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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI Heft:
2. Juniheft
DOI Artikel:
Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Die Newyorker Renoir-Fälschungen / Londoner Kunstschau / Schweizerische Kunstchronik / Aus dem Pariser Kunstleben / Abbau der Breslauer Denkmäler / Das Münzwesen von Danzig / Neue böhmische Kunstgläser / Ein Archiv des Krieges und der Revolution / Eine Gewerkschaft der Leipziger Künstler / Künstlerstipendien der Ernst Keil-Stiftung / Bibliographische und bibliophile Notizen / Neuerscheinungen des Büchermarktes
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0409

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gezeichnet worden ist. Die Firma Devgantz kaufte das Werk
um £ 1550. Es war einstmal im Besitz des Schah Abbas ge-
wesen und wurde im Jahre 1828 von General Suchtelen nach
Rußland überführt. Übrigens stammten die persischen Gebet-
teppiche, für die Duveen im Vorjahr £ 13 000 zahlte, auch
aus Rußland, wohin sie aus Persien mitgenommen wurden.
Später kaufte sie der Herzog von Hamilton während seiner Amts-
jahre als britischer Gesandter in St. Petersburg und brachte sie
nach England, wo man sie, der Sicherheit halber, in seinem
Landsitz Easton Park unter einem riesigen Eßtisch ausbreitete.
Der „Divan“, von Hafiz geschrieben, stammte aus dem Jahre 1524
und war besonders literarisch wertvoll, weil er 73 Vierzeiler des
„Rubaiyats“, von Mirza Mohamed niedergeschrieben, einschloß,
aber der erzielte Preis war nur £ 700. Zu Lebzeiten des Schah
Jehan war die Handschrift auf zweitausend Goldrupien geschätzt
worden, was nach Friedenswährung etwa Mk. 140 000.— betragen
würde. Für das aus dem Jahre 1554 entstandene Manuskript
des „Tohfet el-Ehrar“ des Djamie zahlte Mr. Devgantz £ 600;
die Illustrationen der Handschrift führt man auf den Perser
Nizami zurück, von dem auch das Britische Museum ein sehr
schönes Stück besitzt.

Scbtoetset’tfcbe Kun(fcf)üomk.

Im Palazzo del Parca Civico in Lugano stellt die Societä
Ticinese delle Belle Arti an zweihundert Gemälde und Skulpturen
aus, darunter Werke von Gottardo Segantini, dem Sohne Giovannis,
dann von Augusto Sartori, Ettore Burzi. Eine Serie von Keramiken
der Guglielmo Geiger fällt nebenbei auf.

*

Der Briefwechsel Albert Weltis mit Franz Rose, dem ost-
preußischen Mäcen des Schweizerischen Meisters, und mit seinen
Freunden Kreidolf und Balmer erscheint im Verlage H. Haessel
in Leipzig. Herausgeber der Welti-Briefe ist Professor Adolf Frey.

Aus dem Pavtfev Kunffleberu

Zu unseren im ersten Juniheft veröffentlichten Pariser Bericht
über die Auktion Beurdeley gehen uns noch folgende Mittei-
lungen zu:

Die Versteigerung der Zeichnungen aus dieser bedeu-

tenden Sammlung ergab u. a. nachstehende Preise:

Metsu, Unterhaltung.5 120 Frs.

Millet, Jünger von Emaus. . . 3 300 „

Pajou, Entwurf zu einer Statue der Madame du Bariy 19 050 „
Perronnecu, Bildnis der Marquise d’Entremaux ... 37 500 „
Rembrandt, Salomon und die Königin von Saba . . . 10 000 „

Rubens, Ie Concile. 20 600 „

Rujsdael, I., holländische Landschaft. 15 400 „

Abbau dev Sveslauev Denkmälet?.

Infolge des gegenwärtigen hohen Wertes aller Metalle
häufen sich in letzter Zeit in erschreckender Weise die Diebstähle
von Gegenständen, die aus wertvollen Metallen und Metall-
legierungen hergestellt sind. Und da den Dieben von heute nichts
heilig ist, so strecken sie schamlos ihre schmutzigen Langfinger
sogar nach den Bronzedenkmälern, der künstlerischen Zierde
unserer Plätze und Anlagen aus. So ist vor kurzer Zeit bei der
Bronzegruppe der Diana im Scheitniger Park in Breslau der
Speer entwendet worden. Auch hat man, wie die Frankfurter
Zeitung meldet, versucht, einen Arm der Diana und den Schwanz
eines Hundes abzuschneiden. Ferner sind vier bronzene In-
schrifttafeln am Hatzfeldtwege abgesprengt und gestohlen worden.
Diese Vorgänge machen es notwendig, die gefährdeten Bronze-
denkmäler, Reliefplatten und Inschriftentafeln zu entfernen und
an einem sicheren Orte bis zur Wiederkehr ehrlicherer Zeiten
aufzubewahren. Entfernt werden sollen folgende Stücke: Körner-
Denkmal an der Jahrhunderthalle, Eichendorff-Denkmal und die
Diana-Gruppe im Scheitniger Park und das Ferdinand Cohn-
Denkmal im Südparkeingange, Bronzereliefs an der Monumental-

bank am Südpark, am Friesenplatz und an der Paßbrücke, in-
schrifttafeln am Hatzfeldtwege und an der Gröschelbrücke. Mit
dem „Abbau“ ist bereits vor einigen Tagen begonnen worden.
Zu diesem Zwecke bewilligte eine Sitzung der Breslauer Stadt-
verordnetenversammlung den vom Breslauer Magistrat geforderten
Betrag von rund 8000 Mark. Seit einiger Zeit fehlt auch das
Reliefbildnis beim Gustav - Freytag - Brunnen unterhalb der
Liebichshöhe.

Das JYlünsiüefen oon Dans!g.

Zu der bisher noch nicht gehörten Frage der neuen Währung
im Freistaat Danzig veröffentlicht die Danziger Zeitung bemerkens-
werte Mitteilungen über das alte Münzwesen Danzigs. Aus der
pommerellischen Zeit sind bisher keine Münzen gefunden worden,
obschon sich Herzog Sanibor II., ein Bruder Swantopolks II.
(1220—1266), in der Gründungsurkunde der Stadt Dirschau 1260
das Münzrecht Vorbehalten hatte. Bis 1335 galten in Danzig und
Pommerellen böhmische Groschen als Zahlungsmittel. Als Danzig
und Pommerellen unter den deutschen Orden gekommen waren,
wurden 1335 unter Winrich v. Kniprode eigene Ordensmünzen
geprägt. Die Ordensritter hatten sich das Münzrecht in Danzig
Vorbehalten. Die Ordensmünzstätte befand sich in der Hünde-
gasse. Die ersten Silbermünzen waren dünne kleine Silber-
pfennige ohne Schrift. Später kamen Ordensschillinge mit Inschrift
dazu. Sie werden nach dem Münzmeister Schilling in Thorn ge-
nannt. Hauptmünzen waren die Groschen. Die Münze war ver-
pachtet, und weil die Münzen von den Pächtern zuweilen ver-
schlechert wurden, so blieben Strafen nicht aus. So wurde z. B.
der Münzpächter Benedict Pfennig vom Rate selbst durch das
Fenster des Rathauses geworfen. Im polnischen „Interregnum“
unter Stephan Bathory wurden 1577 Notmünzen geprägt. Es gab
Dukaten, Doppeltaler, Taler, halbe Taler, Groschen und Schillinge.
Auf allen Münzen ist der Heiland mit einer Weltkugel in der
Linken abgebildet, und die Umschrift lautet: „Christe Salvator
mundi, defende nos“. „Christus, Erretter der Welt, verteidige
uns!“ Die Rückseite zeigt das Danziger Wappen und die Jahres-
zahl. Als nach dem Tilsiter Frieden Danzig 1807 Freistaat ge-
worden, wurden nur Groschen und Schillinge in Kupfer geprägt
und zwar in den Jahren 1808 bezw. 1812. Die Vorderseite zeigt
das gekrönte Stadtwappen, das von zwei stehenden Löwen ge-
halten wird; die Rückseite die Umschrift: Danziger Kupfermünze.

JHeue böbtntfebe Kunftgläfet?-

Man schreibt uns: Die böhmische Kunstglasindustrie, die
unter den ungünstigen Arbeits- und Arbeiter-Verhältnissen, vor
allem unter Materialmangel, aber auch unter mangelndem Arbeits-
willen zu leiden hat, hatte trotz alledem die letzte Mustermesse
in Leipzig mit reichen Kollektionen beschickt. Manche dieser
Musterschauen machten den Eindruck von kleinen Museen, wo-
bei moderne und antike Muster in reichster Auswahl zu sehen
waren — ein erneutes glänzendes Zeugnis der Leistungsfähigkeit
der böhmischen Kunstglasindustrie! Hierbei kommt noch in
Betracht, daß trotz aller Schwierigkeiten immer wieder neue
Verfahren in der Technik, neue prächtige Dekore geschaffen
werden, wobei Kunst und Technik, Entwurf und Ausführung in
schönster Harmonie miteinander wetteifern in der Hervorbringung
der kunstvollsten Wirkungen. Hand in Hand gehen die Glas-
raffinerien mit den Künstlern nicht allein, sondern auch mit den
Kunstschulen, vor allem den staatlichen Fachschulen in Haida
und Steinschönau, nach deren Entwürfen manche Firmen fast
ausschließlich oder doch zum größten Teil ihre Kunstgläser her-
steilen.

Recht beliebt sind die sog. Freudschaftsgläser, unter denen
die Biedermeiergläser einen hervorragenden Platz einnehmen.
(Hartmann & Dieterichs, Julius Mühlhaus & Co. aus Haida).
Hartmann und Dieterich zeigten außerdem Kunstgläser in nettem
Schliff, geätzt, mit Handgravur, gearbeitet nach Motiven des
17. und 18 Jahrhunderts, weiterhin Becher in Schwarz in Ver-
bindung mit Silberätzung nach einem ganz neuen Verfahren und
Gläser mit Handmalerei (Landschaften und stilisierte Muster).

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