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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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1. Heft
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Lenc, Ėduard Ėduardovič: Die Waffensammlungen Russlands
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0025

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I. Heft.

Zeitschrift fiir historische Warenkunde.

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-detaillirte Herzählung der bedeutendsten Stücke, durch
3o Tafeln illustrirt, bietet. In Swinjin, Anzeiger
der in den Werkstätten der Orushejnaja Palata er-
haltenen hervorragendsten Denkwürdigkeiten, St. Pe-
tersburg, 1826, werden unter Anderem 80 der be-
merkenswerthesten Waffen beschrieben. Die von
Ewrejnow 1834 in Moskau herausgegebene «Kurze
Beschreibung der Orushejnaja Palata in Moskau» be-
schäftigt sich nicht eingehend mit der Waffensamm-
lung. Snegirew’s Mittheilungen über die Orushejnaja
Palata finden sich in den «Denkmälern des Mos-
kauer Alterthums», 1842 — 1845, und in dem Sammel-
werke «Alterthümer des Russischen Kaiserreiches»,
Moskau, 184g—1853, zerstreut. I11 Weltman’s «Mos-
kauer Orushejnaja Palata», Moskau, 1844 und 1860,
ist der zweite Theil ausschliesslich den Rüstungen,
Waffen und dem Pferdezeug gewidmet; dieses Buch
besitzt vor vielen anderen den grossen Vorzug, dass
ihm ein besonderes alphabetisches Verzeichniss der
unendlich reichhaltigen, verwickelten und jetzt zum
grossen Theil unverständlichen altrussischen techni-
schen Kunstausdrücke beigefügt ist. Den gleichen
Vorzug hat ein Werk des jüngst verstorbenen Ar-
chäologen Sawwaitoff «Die Moskauer Orushejnaja
Palata», welcher, ausschliesslich auf meist noch unver-
öffentlichtes archivalisches Material gestützt, folgende
Gruppen von Gegenständen genau beschreibt und
technisch sowohl wie künstlerisch eingehend erläutert:
1. die Gewänder, Waffen, Harnische und das Reitzeug
des Zaren Boris Godunoff vom Jahre 1589; 2. die
Gewänder des Zaren Michail Feodorowitsch vom
Jahre 1629; 3. Waffen und Harnische desselben Herr-
schers vom Jahre 1640; 4. Gewänder und Waffen
des Zaren Alexei Michailowitsch vom Jahre 1676;
5. Regalien und Gewänder des Zaren Feodor Ale-
xejewitsch vom Jahre 1682; 6. die Geschenke des-
selben Herrschers an den Fürsten Galytzin 1681 und
1682; 7., 8. und 9. Kleidung und Schmuck der Za-
rinnen Jewdokia Lukjanowna 1642, Sophia Alexejewna
1673 und Agafia Simeonowna 1681. Ein vorzüglich
zusammengestelltes alphabetisches Verzeichniss der
technischen Bezeichnungen, sowie verschiedene Bei-
lagen, wie z. B. eine Untersuchung über das alte
russische Münzwesen, verleihen dem Buche einen be-
sonderen Werth.
Eine vollständige Beschreibung aller in der Oru-
shejnaja Palata befindlichen Kunstschätze endlich
erschien in Moskau im Jahre i8g3 in 10 Bänden,
und ist besonders die in 4 Bänden behandelte Waffen-
sammlung, Dank den jahrelangen Bemühungen der
Herren Conservatoren Filimonow und Pawlinow, in
durchaus anerkennenswerther Weise sorgfältig und
eingehend beschrieben. Fast bei jedem Stück werden
die betreffenden Stellen aus den archivalischen Ma-
nuscripten und älteren Inventaren in extenso oder
wenigstens im Auszuge angeführt, Herkunft eines
jeden Stückes, so weit möglich, erwähnt und nach-
gewiesen , Inschriften, Meistermarken, Details der
Muster und Verzierungen auf lithographischem Wege
und in Holzschnitt reproducirt. Dazu gehören 500

phototypische Tafeln mit Abbildungen der bemerkens-
werthesten Gegenstände. Laut diesem Verzeichniss
enthielten die Sammlungen der Orushejnaja Palata
10.340 Nummern, von denen viele mehrere Gegen-
stände umfassen; davon entfallen 5767 Nummern auf
kriegerische Ausrüstung, und zwar: Fahnen, Stan-
darten und Feldzeichen 322, Rüstungen und deren
Theile 335, Helme und andere Kopfbedeckungen
104, Armschutz, Handschuhe 129, Schilde 122, Ab-
zeichen der kriegerischen Würde 104, Schlagwaffen
348, Stangenwaffen 124, Schwerter 95, Degen und
Panzerstecher 153, Säbel 249, Dolche und Messer
171, Bogen, Köcher und Wurfspiesse 89, deren Zu-
behör 22, Handfeuerwaffen 1461, Pistolen (fast alle
paarweise unter einer Nummer) 647, Zubehör 63,
Geschütze 28, Sättel, Zäume, Steigbügel 1200. Von
den übrigen Nummern entfallen auf: Regalien und
Ornat der Zaren 525, goldenes und silbernes Ge-
schirr 1840, Geschirr aus anderem Material 483,
Uhren, Schreibgeräth, Chatullen 400, Ringe, Ohr-
gehänge, Knöpfe 358, Möbel und Stoffe 153, Bilder
und Büsten 236, Heiligenbilder und Kreuze 75, ver-
schiedene Gegenstände 502. Ein Nachtrag im 10. Bande
bringt das genaue Verzeichniss aller auf den photo-
typischen Tafeln abgebildeten Gegenstände, eine ver-
gleichende Tabelle der laufenden Textnummer mit
der Nummer jeder Tafel und ein chronologisch ge-
ordnetes Verzeichniss sämmtlicher auf den Silber-
sachen befindlichen Meistermarken.
Einem solchen Werke gegenüber, an dem die
Zeitdauer, der Kostenaufwand und die Bewältigung
nicht geringer Hindernisse mit höchst ungenügenden
Hülfsmitteln jedem billig Denkenden Achtung ein-
flössen muss, fällt es schwer, Ausstellungen zu machen,
welche leicht als kleinliche Nörgelei ausgelegt werden
könnte. Trotzdem möchten wir uns zwei Bemer-
kungen erlauben und zugleich den Wunsch aus-
sprechen, dass bei einem ähnlichen Werke über die
Waffensammlung der St. Petersburger Eremitage diese
Fehler vermieden werden möchten: die erste Be-
merkung betrifft die phototypischen Tafeln, auf deren
Herstellung nicht die nöthige Sorgfalt verwendet wor-
den ist; auf manchen derselben verschwimmen die
abgebildeten Gegenstände vollständig mit dem dun-
keln Hintergründe, auf anderen wieder werfen die
einzelnen Stücke tiefschwarze Schlagschatten, noch
andere endlich zeigen eine grosse Zahl von Gegen-
ständen in so massenhafter und wenig übersichtlicher
Anordnung, dass der Nutzen einer solchen Abbildung
vollständig illusorisch wird. An zweiter Stelle wollen
wir unser Bedauern ausdrücken, dass den waffen-
technischen Details im Texte des Buches so wenig
Raum gegeben ist, dass dem Fachmanne dadurch
viel werthvolles Material zu vergleichenden Stu-
dien verloren geht. Als Beispiel mag nur angeführt
werden, dass bei Beschreibung der über 2000 Nummern
zählenden Feuerwaffen die Construction der Gewehr-
schlösser ganz unberücksichtigt geblieben ist, eine
Lücke, welche nur zum Theil und jedenfalls nur in
wenigen Fällen durch entsprechende Abbildungen
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