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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

DOI Heft:
10. Heft
DOI Artikel:
Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0271

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io. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

253

trichterförmig erweitert. Derselbe liegt im vorderen
Theile des Schaftes in einer muldenförmig aus-
genommenen Rinne, über deren vorderes Ende der
Lauf bei einzelnen Abbildungen bis über die Hälfte
vorsteht. Die Verbindung zwischen Lauf und Schaft
ist bei einer Handbüchse durch 3 Laufringe bewirkt,
bei den anderen Handbüchsen lässt sich dies aus
der Zeichnung- nicht entnehmen. Der Schaft ist in
seiner rückwärtigen Hälfte thcils stangenförmig, theils
kolbenartig geformt und bei einem augenscheinlich
grösseren Stücke für das Auflegen auf die Schulter

gezogen hatte. Dies konnte nun der Schütze ent-
weder selbst bewirken oder durch einen zweiten
Mann bewirken lassen. Bei den grösseren Hand-
feuerwaffen, welche beim Schiessen auf ein Ge-
stell oder sonstige feste Unterlage aufgelegt und
gegen das Ziel eingerichtet wurden, konnte das
Entzünden durch den Schützen selbst anstandslos
erfolgen. Anders war es bei den leichteren Hand-
büchsen, welche der Schütze mit beiden Händen
gegen das Ziel richten und in dieser Richtung bis
zur Abgabe des Schusses erhalten musste. Wollte



dem Cod. man. 3062 der k. k. Hofbibliothek zu Wien
von 1437-


abfeuernd, aus dem Cod. man. [2952 der
k. k. Hofbibliothek zu Wien von 1457.

ausgeschnitten; eine Abzugsvorrichtung fehlt. Eine
nahezu vollkommen gleich construierte Handbüchse,
wie in Fig. 30 rechts, enthält auch die älteste un-
datierte Ausgabe des Vegelius auf Taf. J (1460—1470).
Bei allen Darstellungen aus den verschiedenen
Handschriften überrascht die thatsächlicheErscheinung,
dass die Entzündungs- oder Abzugsvorrichtungen,
trotzdem dieselben anfänglich in einfachen Construc-
tionen schon vorhanden waren, fehlen und alle Hand-
büchsen ohne eine solche abgebildet sind. Es ist
wahrscheinlich, dass die Kriegserfahrung, die in Fig.
15 und 16 dargestellten Abzugsvorrichtungen als un-
practisch verworfen und die Entzündung aus freier
Hand mit Lunte, Schwamm oder Glutheisen vor-

nun der Schütze die Büchse selbst entzünden, so
wurde seine Aufmerksamkeit unbedingt vom Ziele
abgelenkt, die Handbüchse leicht aus der Richtung
gebracht, infolgedessen das Geschoss das Ziel nicht
erreichen konnte. Sicherer und einfacher war es,
dass der Schütze die Handbüchse gegen das Ziel
richtete und ein zweiter Schütze dieselbe auf ein
gegebenes Zeichen oder über Aufforderung entzündete.
Wohl wurden die Schützen durch diesen Vorgang
von einander abhängig, allein derselbe brachte zweifel-
los erhöhtes Interesse für die gemeinschaftliche Auf-
gabe, für den einzelnen Schuss und schliesslich auch
für die Beobachtung der Wirkung am Ziele.
Die folgende Abbildung aus dem Codex 3062
 
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