Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI Heft:
1./2. Märzheft
DOI Artikel:
Schuchhardt, Carl: Echte und falsche Merowingische Goldsachen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0281

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
die neuen gar nicht übernommen haben. Wie bei den
bronzenen und eisernen Gürtelstücken die Niete mit
großen kugligen Köpfen auf der Fläche ungeniert sich
breit machen, so sind sie auch bei den Goldscheiben,
wo sie die obere mit der unteren Platte verbinden,
vielfach symmetrisch am Rande verteilt und als Ornament
benutzt. Abb. 4 u. 7 bieten Beispiele dafür. Die Niet-
köpfe stehen hier in Zahl von 6 oder 8 zwischen den
Steinen und sind von einem Bogen in Punz- oder Filigran-
arbeit umzogen. So oder ähnlich findet es sich häufig;
manchmal sind die Nietköpfe ganz weggewittert und
haben auf dem Golde nur noch den Grünspan ihres
Bronzekörpers hinterlassen. Der moderne Künstler hat
diese Nietart nirgend nachgeahmt. Er hat das Aus-
nahmestück von Wittislingen sich zur Regel gemacht
und ist bei den kleinen kugligen Nietköpfen, die es
zufällig hat, geblieben. Mit ihren blanken Augen gucken
sie uns auf den verschiedensten Stücken entgegen, und
während sie auf der Wittislinger Scheibe und ihrer ersten
Nachahmung (Abb. 1 u. 2) noch regelmäßig verteilt als
Ornament dastehen — denn sie sind es grade, die als
Augen zu dem „Schlangenkopfe“ Veranlassung gegeben
haben — werden sie nachher bunt zerstreut zwischen
das Filigranwerk hineingesetzt, die meisten am Rande,
aber mehrere auch restlos auf der Fläche (Abb. 5, bei
Schw. auch Nr. 317, 325 und 327).

Abb. 7. Echt. Von Minden bei Trier.
G. v. Sch. 313.

Meist hat der Moderne aber keine Niete verwendet,
sondern die Oberplatte durch Umlegen ihres Randes mit
der Unterplatte verbunden. Er konnte sich auch hierfür
auf eine antike Übung berufen und gewann den Vorteil,
daß seine graziöse ornamentale Erfindung durch keinerlei
technische Eindringlinge gestört wurde. Als Beispiel
für sein prunkvolles Eigenschaffen betrachte man die
große Scheibe (Abb. 6), mit der er etwas ganz Besonderes
und Eindrucksvolles vor Augen stellen wollte. Die großen
steinbesetzten Kreuzesbalken sind wieder eingegeben von
den Bändern seiner geliebten Wittislingerin, in die Mitte
hat er eine große, wie es scheint antike Gemme gesetzt
und die ganze übrige Fläche in drei Zonen dicht mit
Filigranwerk belegt, das aber in seinen eintönigen
Motiven einen pedantischen Eindruck macht. Die Er-
haltung ist so tadellos bis in die letzten Einzelheiten,
daß hier wohl auch ein harmloses Gemüt stutzig werden
kann.

Im Ganzen sind von den in dem Schweppenburg-
Kataloge abgebildeten Broschen nur ganz wenige ein-
fache Filigranbroschen echt, die weitaus meisten verdächtig
oder falsch.

In der 1. Sammlung Queckenberg, die an Pierpont
Morgan gekommen und von Seymour de Ricci 1910 in
einem Kataloge mit Lichtdrucktafeln veröffentlicht ist,
sind alle Filigranbroschen echt.

Abb. 8. Falsch. Angebl.v. Heimersheim.

G. v. Sch. 311.

277
 
Annotationen