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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Augustheft
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Schneider, Friedrich: Die neuentdeckte Greizer Bibliothek
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Scherer, Christian: Der Augsburger Goldschmied Bernhard Strauß
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0467

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bis hinauf zu denen der Fürsten und Staatsmänner der
Neuzeit, Napoleons I. und Bismarcks.

Früher erinnerte man gern und mit Recht an die
Kulturschätze der kleinen, stillen thüringischen Residenzen
und niemand konnte sich ihrem Zauber entziehen.
Fürderhin wird Greiz im Blütenkranze der thüringischen
Städte mit besonderer Achtung genannt werden, denn
wir selbst werden es an nichts fehlen lassen, um unsere

Sammlungen würdig unterzubringen und sie der Allgemein-
heit zugänglich zu machen zu Nutz und Frommen des
Landes!*)

*) Daß sich in Greiz eine etwa ein halbes Tausend Bände
umfassende Lessingbibliothek, aus dem Nachlasse eines
verstorbenen Regierungsrates Kunze befindet, dürfte auch nicht
allenthalben bekannt sein!

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Obgleich die Tätigkeit des Goldschmiedes und Klein-
plastikers Bernhard Strauß nur eine zeitlich wie
örtlich eng umgrenzte war, ist sein Name doch in der
Geschichte des Deutschen Kunstgewerbes keineswegs
unbekannt. Schon Sandrart erwähnt ihn in seiner

Elfenbeinhumpen Amsterdam

„Teutschen Akademie“ II S. 352 voll Anerkennung und
ihm folgend spricht mit nicht geringerem Lobe Paul von
Stetten in seiner „Kunst-Gewerb- und Handwerks-
geschichte der Reichsstadt Augsburg“ (1779) I S. 454
von ihm als einem vorzüglichen „Bildkünstler in Helfen-
bein. Edelstein, Buxbaumholz und auch in Silber“.1)
Was wir aber von seinen äußeren Lebensumständen aus
diesen beiden Quellen erfahren, ist nicht allzuviel und
im Wesentlichen auf die wenigen Bemerkungen beschränkt,
daß der Künstler aus Margdorf am Bodensee gebürtig

’) In der neueren Literatur wird B. Strauß erwähnt u. a. bei
Chr. Scherer, Elfenbeinplastik seit der Renaissance S. 50 und
M. Rosenberg, Der Goldschmiede Merkzeichen 2. Auflage S. 104.

gewesen und später nach Augsburg übergesiedelt sei,
wo er sich, um 1675 noch unverheiratet und anscheinend
nie im Besitze des Bürgerrechts, lange Zeit aufgehalten
habe. Diese literarischen Angaben lassen sich aber nun-
mehr durch einige weitere Angaben ergänzen, die ich

Elfenbeinhumpen Amsterdam

dem Stadtarchiv zu Augsburg zu verdanken habe.2)

Hiernach bittet nämlich Bernhard Strauß am 19. Au-
gust 1662 den Rat der Stadt um Genehmigung des Bei-
sitzes und begründet sein Gesuch damit, daß er bereits
seit etlichen Monaten in Kost, aber ohne Führung eines
Haushaltes seine „von ihm selbst ergriffene Kunst des
Korallen- Perlen- und Agsteinschneidens“ ausübe. Unter
dem Vorbehalt, daß er den Goldschmieden in ihrem
Handwerk, das er ebenfalls erlernt habe, keinen Eintrag
tue, erhielt der Künstler am 26. August desselben Jahres

2) Ich möchte nicht verfehlen, dem Stadtarchiv zu Augsburg
auch nochmals an dieser Stelle für die mir zu Teil gewordene
Auskunft meinen verbindlichsten Dank zu sagen.

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