000, Nr. 631 Weibl. Bildnis von Lucas
Cranach Mk. 85 000, Nr. 632 Geldorp Gortzius Mk. 55 000, Nr. 635
vier niederrheir.ische Altarflügel Mk. 100 000, Nr. 661 Weibliches
Bildnis von Janson van Keulen Mk. 60 000, Nr. 669 van Ruisdael
Mk. 30 000, Nr. 672 Esaias van de Velde Mk. 22 000, Nr. 663 W.
van Mieris, Miniaturbildnis Mk. 18 500, Nr. 659 W. C. Heda, Still-
leben Mk. 50 000.

KuntlausftellungerL

Beclin.

Im Hauptsaal des Künstlerhauses hängen nur Tier-
bilder. Bei derartigen Dingen läßt sich so etwas wie Langeweile
nicht vermeiden. Da gehörten schon Meister von der Naturkraft
eines Heinrich von Zügel dazu, um jedes einzelne Stück genießbar
zu machen. Immerhin: die Bilder von Roloff, W. Brandis,
A. Weczerczik, B. Henseler haben ihre Behaglichkeit.
In Karl Langhammers Waldinterrieur mit Kühen sitzen alle
Elemente künstlerischen Schaffens ... Im Nebensaal begegnen
wir nach langen Jahren wieder dem Aquarellisten Hans Kloß.
Nach, wie vor notiert er mit verträumter Ergriffenheit die Poesie
der Natur, den Vorfrühling ebenso wie das Drohen der Sturm-
wolken, die auf Feld und Mühle drücken.

Ganz delikat sind die Farbenholzschnitte der Johanna
Metzner. In diesen Blättern weicht schon das japanische
Vorbild einer eigenwilligen Technik. Aus dem tüchtigen Werk
der Gertrud Zuelzer hätte man aber eine engere Wahl treffen
sollen. Vielseitigkeit ist da, frische Flottheit in der Skizze, die
Liebermann nachgefühlt ist, und volle Stimmung, wenn die
Künstlerin etwa einen Ausschnitt vom Kurischen Haff gibt. Auch
Wärme ist da, wenn sie etwa Kinderköpfchen malt. Doch im
Porträt überwiegt zu sehr der „Salon“-charakter. Nur im Bildnis
Ludwig Franks greift sie temperamentvoller zu.

Bei Amsler und Ruthardt: Clara Epstein aus
Wien. Sie ist die geborene Graphikerin. Und dabei wienerisch
bis in die Fingerspitzen. Leicht, duftig, graziös. Sie huscht
förmlich über die Praterauen hin, immer nur andeutend, was
über Auge und Hirn ins Herz geht, und eilt launig hinweg über
die welligen Hügel des ewig entzückenden Pötzleinsdorf .. . Von
ganz anderer Art ist Lene Schneider-Kainer, die wir
jüngst in der Neuen Kunsthandlung sahen. Hier ist eine
oft verblüffende Routine. Wie da Tulpen aquarelliert werden,
schlafende Kinder gezeichnet werden, wie da der Akt sicher hin-
gesetzt wird, im starken Beleben der Körperlichkeit, das sind
schon Äußerungen eines sehr beweglichen Könnens. Aber die
Routine der Lene Schneider-Kainer schäumt gewissermaßen über
in dem großen Amsterdam-Zyclus, den Originalen zu ihrem
großen Mappenwerk. Die Blätter „Nordsee bei Katwyk“ und
„Am Singel“ sind gute Impressionen. Was jedoch über solche
Impressionen hinausgeh\ ist hier bloß mitlaufender Expressio-
nismus.

Die Galerie Möller ehrt das Andenken an Waldemar
Rößler und Theo von Brockhusen durch eine Ausstellung
von Zeichnungen. Brockhusen wirkt durch seine nackte Einfach-
heit. Dorf und Stadt fixiert er mit festen, ja architektonischen

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