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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

DOI Heft:
11. Heft
DOI Artikel:
Bleuler, G.: Glefe oder Gertel - Waffe oder Werkzeug?
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0302

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284

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

Nr. 1 führen wir hier hauptsächlich deshalb an,
weil auch solche Messer, wenn sie das nöthige alte
Aussehen haben, gelegentlich als «Rossschinder» ver-
kauft werden. Ein solches Geräth kann aber nicht
einmal als richtige Bauernwaffe gelten, wenn man
darunter einen Gegenstand versteht, der zum Kampfe
besonders hergerichtet wurde, da diesfalls jeder Dorf-
schmied eine Spitze an die Klinge geschweisst hätte,
wodurch dann allerdings eine brauchbare Kriegshippe
entstanden wäre.
Nr. 2 ist jedenfalls zum gleichen Zweck erstellt
worden wie Nr. 3, ist aber entschieden keine Waffe,

nach Bickeln, Axen und Bielen, 36 Schwendt-
gertel1) und 20 Handgertei.
Im «Züghaus-Rodel» des Jahres 1661 figu-
rieren noch 33 Schwendtgertel, jetzt aber im An-
schluss an die Hallbarten, Spiesse und Mordäxe.
Im Inventar von 160O kommen noch keine Schwendt-
gertel vor.
Von diesen Schwendtgerteln, welche wir in
Fig. 5 darstellen, besitzt das Museum in Luzern noch
mehrere Exemplare; in anderen Sammlungen ist uns
ein einziges Stück bekannt, welches aber ebenfalls
das Zeichen von Luzern trägt.


Kg- 3-

Fig. 2.

da das Ding an einer Stange, auf welche die Tülle
am untern Ende der Eisenstange weist, keine Wucht
hätte.
Nr. 3 und 4 sind aber ganz ähnliche Geräthe
wie die «merovingische Glefe», womit wir glauben
den Nachweis erbracht zu haben, dass dies eben
auch keine Waffe ist.



Fig. 4.


Was nun die «Schweizerischen Glefen»
betrifft, wie sie Demminx) zeichnet, so giebt
es in schweizerischen Sammlungen zwei unter
sich sehr ähnliche und doch in ihrem Character
ganz verschiedene Geräthe, das eine ist ein Werk-
zeug, das andere scheint unzweifelhaft eine Waffe
zu sein.
Von den alten Zeughaus-Inventarien der Stadt
Luzern enthält zum ersten Mal der «<j5ügfjaus=No5el
öer Statt £ucern miei>crumf> crneiitueret A° J6\5»

*) «Die Kriegswaffen» (4. AufL), pag. 804, Fig. 2.

Das Messer ist sauber geschmiedet und trägt
da, wo die Spitze auf dem Rücken angesetzt ist,
auf der einen Seite eine Schmiedmarke, auf der an-
deren ein gotisches L als obrigkeitliches Eigenthums-
Zeichen. Die kurzen Schaftfedern sind nachträglich
angesetzt worden. Der ca. 1*20 m lange Stiel ist
ziemlich roh gearbeitet und hat einen quasi herz-
förmigen Querschnitt, was insoweit bemerkenswerth
ist, als dadurch nur eine Handhabe bequem ist und
zwar diejenige zum Gebrauch der Schneide, woraus
geschlossen werden muss, dass eine Verwendung der

1) Schwendten heisst roden, urbar machen durch Entfernen
von Gestrüpp.
 
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