Kad>elmodel aus den tüerkftätten „Veft“ und
„Leupold“ im Germanifcben Nationalmufeum,
Nürnberg Mit sieben Abbildungen auf zwei Tafeln / Von W. FRIES
Was Ijier veröffentlicht wird, ift wiffenfchaftliches Rohmaterial. Das heißt: Eine
zusammengehörige Gruppe der Kachelmodel-Sammlung des Germanifchen National-
mufeums foll, lediglich mit den nötigften Anmerkungen verfehen, bekannt ge-
macht werden, ohne vorhergegangene ardpvalifche Forfchungen (die eigentlich unerläß-
lich wären), um das wichtige Material nicht länger unbekannt ruhen zu laffen.
Die Gruppe fteht in 3ufammenhang mit den Cüerkftätten „Veft“ und „Leupold“ und
ift geeignet, unfere Kenntnis diefer Cüerkftätten zu erweitern und in einigen Punkten
richtigzuftellen.
Die h^r befprochenen Kachelmodel (oder Kachelmatrizen; aber nicht Kachelmodelle,
wie man oft unrichtig zu lefen bekommt) wurden 1901 bei C. Cü. Fleifchmann in Nürn-
berg erworben1; die weitere Provenienz ift unbekannt. Es find fjohlformen aus un-
glafiertem, gebranntem Con, teils von weißgrauer, teils von rötlicher Farbe. Auf den
gefieberten Nürnberger Stücken wurde vorwiegend die weißliche Farbe des Cons feft-
geftellt. Für Creußen find weiß und rötlich brennende Conarten bezeugt. —
Das wichtigfte Stück der Veft-Reihe ift ein Originalmodel von Johannes Veft, der
als ältefter Sohn Cafpar (I.) Vefts am 3. Februar 1575 in Creußen geboren, ungefäh-
1598—1605 in Nürnberg bei Cüolfgang Leupold tätig war, ab 8. Januar 1605 in Frankr
furt a. M. arbeitete und 1611 geftorben ift. Es ift ein ovaler Model von rötlichem
Scherben, 16,3 cm lang, 11,5 cm breit, mit einer Darftellung des Evangeliften Markus
Die Abbildungen la und lb laffen eine Befchreibung entbehren. Es war die Matrize
für ein Kachelmittelfeld — wahrfcheinlid) hat urfprüglid) die ganze Serie der vier
Evangeliften exiftiert —, das dann noch mit Dilfe befonderer ßohlformen ornamental
gerahmt war. Für das Vorkommen ovaler Mittelteile vgl. Eber2, Abb. auf S. 51.
Der Model ift auf Vorder- und Rückfeite bezeichnet und datiert. Vorn, auf einer vom
Löwen gehaltenen Cafel, fteht in Spiegelfchrift und erhaben:
4 4
r“* Auf der Rückfeite, vor dem Brand eingeri&t: r“ Darunter 1597.
cv crv
Johannes Veft
von Creufen
anno 1597
Leider ift das Stück in der Mitte durchgebrochen und mußte gekittet werden.
Die Signaturen find fo zu interpretieren, daß Johannes Veft, der zu diefer 3eit noch
im Cüerkftattverband feines Vaters arbeitete (da er Cafpar Vefts Dausmarke führt), diefe
Matrize hergeftellt hat. worauf fie im Cafpar-Veft-Atelier benütjt wurde. Er war alfo
1597 noch bei feinem Vater in Creußen tätig. Die ausführliche Signatur des Stückes
und die fubtile künftlerifche Ausarbeitung desfelben legen den Gedanken nahe, daß es
fid) um das Meifterftück des Johannes Veft handelt. Jedenfalls fteht es kompofitionell
und technifd) über den meiften für Joh- Veft beanfpruchten Arbeiten.
In den Johannes-Veft-Kreis wurde von (üalcher2 (S. 104) der Ofen mit den aus-
erwählten Juden auf Schloß Ottenftein einbezogen und Simon2 (S. 66 f.) ift ihm gefolgt.
1 Mit Ausnahme des erftbefproebenen Stückes, das aus „alten Befänden“ des Mufeums flammt.
3 Siebe Literatur-Verzeichnis am Schluß des Äuffatjes.
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„Leupold“ im Germanifcben Nationalmufeum,
Nürnberg Mit sieben Abbildungen auf zwei Tafeln / Von W. FRIES
Was Ijier veröffentlicht wird, ift wiffenfchaftliches Rohmaterial. Das heißt: Eine
zusammengehörige Gruppe der Kachelmodel-Sammlung des Germanifchen National-
mufeums foll, lediglich mit den nötigften Anmerkungen verfehen, bekannt ge-
macht werden, ohne vorhergegangene ardpvalifche Forfchungen (die eigentlich unerläß-
lich wären), um das wichtige Material nicht länger unbekannt ruhen zu laffen.
Die Gruppe fteht in 3ufammenhang mit den Cüerkftätten „Veft“ und „Leupold“ und
ift geeignet, unfere Kenntnis diefer Cüerkftätten zu erweitern und in einigen Punkten
richtigzuftellen.
Die h^r befprochenen Kachelmodel (oder Kachelmatrizen; aber nicht Kachelmodelle,
wie man oft unrichtig zu lefen bekommt) wurden 1901 bei C. Cü. Fleifchmann in Nürn-
berg erworben1; die weitere Provenienz ift unbekannt. Es find fjohlformen aus un-
glafiertem, gebranntem Con, teils von weißgrauer, teils von rötlicher Farbe. Auf den
gefieberten Nürnberger Stücken wurde vorwiegend die weißliche Farbe des Cons feft-
geftellt. Für Creußen find weiß und rötlich brennende Conarten bezeugt. —
Das wichtigfte Stück der Veft-Reihe ift ein Originalmodel von Johannes Veft, der
als ältefter Sohn Cafpar (I.) Vefts am 3. Februar 1575 in Creußen geboren, ungefäh-
1598—1605 in Nürnberg bei Cüolfgang Leupold tätig war, ab 8. Januar 1605 in Frankr
furt a. M. arbeitete und 1611 geftorben ift. Es ift ein ovaler Model von rötlichem
Scherben, 16,3 cm lang, 11,5 cm breit, mit einer Darftellung des Evangeliften Markus
Die Abbildungen la und lb laffen eine Befchreibung entbehren. Es war die Matrize
für ein Kachelmittelfeld — wahrfcheinlid) hat urfprüglid) die ganze Serie der vier
Evangeliften exiftiert —, das dann noch mit Dilfe befonderer ßohlformen ornamental
gerahmt war. Für das Vorkommen ovaler Mittelteile vgl. Eber2, Abb. auf S. 51.
Der Model ift auf Vorder- und Rückfeite bezeichnet und datiert. Vorn, auf einer vom
Löwen gehaltenen Cafel, fteht in Spiegelfchrift und erhaben:
4 4
r“* Auf der Rückfeite, vor dem Brand eingeri&t: r“ Darunter 1597.
cv crv
Johannes Veft
von Creufen
anno 1597
Leider ift das Stück in der Mitte durchgebrochen und mußte gekittet werden.
Die Signaturen find fo zu interpretieren, daß Johannes Veft, der zu diefer 3eit noch
im Cüerkftattverband feines Vaters arbeitete (da er Cafpar Vefts Dausmarke führt), diefe
Matrize hergeftellt hat. worauf fie im Cafpar-Veft-Atelier benütjt wurde. Er war alfo
1597 noch bei feinem Vater in Creußen tätig. Die ausführliche Signatur des Stückes
und die fubtile künftlerifche Ausarbeitung desfelben legen den Gedanken nahe, daß es
fid) um das Meifterftück des Johannes Veft handelt. Jedenfalls fteht es kompofitionell
und technifd) über den meiften für Joh- Veft beanfpruchten Arbeiten.
In den Johannes-Veft-Kreis wurde von (üalcher2 (S. 104) der Ofen mit den aus-
erwählten Juden auf Schloß Ottenftein einbezogen und Simon2 (S. 66 f.) ift ihm gefolgt.
1 Mit Ausnahme des erftbefproebenen Stückes, das aus „alten Befänden“ des Mufeums flammt.
3 Siebe Literatur-Verzeichnis am Schluß des Äuffatjes.
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