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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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11. Heft
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Gurlitt, Cornelius: Dresdener Waffenschmiede: nach Auszügen aus dem königlichen Staatsarchive zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0285

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ii. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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gen dieser «verächtlichen hindersetzungen» richtete
(Cammers. 1598 Th. I, Loc. 7307 fol. 241). Büchner
berichtete wieder am 24. Februar: Die Brüder Drechs-
ler schützten Armut und Hauskreuz vor. Balthasar
wolle in 18 Wochen fertig werden, brauche aber
wöchentlich 3 fl. Da schon 60 fl. Vorschuss ge-
zahlt seien, werde das Werk also 114 fl. kosten.
Christof habe versprochen, seinem Bruder zu helfen.
Am 8. Mai bewilligte der Fürst den Wochenlohn
und so konnte denn der kurfürstliche Rath von Po-
nickau am 7. September 1598 melden, die Orgel-
büchse mit 5 Röhren sei fertig. Sie sei für die
Enten- und Gänsejagd bestimmt, reinlich gearbeitet,
treffe weit und gut (Cammers. 1598 Thl. III, Loc. 7308
fol. 76). Der Administrator befahl noch am selben
Tage, sie nach Moritzburg zu schaffen. Erst von
dort dürfte sie an den Herzog von Pommern ge-
kommen sein.
Das wäre also ein frühes, wenn auch keineswegs
das erste Beispiel einer wirklich fertig gestellten
Mitrailleuse. Leider hat sich meines Wissens die
Waffe nicht erhalten. Mehr Aufschluss findet sich
über jene »geometrischen» Arbeiten, welche Christof
seit seiner Anstellung am 22. August 1595 für die Dresd-
ner Kunstkammer fertigte. Die Räthe zu Dresden
hatten ihn als «geschickten und kunstreichen werkh-
meister» am 20. Juli vorgeschlagen. Er erhielt 100 fl
jährlich (Cammers. 1595 III. Thl., Loc. 7303 fol. 216 ff).
Es war diese Berufung die Folge seiner Erfindung.
Auch die Reparaturen für die Kunstkammer hatte
er zu machen. Die erhaltenen Werke geben weitere
Aufschlüsse über sein Leben.
Die ältesten Instrumente, welche seine Marke
tragen, sind zwei verjüngte Massstäbe, jetzt bez. A. 210
u. A. 212, messing-vergoldet, der erste 234 mm lang,
24 mm breit, für Ruthen und Meilen, der zweite
224 mm lang und 20 mm breit, für Gemeine Meilen,
Mittel Meilen «uf die Germania und Plispairia». Sie
zeigen die Zeichen C. T. 1583 u. C. T. 1584. Vom
Jahre 1595 findet sich ein Kaliber-Masstab für Nürn-
berger und Dresdner Zollmass, welcher «Christoff
Tresler M F D 1595» (A. 593) bezeichnet ist. In
seinen Briefen schreibt sich der Meister meist Drex-
ler. Die Rechtschreibung schwankt noch sehr. Ein
gleiches Instrument (A. 5 74) die Inschrift «CT M 1604».
Hier ist das M als «Mechanicus» zu lesen. Ein Quad-
rant (A. 388) fügt noch einen Buchstaben hinzu:
«C T M D 1607», »Mechanicus Dresdensis». Bald
darauf erscheinen auf einem Richtaufsatz (A. 550) die
Buchstaben «CT D EM 1613», d. h. «ChristofTrechs-
ler der Eitere, Mechanicus». Damals also gab es be-
reits einen jüngeren Meister, der in Frage kam.
Christof hatte 1571 geheirathet, dürfte also vor 1550
geboren sein. Ebenso heisst es auf einem Propor-
tionalzirkel (A. 119) von 1624. Dagegen trägt ein
Richtaufsatz (A. 521) die Bezeichnung «C T S M F
1623»: «C. Trechsler Sohn me fecit».
Arbeiten Balthasars habe ich nicht nachzuweisen
vermocht. Jedoch zweifele ich nicht, dass sich solche

im Dresdner historischen Museum und der Gewehr-
galerie und in anderen Sammlungen finden werden,
sobald ein umfassender Katalog vorliegt.
Endlich wird Abraham Dressier, Büchsen-
macher in Dresden, in den Acten genannt. Er er-
hielt 1590 40 fl. für zur Rüstkammer gelieferte Ar-
beit (Summ. Extract 1590, Loc. 4451). Erbstein
nennt noch Anton Drechsler als Büchsenmacher.
Caspar Drechsler oder Drescher wird in den
Acten vielfach zwischen 1565 und 1579 als Zelt-
schneider für Jagd und Feld genannt. Da ihm am
12. Juli 1579 30 fl. vom Kurfürsten geliefert werden
(Cop. 449 fol. 143) ist nicht wohl anzunehmen, dass
er identisch mit jenem im Juli 1578 Verurtheilten
gewesen sei.
Eberhardt, Jacob, Büchsenmacher in Suhl.
Kurfürst Christian 1. machte ein «Geding» mit dem
Rohrschmiedehandwerk zu Suhl in Thüringen. Der
Graf Rochus Quirin von Lynor vermittelte es und
gab am 8. Mai 1391 eingehenden Bericht über den
Stand des Geschäftes in dem alten Waffenstädtchen:
600 Musketen dingt Lynor bei Jacob Eberhardt,
ferner 16 polnische Röhrlein. — 5° Musketen hat
Hans Werner, Büchsenmeister für Frankfurt a. M.,
400 für Rotenburg, 100 für Wintzhaim, 100 für
Nassau in Bestellung-. Simon Stoer arbeitet 2 Faust-
büchsen für Mainz, Plans Kayser 200 Schildhaken
mit Zünder für den Herzog von Württemberg, 150
blosse Rohre für Esslingen, Stuttgart u. s. w. Valten
Klett hat keine Bestellungen, Hans Kayser der
ältere hat 600 Rohre für Jacob Eberhardt in
Spandau geschmiedet. Georg Hausherrlein, Ja-
cob Sebert, Hans Lindenhan haben keine Be-
stellung. Cuntz Jung arbeitet für Bastian Meurer
in Nürnberg und für Strassburg, Steffen Klett,
Schlossmacher, macht 600 Pulverflaschen für Stadt
«Ense in Schweitzen» und 200 Musketen für Zürich.
Clauss Clett, Schlossmacher, liefert nach Frank-
furt a. M. Veyt Flewer hat keine Bestellung (Verz.
des Plofstaates 1554—1589, Loc. 8679).
Jene Meisternamen, welche ich auch sonst noch
in den Acten fand, werde ich in Nachstehendem er-
wähnen.
Ehmer (Eimer), PVanz, Tischler und Büchsen-
schäfter in Chemnitz, arbeitet 1574 Stühle und Gitter
für die Schlosskirche zu Augustusburg (Cop. 384
fol. 148 und am 18. Juli 1575 den Auftrag, ein Pürsch-
büchslein, das dem Kurfürsten gut gefiel, ins Zeug-
haus zu schicken (Cop. 407 fol. 117).
Fleischer, Hans, Biichsenschäfter, erhielt am
6. März 1590 300 fl. Vorschuss (Cop. 565 fol. 24).
Darüber, dass auch der Tischler Georg Fleischer
Büchsenschäfter gewesen sei, wie Erbstein angiebt,
fand ich in gegen 40, diesen Mann betreffenden Ur-
kunden keine Erwähnung.
Friese, Michael, Büchsenmacher in Dresden,
bittet am 22. Mai 1571 den Kurfürsten, ihm eine
Stelle bei Ple.rzog Adolf von Holstein zu verschaffen
(Cop. 367 fol. 28). Er war damals noch Geselle,
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