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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Maiheft
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Die Brüsseler Galerie seit dem Wassenstillstand: die Neuerwerbungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0341

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nicht detailliert und kleinlich sondern ganz sicher wirkt,
läßt vielleicht noch einigermaßen an eine auch im Stechen
wohl gewandte Künstlerhand denken.

Das Wappen in der linken obern Ecke muß aber
einen aufmerksamen Besucher des Brüsseler Museums
altbekannt anmuten: wir kennen es vom Brustbild eines
jungen Mannes von Jan de Bray (Kat. Nr. 69) aus der
vornehmen katholischen Haarlemer Familie de Kies
van Wissen1). Ein Blick in die biographische Spezial-
literatur belehrt, daß es sich bei dem von Soutman Dar-
gestellten zweifellos nur um den 1583 geborenen Stamm-
vater Adriaen Franszoon de Kies van Wissen
handeln kann2). Das Wappen rechts ist dasjenige
seiner Mutter Mary Gerbrandsdr. de Ruysch. Drei
Söhne des Porträtierten traten in den geistlichen Stand;
einer davon hat 1672 Jan de Brays zweite Ehe ein-
gesegnet3).

Nun besitzen wir — und darauf wies uns Dr. C.
Hofstede de Groot liebenswürdigerweise hin — von
Adriaen de Kies van Wissen noch ein anderes Porträt
aus jüngern Jahren. Drei Jahre nämlich, nachdem er
sich 1613 zu Amsterdam mit Josina van Feylingen ver-
mählt hatte, posierten er und seine junge Gattin vor
Cornelis van der Voort: Es sind jene beiden schönen
Kniestücke, die jedem Besucher der ehemaligen Samm-
lung Aug. Janssen f in Amsterdam unvergeßlich bleiben
mußten (jetzt im Besitz der Firma J. Goudstikker da-
selbst). Sie sind ebenfalls mit den betr. elterlichen
Wappen und den Altersangaben „Aetatis sua 33“, bezw.
20 versehen und 1616 datiert4).

Abb. 5. Cornelis van der Voort, Adriaen Fzn. de Kies van Wissen.

(Amsterdam, J. Goudstikker).

Die kleine Abteilung italienischer Gemälde erfuhr
durch eine Schenkung C. L. Cardons eine wichtige und

Abb. 4. Soutman, Adriaen Fzn. de Kies van Wissen.

wertvolle Bereicherung: das voll bezeichnete Selbstbildnis
Carlo Maratta’s in Lebensgröße; etwas bunt zwar
aber imposant und ausdrucksvoll.

Die innere Organisation des Museums hat neuerdings
eine bedeutungsvolle Änderung erfahren. Während bis-
her die Direktion in den Händen einer Kommission ge-
legen hatte, ist nun kürzlich deren früherer Sekretär
Fierens-Gevaert zum ersten „conservateur en chef“
ernannt worden. Als eine wichtige Aufgabe liegt ihm
nun die Besorgung einer Neuauflage des Gemäldekatalogs
ob. Der alte von A. J. Wauters f verfaßte, der ver-
schiedene etwas wunderliche Zuschreibungen enthielt,
ist vergriffen. Neubearbeitung, die bei Fierens Gevaert
in guten Händen ruht, sieht man mit Spannung
entgegen. s. r.

x) Moes, Iconographia batava, Nr. 4182. Das andere (mütter-
liche) Wappen rechts oben ist anscheinend noch übermalt und
dürfte bei einer Reinigung herauskommen.

-) Elias, de vroedschap van Amsterdam, I 253 f.

3) van der Willigen, Les artistes de Haarlem, S. 96.

4) ln den Katalogen Nr. 13 u. 14 der „Collection Goudstikker
d’Amsterdam“ (1919—20) unter Nr. 83 u. 84 ausführlich be-
schrieben; allerdings infolge falscher Interpretation des einen
Wappens als Herr und Frau Pyell. ln der Versteigerung des
Marquis de La Rochebrune (Paris 5. Mai 1873) gingen beide
Bilder noch als J. van Ravesteyn’s. Vgl. Moes, a. a. O. Nr. 4177.

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