Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0109
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Heft 2
DOI article:Simon, Karl: Beiträge zur Geschichte der Keramik in Frankfurt a. M.
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Diefer Eichhorn i[t derfelbe, der in einer Eingabe von 1602, mit drei anderen Häf-
nern aus Sad)[enRaufen [id) über die Eingriffe der Maurer in das Häfnerhandwerk
befchwert1.
Von drei Häfnergefellen, Peter Mangoit von Mühlhaufen, Nicolaus Be[d)ir von ttlei-
mar und Veltin Reichardt von Hainftadt, erfahren wir bei Gelegenheit einer Schlägerei2
(Ratsprotokoll 1583—1584, fol. 90).
Ein weiterer Häfner, Georg Vifd)er, „vonülnitj“, wird am 20. Mai 1584 Bürger (Bürger-
buch VI, fol. 331, v), nachdem ihm vom Rat die Erlaubnis erteilt worden war, „feinOfen-
kunft und Fjafnerhandwerckh alhie zu treiben“ (Ratsprotokoll vom 5. Mai 1584). Seine
Herkunft wird hier übrigens richtiger mit ölmütj angegeben; aifo auch er kommt aus
dem Often.
II. Ofenkachel und Fayence
Dem Pjiftorifchen Mufeum wurde vor einiger 3eit ein ovales Fayence-Reliefmedaillon
mit dem Bruftbild eines dornengekrönten Ecce homo angeboten, der in der ziemlich
hod) erhobenen Rechten den Rohrftab hält (Äbb. 1). Gewand, Haare und Bart mangan-
braun, Nimbus, Dornenkrone, Stab kräftig blau und auch herv°dretende üeile des
Körpers (Rippen ufw.) blau [chattiert. Links und rechts je ein Loch zum Aufhängern
Das Stück war um deswillen befonders intereffant, weil es auf der Rückfeite in Unter-
glasurblau ein F auf wies, das die fjerkunft aus der Frankfurter Fayencefabrik als
möglich erfcheinen ließ. Nun erinnerte ich mich, etwas Ähnliches irgendwo fdjon ge-
fehen zu haben — vielleicht in der ftädtifchen Ältertumsfammlung in Mainz. Meine
Erinnerung trog mich nicht, infofern dort eine die gleiche Darftellung zeigende, aus
rötlichem 'Con gefertigte Model vorhanden ift. Außerdem entfprecfjen diefer aber in
derfelben Sammlung einige andere Model in ganz genau der gleichen Art: fo das
Bruftbild einer „Mater dei“, der ein Schwert in die Bruft geht (Abb. 2), und die
Halbfigur eines Jofef, der den kleinen Jefus auf dem rechten Arm trägt, während die
Linke einen blühenden 3weig hält (Abb. 3).
Die Art der Anordnung, die gleiche Form und Größe und die übereinftimmende Be-
handlung fchließen die drei Stücke unmittelbar aneinander und weifen fie einer lüerk-
ftatt, einer Fjand zu.
Es find reizlofe Phyfiognomien mit ftarker, am Ende dreieckig herausfpringender
Nafe, ftarken, zum Mund hßruntergehenden Falten und weit geöffneten Augen zwi-
fchen großen Pupillen und fcßweren Lidern. Vortretende Backenknochen, kleiner Mund
mit einem 3ug von Verdroffenßeit, ftark gewelltes Haupt- bzw. Barthaar vervollftän-
digen die durchaus handwerklich, hafnermäßig durchgeführte, aber eine gewiffe ur-
fprüngliche Kraft verratende Erfcheinung. Der Nimbus in ftarkem Relief ift abwed)~
feind hohes fpitjes Dreieck und flammig gewellt. •
3u diefen drei Stücken gehört in derfelben Sammlung die allein erhaltene Hälfte
eines gleichen Medaillons des Johannes d. X. mit Buch und Lamm darauf in der
Linken, dem Kreuzesftab mit dem Infchriftbande des „Ecce agnus dei“ in der Rechten
(Abb. 4). Vollftändig erhalten ift das Medaillon eines Vefperbildes: Maria, fitjend in
Landfchaft, hält den Leichnam des Sohnes, der unterhalb ihrer zufammenknickt. Auch
hier fteckt ihr das Schwert in der Bruft. Im Hintergrund links die drei Kreuze; den
Himmel umfäumen üQolken (Abb. 5).
Die Cypen find etwas abweichend von den bisher genannten Arbeiten, doch die
Art der Behandlung etwa des Kopftuches der Maria, des Nimbus u. a. m. laffen das
1 Lauffer a.a.O. S.115. Das hier bei dem Namen des Matthias Hummel beigefefete Fragezeichen darf
wegfallen: „Mattbes Hummel, Hafner, von Horb am Neckar“ heiratet eine Bürgerswitwe und
wird am 29. Januar 1596 Bürger (Bürgerbuch 1586-1607, fol. 151).
2 Vgl. K. Simon: Nicolaus Bergner in Frankfurt. Monats!), f. Kunftwiff. XV, 1922. S. 65.
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nern aus Sad)[enRaufen [id) über die Eingriffe der Maurer in das Häfnerhandwerk
befchwert1.
Von drei Häfnergefellen, Peter Mangoit von Mühlhaufen, Nicolaus Be[d)ir von ttlei-
mar und Veltin Reichardt von Hainftadt, erfahren wir bei Gelegenheit einer Schlägerei2
(Ratsprotokoll 1583—1584, fol. 90).
Ein weiterer Häfner, Georg Vifd)er, „vonülnitj“, wird am 20. Mai 1584 Bürger (Bürger-
buch VI, fol. 331, v), nachdem ihm vom Rat die Erlaubnis erteilt worden war, „feinOfen-
kunft und Fjafnerhandwerckh alhie zu treiben“ (Ratsprotokoll vom 5. Mai 1584). Seine
Herkunft wird hier übrigens richtiger mit ölmütj angegeben; aifo auch er kommt aus
dem Often.
II. Ofenkachel und Fayence
Dem Pjiftorifchen Mufeum wurde vor einiger 3eit ein ovales Fayence-Reliefmedaillon
mit dem Bruftbild eines dornengekrönten Ecce homo angeboten, der in der ziemlich
hod) erhobenen Rechten den Rohrftab hält (Äbb. 1). Gewand, Haare und Bart mangan-
braun, Nimbus, Dornenkrone, Stab kräftig blau und auch herv°dretende üeile des
Körpers (Rippen ufw.) blau [chattiert. Links und rechts je ein Loch zum Aufhängern
Das Stück war um deswillen befonders intereffant, weil es auf der Rückfeite in Unter-
glasurblau ein F auf wies, das die fjerkunft aus der Frankfurter Fayencefabrik als
möglich erfcheinen ließ. Nun erinnerte ich mich, etwas Ähnliches irgendwo fdjon ge-
fehen zu haben — vielleicht in der ftädtifchen Ältertumsfammlung in Mainz. Meine
Erinnerung trog mich nicht, infofern dort eine die gleiche Darftellung zeigende, aus
rötlichem 'Con gefertigte Model vorhanden ift. Außerdem entfprecfjen diefer aber in
derfelben Sammlung einige andere Model in ganz genau der gleichen Art: fo das
Bruftbild einer „Mater dei“, der ein Schwert in die Bruft geht (Abb. 2), und die
Halbfigur eines Jofef, der den kleinen Jefus auf dem rechten Arm trägt, während die
Linke einen blühenden 3weig hält (Abb. 3).
Die Art der Anordnung, die gleiche Form und Größe und die übereinftimmende Be-
handlung fchließen die drei Stücke unmittelbar aneinander und weifen fie einer lüerk-
ftatt, einer Fjand zu.
Es find reizlofe Phyfiognomien mit ftarker, am Ende dreieckig herausfpringender
Nafe, ftarken, zum Mund hßruntergehenden Falten und weit geöffneten Augen zwi-
fchen großen Pupillen und fcßweren Lidern. Vortretende Backenknochen, kleiner Mund
mit einem 3ug von Verdroffenßeit, ftark gewelltes Haupt- bzw. Barthaar vervollftän-
digen die durchaus handwerklich, hafnermäßig durchgeführte, aber eine gewiffe ur-
fprüngliche Kraft verratende Erfcheinung. Der Nimbus in ftarkem Relief ift abwed)~
feind hohes fpitjes Dreieck und flammig gewellt. •
3u diefen drei Stücken gehört in derfelben Sammlung die allein erhaltene Hälfte
eines gleichen Medaillons des Johannes d. X. mit Buch und Lamm darauf in der
Linken, dem Kreuzesftab mit dem Infchriftbande des „Ecce agnus dei“ in der Rechten
(Abb. 4). Vollftändig erhalten ift das Medaillon eines Vefperbildes: Maria, fitjend in
Landfchaft, hält den Leichnam des Sohnes, der unterhalb ihrer zufammenknickt. Auch
hier fteckt ihr das Schwert in der Bruft. Im Hintergrund links die drei Kreuze; den
Himmel umfäumen üQolken (Abb. 5).
Die Cypen find etwas abweichend von den bisher genannten Arbeiten, doch die
Art der Behandlung etwa des Kopftuches der Maria, des Nimbus u. a. m. laffen das
1 Lauffer a.a.O. S.115. Das hier bei dem Namen des Matthias Hummel beigefefete Fragezeichen darf
wegfallen: „Mattbes Hummel, Hafner, von Horb am Neckar“ heiratet eine Bürgerswitwe und
wird am 29. Januar 1596 Bürger (Bürgerbuch 1586-1607, fol. 151).
2 Vgl. K. Simon: Nicolaus Bergner in Frankfurt. Monats!), f. Kunftwiff. XV, 1922. S. 65.
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