Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0122
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Heft 2
DOI article:Schröder, Hans: Lüneburger Terrakotten der Renaissance
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Äbb. 17.
finden wir fortlaufend zwei unglafierte tüappenmedaillons, nämlicß des Stifters und
feiner Gemahlin Änna von Bardewik. Das Garlopwappen ift ein f}undekopf (Äbb. 17).
Die fcßöne Sammlung von Gerrakotten, die das Lüneburger Mufeum beptß, kann
leider nur kurz geftreift werden. Sie ift befcßrieben durcß Franz Krüger im Ceilfüßrer
des Mufeums: Skulpturen und Formfteine (V, 1). Sie zäßlt 43 gute Stücke. Geilweife
entftammen fie der Gotik, ein großer Geil gehört in den befprocßenen Formenkreis der
Renaiffance. Im Vertrage mit Fßafe wird aucß erwäßnt, daß der Lüneburger Siegel*
meifter scßorstßene ßerftellen füllte, önter diefen „Scßornfteinen“ pnd Kamine zu ver-
ßeßen. Das Mufeum bept$t eine ganze Reiße folcßer Kaminftücke, die in äßnlicßer und
gleicher Äusformung aucß bei der Lübecker Klerkftatt wiederkeßren. Die Stücke muten nocß
alle feltfam gotifcß an, nur einzelne tragen Renaiffanceornamente. In äßnlicßer GCIeife
ßnd aucß die bis jefet auf Lübeck zurückgefüßrten Kaminfteine gearbeitet. Von diefen
Stücken füllen nur einige erwäßnt werden. So ein Poftamentftück (Nr. 347), das in ge-
gliederter Füllung zwei fteßende, mupzierende Kindergeftalten, darüber derbes Blatt-
ornament (Äbb. 18) aufweift. Seßr intereffant ift ein Poftament, das auf zwei auf-
einanderftoßenden Seiten Füllungen entßält. Die eine Füllung zeigt den bekannten
Joßannisknaben, andere einen Kopf in einem groben Blattornament (Äbb. 19/20)
(Nr. 348). Ein Kragftein, karnisartig gebogen, entßält in vertiefter Füllung eine
breitpeßende Geftalt in einfacßer Gracßt (Nr. 349). Gut gebildet pnd meßrere Fjalb-
fäulenfcßäße. Der abgebildete Scßaft (Äbb. 21) (Nr. 342) ift durcß Querbänder meßrfacß
gegliedert, dazwifcßen ift fein gezeicßnetes Laubwerk angebracßt. Eigenartig wirken
meßrere Friesftücke, die Laubwerk italienifcßen Gepräges mit gotifcßen Änklängen
zeigen, das pcß um einen mittleren Stab fcßlingt. Äußer meßreren Medaillons, wie
wir pe an Lüneburger Bürgerßäufern fanden, bepfct das Mufeum eine runde Platte
mit einem bärtigen Männerkopf, der ftark ßervortritt. Er ift nicßt glapert und ftammt
vom Fjaufe Gr. Bäckerßraße 29 (Nr. 361). Ein ftarker Gonblock trägt eine ftark ßervor-
tretende, gut ausgebildete Fratje auf der Vorderfeite (Äbb. 22) (Nr. 370). Mancße
Stüdte des Mufeums ßammen vom Garlop-Bau. (Uicßtig pnd drei Platten mit den Bild-
niffen Lutßers, Melancßtßons und Joßann Friedrieß II. von Sacßfen. Krüger feßneidet
bei diefen drei Bildniffen die Frage naeß dem Meißer an und ftellt durcß Stilvergleicßung
den Meifter Älbert von Soeß1 feft, der diefe Platten um 1580 gefeßaffen ßaben muß.
Es wurde alfo die Terrakottenkunft nocß zur diefes Meifters in Lüneburg
gepßegt. Im allgemeinen feßeint unfere Kunft aber um 1560 außer Mode gekommen
zu fein, denn das bekannte Renaiffanceßaus, das Franz von tlli^endorff pcß im Jaßre
1559 in der Bardowieckerftraße erbauen ließ, und meßrere andere Käufer diefer Ärt
1 Vgl. Dr. Beßndte, Älbert von Soeß. Straßburg 1901. S. 63.
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finden wir fortlaufend zwei unglafierte tüappenmedaillons, nämlicß des Stifters und
feiner Gemahlin Änna von Bardewik. Das Garlopwappen ift ein f}undekopf (Äbb. 17).
Die fcßöne Sammlung von Gerrakotten, die das Lüneburger Mufeum beptß, kann
leider nur kurz geftreift werden. Sie ift befcßrieben durcß Franz Krüger im Ceilfüßrer
des Mufeums: Skulpturen und Formfteine (V, 1). Sie zäßlt 43 gute Stücke. Geilweife
entftammen fie der Gotik, ein großer Geil gehört in den befprocßenen Formenkreis der
Renaiffance. Im Vertrage mit Fßafe wird aucß erwäßnt, daß der Lüneburger Siegel*
meifter scßorstßene ßerftellen füllte, önter diefen „Scßornfteinen“ pnd Kamine zu ver-
ßeßen. Das Mufeum bept$t eine ganze Reiße folcßer Kaminftücke, die in äßnlicßer und
gleicher Äusformung aucß bei der Lübecker Klerkftatt wiederkeßren. Die Stücke muten nocß
alle feltfam gotifcß an, nur einzelne tragen Renaiffanceornamente. In äßnlicßer GCIeife
ßnd aucß die bis jefet auf Lübeck zurückgefüßrten Kaminfteine gearbeitet. Von diefen
Stücken füllen nur einige erwäßnt werden. So ein Poftamentftück (Nr. 347), das in ge-
gliederter Füllung zwei fteßende, mupzierende Kindergeftalten, darüber derbes Blatt-
ornament (Äbb. 18) aufweift. Seßr intereffant ift ein Poftament, das auf zwei auf-
einanderftoßenden Seiten Füllungen entßält. Die eine Füllung zeigt den bekannten
Joßannisknaben, andere einen Kopf in einem groben Blattornament (Äbb. 19/20)
(Nr. 348). Ein Kragftein, karnisartig gebogen, entßält in vertiefter Füllung eine
breitpeßende Geftalt in einfacßer Gracßt (Nr. 349). Gut gebildet pnd meßrere Fjalb-
fäulenfcßäße. Der abgebildete Scßaft (Äbb. 21) (Nr. 342) ift durcß Querbänder meßrfacß
gegliedert, dazwifcßen ift fein gezeicßnetes Laubwerk angebracßt. Eigenartig wirken
meßrere Friesftücke, die Laubwerk italienifcßen Gepräges mit gotifcßen Änklängen
zeigen, das pcß um einen mittleren Stab fcßlingt. Äußer meßreren Medaillons, wie
wir pe an Lüneburger Bürgerßäufern fanden, bepfct das Mufeum eine runde Platte
mit einem bärtigen Männerkopf, der ftark ßervortritt. Er ift nicßt glapert und ftammt
vom Fjaufe Gr. Bäckerßraße 29 (Nr. 361). Ein ftarker Gonblock trägt eine ftark ßervor-
tretende, gut ausgebildete Fratje auf der Vorderfeite (Äbb. 22) (Nr. 370). Mancße
Stüdte des Mufeums ßammen vom Garlop-Bau. (Uicßtig pnd drei Platten mit den Bild-
niffen Lutßers, Melancßtßons und Joßann Friedrieß II. von Sacßfen. Krüger feßneidet
bei diefen drei Bildniffen die Frage naeß dem Meißer an und ftellt durcß Stilvergleicßung
den Meifter Älbert von Soeß1 feft, der diefe Platten um 1580 gefeßaffen ßaben muß.
Es wurde alfo die Terrakottenkunft nocß zur diefes Meifters in Lüneburg
gepßegt. Im allgemeinen feßeint unfere Kunft aber um 1560 außer Mode gekommen
zu fein, denn das bekannte Renaiffanceßaus, das Franz von tlli^endorff pcß im Jaßre
1559 in der Bardowieckerftraße erbauen ließ, und meßrere andere Käufer diefer Ärt
1 Vgl. Dr. Beßndte, Älbert von Soeß. Straßburg 1901. S. 63.
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